Kölner Uhren-Start-upChronext will 230 Millionen Euro für Börsengang einsammeln

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Chronext

Chronext verkauft in seinem Onlineshop Luxusuhren.

Köln – Der Köln-Schweizer Online-Händler von Luxusuhren Chronext plant, bei einem Börsengang 250 Millionen Schweizer Franken, umgerechnet rund 230 Millionen Euro, von Investoren einzusammeln. Das kündigte das Unternehmen am Freitag an. Zum angestrebten Börsenwert machte Chronext keine Angaben – laut der Nachrichtenagentur Reuters, die sich auf mit der Sache vertraute Personen beruft, könnte dieser jedoch rund eine Milliarde Euro betragen. Der Börsengang soll im vierten Quartal 2021 abgeschlossen werden.

2020 mehr als 100 Millionen Euro umgesetzt

2013 wurde Chronext von Philipp Man und Ludwig Wurlitzer gegründet, hat seinen Firmensitz im Schweizer Ort Zug Ort, beschäftigt in Mans Kölner Heimat im Stadtteil Ehrenfeld jedoch zahlreiche Angestellte im Management, als Uhrenmacher, Verkäuferinnen und in der Logistik. Eigenen Angaben zufolge arbeiten insgesamt rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Chronext. 

Das Geschäft des E-Commerce-Unternehmens ist der Handel mit neuen und gebrauchten Luxusuhren. Rund 7000 Uhrenmodelle von 49 Marken bietet das Start-up zum Verkauf an. Im Jahr 2020 durchbrach Chronext erstmalig die 100-Millionen-Euro-Umsatzmarke und lieferte in 62 Länder. Seit 2013 habe der Uhrenhändler mehr als 100.000 Kunden bedient, teilt er mit.

In den erstens sechs Monaten dieses Jahres hat Chronext seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 20,3 Prozent auf 53,18 Millionen Euro gesteigert. Am Ende des Jahres soll gar ein Plus um 40 Prozent stehen. Chronext-Chef Man will dies durch eine Zunahme des Bestellvolumens und des durchschnittlichen Bestellwerts erreichen.

Uhren aus dem Sortiment genommen

Letzteres war durch eine stärkere Fokussierung auf höherpreisige Luxusuhren im vergangenen Jahr gelungen. Knapp 3000 Uhren nahm Chronext damals aus dem Sortiment. „Seitdem wir das gemacht haben, ist der Umsatz um 50 Prozent gestiegen, wir versenden gleichzeitig aber fast 50 Prozent weniger Pakete“, sagte Chronext-Geschäftsführer Philipp Man im März 2020 dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das Ergebnis: Statt durchschnittlich 4604 Euro im Jahr 2019 betrug der Warenkorbwert 2020 im Schnitt 7111 Euro. 

„Wir sind seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2013 sehr schnell gewachsen und wollen Chronext nun an die Börse bringen“, sagte Man nun laut Mitteilung des Unternehmens. Damit verschaffe sich Chronext die finanzielle Flexibilität, „um von den beispiellosen Veränderungen im Luxusuhrensegment zu profitieren und in dem strukturell noch wenig entwickelten Online-Markt weiter zu wachsen“.

Das Beratungsunternehmen McKinsey schätzte den Markt für Luxusuhren 2019 auf weltweit 55 Milliarden Euro und prophezeit ein Wachstum auf bis zu 73 Milliarden Euro im Jahr 2025. Fast jeder vierte Uhrenkauf werde dann vermutlich online erfolgen, aktuell sei es knapp mehr als jeder neunte. Chronext will als etablierter Online-Händler von diesen Entwicklungen profitieren – und geht sogar davon aus, dass in Zukunft fast jeder Kauf einer Luxusuhr mit einer Online-Suche beginnt und über E-Commerce abgewickelt oder initiiert wird.

Um Wachstums- und Profitabilitätsziele zu erreichen, straffte Chronext im Frühjahr 2020 seine Organisation und entließ Dutzende Angestellte. Profitabel war Chronext im vergangenen Jahr allerdings noch nicht. Wie ein Sprecher Anfang des Jahres sagte, hätten die Verwerfungen in der Corona-Krise, von denen Chronext als Digitalunternehmen insgesamt profitiert hat, dieses Ziel vorerst in den Hintergrund gerückt.

Chronext will in neue Regionen expandieren

Die Notierung von Chronext erfolgt an der Schweizer Börse SIX. Neben Aktien im Volumen von 250 Millionen Schweizer Franken könnten darüber hinaus laut „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ Finanzinvestoren und Gründer Anteile im Wert von rund 100 Millionen Franken veräußern.

„Chronext beabsichtigt, einen Teil des Nettoerlöses aus dem Börsengang zu verwenden, um das organische Wachstum voranzutreiben, das Produktangebot zu erweitern und in neue geografische Regionen zu expandieren“, heißt es vom Unternehmen. Konkret nennt Chronext Spanien, Belgien und „bestimmte nordische Länder“, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Australien.

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Außerdem sollen mit dem Geld weitere Abhol-Standorte eröffnet sowie in die Technologie des Unternehmens investiert werden. Dabei gehe es um die bessere Integration mit Händlern und Marken sowie die Weiterentwicklung einer mobilen Anwendung. Darüber hinaus denkt Chronext auch über Übernahmen von Luxusuhren-Plattformen sowie Uhrenwerkstätten außerhalb der Chronext-Kernmärkte nach.

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