Bevorstehender VulkanausbruchErdoberfläche in Island durch Magma stark angehoben – Anzeichen für Eruption verdichten sich

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Magma und heiße Lava strömen aus einem Vulkan auf der Reykjanes-Halbinsel. Forscher fürchten einen verheerenden Vulkanausbruch eines 15 Kilometer langen Magmatunnels. Es könnte die verheerendste Eruption seit 50 Jahren auf Island sein. (Archivbild)

Auf der Reykjanes-Halbinsel droht der verheerendste Vulkanausbruch auf Island seit 50 Jahren. Vulkanologen sprechen von einer „Katastrophe“, sollte der Magmatunnel unter dem Ort Grindavík ausbrechen. (Archivbild)

Forscher fürchten den verheerendsten Vulkanausbruch auf Island seit 50 Jahren und beobachten beunruhigende Verformungen am Magmatunnel.

Die Anzeichen für den verheerendsten Vulkanausbruch auf Island seit 50 Jahren verdichten sich weiter stark. Meteorologen des isländischen Wetterdienstes beobachten weiterhin eine starke Veränderung der Erdoberfläche nahe dem Ort Grindavík, der durch den Magmatunnel stark angehoben wird. Ein riesiges unterirdisches Magmabecken füllt sich weiter.

Täglich seien in den vergangenen Tagen jeweils zwischen 1500 und 1800 Erdbeben registriert worden, die allerdings alle unter einem Wert von 2,0 auf der Richter-Skala lagen, heißt es in einer aktuellen Einschätzung zur Gefahrenlage. Das sich stark bewegende Magma habe die Erdoberfläche auf der Reykjanes-Halbinsel stark deformiert, Abschnitte über dem Magmatunnel würden weiter deutlich angehoben.

Vulkanausbruch auf Island: Erdoberfläche verformt sich über riesigem Magmabecken

„Die Anhebung der Erdkruste ist auch nahe dem Kraftwerk Svartsengi deutlich zu erkennen und hält weiter an. Die Geschwindigkeit ist in den vergangenen 24 Stunden gleichgeblieben“, erklärten die Meteorologen des isländischen Wetterdienstes weiter. Eine Eruption des 15 Kilometer langen Magmatunnels sei nach wie vor wahrscheinlich.

Die Einschätzung teilt auch der isländische Katastrophenschutz. „Die Lage ist unverändert, ein Ausbruch ist allerdings weiter eher eine Frage von Tagen, als von Wochen oder Monaten“, betonte die Behörde am Mittwoch. Am Donnerstag wurde die Warnung für die Region um Grindavík vorläufig dennoch um eine Stufe auf Gelb hinabgestuft.

Grund dafür sei eine derzeit sich entwickelnde, aber dennoch stabile Lage. Ein Ausbruch bleibe allerdings ein sehr wahrscheinliches Szenario. Erst am Wochenende hatten die Geologen festgestellt, dass große Teile des Magmas in ein unterirdisches Becken südwestlich von Grindavík laufen würden.

Vulkanausbruch auf Island steht kurz bevor – große Magmabecken bewegen sich Richtung Oberfläche

Forscher gehen davon aus, dass pro Sekunde große Mengen an Magma in das unterirdische Reservoir unweit des Erdwärme-Kraftwerks Svartsengi ablaufen würden. Das Becken liege etwa 4,5 Kilometer unter der Erdoberfläche, pro Sekunde würden etwa 50 Kubikmeter Magma dort hineinfließen, erklärte der Vulkanologe Thorvaldur Thordarson der isländischen Zeitung „Morgunblaðið“.

Der Magmatunnel unter der Stadt Grindavík hat zahlreiche Risse in der Erdoberfläche verursacht. Im Zentrum des Ortes hat sich ein großer Erdspalt gebildet.

Der Magmatunnel unter der Stadt Grindavík hat zahlreiche Risse in der Erdoberfläche verursacht. Im Zentrum des Ortes hat sich ein großer Erdspalt gebildet.

Das Kraftwerk liegt unweit des Ortes Grindavík, der bereits seit fast zwei Wochen evakuiert ist und in dessen Zentrum sich ein großer Erdspalt gebildet hat. Am Mittwoch hatte der Krisenstab mitgeteilt, dass weitere Schutzmaßnahmen um das Kraftwerk herum getroffen wurden, um eine Beschädigung durch einen Vulkanausbruch abzuwenden. 

Vulkanausbruch auf Island: „Eine Eruption in Grindavík wäre eine Katastrophe“

Vídir Reynisson, Chef der isländischen Polizeibehörde, erklärte zudem, dass ein Team ausländischer Experten die Möglichkeit prüfe, Wasser auf möglicherweise austretende Lava zu pumpen und so eine Ausbreitung der heißen Substanz auf der Reykjanes-Halbinsel einzudämmen. Das sagte Reynisson dem Sender RÚV.

Das isländische Verteidigungsministerium schätzt, dass sich das Magma mittlerweile keine 500 Meter mehr unter der Erdoberfläche befindet. „Eine Eruption in Grindavík wäre eine Katastrophe“, erklärte der Geologe Ármann Höskuldsson dem Radiosender RÚV.

Reykjanes-Halbinsel: Forscher befürchten verheerende Katastrophe bei Vulkanausbruch auf Island

Neben einem Vulkanausbruch an Land mit viel Lava und heißem Gestein wäre auch ein Ausbruch unter Wasser möglich, da der Magmatunnel in den Atlantik mündet. Eine Eruption unter Wasser würde eine große Rauchwolke verursachen, die nicht nur die Luft über Island verschmutzen würde, sondern auch Einfluss auf die Luftqualität auf dem europäischen Festland hätte.

Sollte der Magmatunnel unter der Reykjanes-Halbinsel explodieren, wäre es der verheerendste Vulkanausbruch auf Island seit dem Jahr 1973. Damals brach der Eldfell auf der Inselgruppe Vestmannaeyjar aus und spuckte mehr als 100 Kubikmeter Lava pro Sekunde in die Atmosphäre.

Vulkanausbruch auf Island: Verheerendste Eruption seit 50 Jahren befürchtet

Die drohende Katastrophe im Südwesten Islands wurde durch seismische Aktivitäten am Berg Thorbjörn ausgelöst, durch den insgesamt vier Magmatunnel in einer Kraterlandschaft nördlich von Grindavík entstanden sind. Sie liegen überwiegend unter dem Gebirge Svartsengi, nachdem auch das Kraftwerk benannt ist.

Drei der vier Magmatunnel sind bereits in den vergangenen Jahren abseits von Dörfern oder Ortschaften ausgebrochen. Beim vierten Tunnel droht die verheerendste Eruption. Sie könnte bald bevorstehen. „Die Tatsache, dass das Magma fast an der Erdoberfläche ist, lässt einen zeitnahen Ausbruch vermuten“, sagte Benedikt Ófeigsson vom isländischen Wetterdienst dem Sender RÚV. (shh)

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