Geld für Start-upsKölner Finanzierungsexperte sieht „unheimliche Kapitalschwemme“

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Nicolas Gabrysch, Partner der Wirtschaftskanzlei Osborne Clarke.

Nicolas Gabrysch, Partner der Wirtschaftskanzlei Osborne Clarke.

Köln – Die Gelegenheit für Gründer an frisches Geld zu kommen, ist derzeit so gut wie selten. Das sagt Nicolas Gabrysch, Kölner Kenner der Szene für Wagniskapitalfinanzierungen. Gabrysch hat als Partner der Kanzlei Osborne Clarke aus Köln heraus unter anderem zuletzt der Digitalbank N26 dabei geholfen, 700 Millionen Euro für das weitere Wachstum einzuwerben.

Die niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten treiben Investoren weiterhin in Anlageformen wie Aktien, Immobilien und Risikobeteiligungen an jungen und wachsenden Firmen. Es seien so viele Kapitalgeber auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten, dass es mitunter zu „absurden Themen“ komme, berichtet Gabrysch in „ekonomy mit K“, dem Wirtschaftspodcast des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

So hätten schon Firmengründer, die nicht direkt auf Angebote von Investoren reagierten, zwei Tage später vom selben Investor ein verbessertes Angebot erhalten – ganz ohne etwas zu tun. Dies geschehe „aus Angst der Investoren, diesen Deal irgendwie zu verlieren“, berichtet Gabrysch. In der Szene werde zunehmend kritisch darauf geschaut, ob man „sich nicht in einer beginnenden Blase“ befinde.

In Deutschland gibt es mittlerweile etwa zwanzig sogenannte Einhörner. Damit sind Unternehmen gemeint, die noch relativ jung sind und mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden. Das hänge unter anderem mit der „unheimlichen Kapitalschwemme“ zusammen, so Wirtschaftsjurist Gabrysch. In Köln gibt es noch kein Einhorn, doch er setze darauf, dass das Übersetzungsportal DeepL „das Rennen vielleicht machen könne“. Das Unternehmen aus Köln-Ehrenfeld gehört zu den Mandanten von Osborne Clarke und ist zuletzt extrem stark gewachsen.


Podcast „ekonomy mit K“

Das komplette Gespräch mit Nicolas Gabrysch können Sie auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort dazu nach „ekonomy mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Unter anderem finden Sie dort auch Interviews mit Gaffel-Chef Heinrich Philipp Becker, Biontech-Chef Uğur Şahin oder Mühlenkölsch-Chefin Melanie Schwartz.

Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keine der künftigen Ausgaben. Alternativ können Sie das Gespräch auch hier hören.

Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier: https://www.ksta.de/podcast


Bei reiferen Firmen, die etwa dreistellige Millionenbeträge an Kapital benötigen, zählen weiterhin vor allem US-amerikanische und asiatische Investoren zu den Geldgebern, berichtet Gabrysch. In den USA seien nicht nur größere Fonds beheimatet, sondern auch die Herangehensweise oft anders. Bei Vorgaben an die Firmengründer kürzten US-Investoren schon mal die Hälfte an den Bedingungen heraus und seien „laxer“ als Geldgeber aus Deutschland.

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Auch wenn Berlin mittlerweile mit Abstand der wichtigsten Standort für Start-ups sei, habe Köln vor allem eine große Szene an sogenannten „Business Angels“. Damit sind vermögende Personen gemeint, die sehr früh in Firmen investieren und mit ihren Kontakten zu ersten Aufträgen und Wachstum verhelfen. „Diese Angels spielen eine enorm große Rolle, weil sie den initialen Schub geben“, so Gabrysch.

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