Mikrofon-PanneAfD-Politiker hofft auf „dramatischen“ Winter in Deutschland

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Harald Weyel PA 070922

Harald Weyel (AfD) spricht bei einer Plenarsitzung im Deutschen Bundestag

Berlin/Köln – Mehrere AfD-Politiker sind durch eine Mikrofon-Panne in Bedrängnis geraten. Bei einer Veranstaltung der AfD-Fraktion am Dienstag in Berlin zur Energiepolitik sinnierten die Politiker auf dem Podium über die drohende Preiskrise im Herbst, ohne zu realisieren, dass das Mikrofon auf dem Podium noch angeschaltet war. So wurden unter anderem die Worte des Bundestagsabgeordneten und AfD-Sprechers für Europapolitik, Harald Weyel, für jedermann hörbar. Der CDU-Abgeordnete Johannes Steiniger postete ein Video der Mikrofon-Panne am Dienstagabend auf Twitter.

Vor laufender Kamera unterhielten sich Weyel und der AfD-Abgeordnete Rainer Kraft über den kommenden Winter. „So dramatisch“, werde die Situation im Winter, erklärte Kraft. Weyel entgegnete: „Man muss sagen hoffentlich, oder? Wenn’s nicht dramatisch genug wird, dann geht es so weiter wie bisher.“ Die Äußerungen waren im Tiktok-Stream der Partei, der unbemerkt weiterlief, gut hörbar.

Widerspruch für Harald Weyel von AfD-Kollegen

Unwidersprochen blieb Weyels Einwurf jedoch nicht. „Harald, das ist jetzt sehr unschön“, entgegnete Parteikollege Kraft. Der Bergisch-Gladbacher AfD-Politiker Helmut Waniczek warf zudem ein: „Wenn es nicht dramatisch wird, dann ist eh okay. Dann braucht's die AfD offensichtlich nicht.“

Alles zum Thema Karl Lauterbach

Auf Parteilinie befindet sich Weyel, zumindest gemessen an offiziell Verlautbarungen der Partei, nicht. Schließlich betont die Partei stets, sich für die Bürger und Bürgerinnen einsetzen zu wollen, die am stärksten von der Energiekrise und hohen Preisen betroffen sind. So forderte die AfD auch ein Ende der Sanktionen gegen Russland, um die Interessen deutscher Bürger zu schützen. Bei Weyel klang das nun anders.

Scharfe Kritik von Buschmann und Lauterbach

Das sorgte prompt für scharfe Kritik aus anderen politischen Lagern. So schrieb Steiniger zu seinem Tweet, die AfD zeige „wieder ihr unpatriotisches Gesicht“. Eigentlich hassten „AfD’ler“ Deutschland, so der CDU-Politiker. Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) reagierte auf die Mikrofon-Panne. „Während sich die Koalition gerade auf ein Entlastungspaket geeinigt hat, hofft die AfD auf eine dramatische Lage im Winter“, schrieb Buschmann bei Twitter. „Das zeigt einmal mehr das wahre und beschämende Gesicht der AfD: Sie hat nicht das geringste Interesse daran, etwas für die Menschen in diesem Land zu tun.“

„Wie zynisch die #noafd ist“, schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unterdessen. „Es ist kaum zu glauben. Man hofft auf einen dramatischen Winter damit man mit der Not der Menschen Gewalt auf der Straße provozieren kann. Demokraten müssen in der Not zusammenhalten. Die AfD gehört nicht dazu.“

AfD-Politiker Weyel reagiert auf Wirbel um Mikro-Panne

Auch abseits der politischen Arena entbrannte viel Kritik an AfD-Politiker Weyel und den versehentlich veröffentlichten Worten. Der Videomitschnitt wurde zahlreich als „vorhersehbar“ und „ekelhaft“ kommentiert. Bis zum Mittwochnachmittag wurde das von Steiniger veröffentlichte Video bereits mehr als 430.000 Mal abgerufen. Der Tweet des CDU-Politikers erhielt mehr als 14.500 Likes.

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Harald Weyel, hauptsächlich in der Kritik, reagierte schließlich am Mittwoch auf den Wirbel um seine Aussagen. Gegenüber dem „Stern“ sagte der AfD-Politiker: „Ich wollte meiner Befürchtung Ausdruck geben, dass nur eine Zuspitzung der sich abzeichnenden Krise dazu führen wird, dass die politisch Verantwortlichen endlich die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Krise zu bekämpfen.“ Eine Verschärfung der Krise wünsche er sich „selbstverständlich“ nicht.

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