„Kann keine Reden mehr halten“Spekulationen über Gesundheitszustand von Diktator Lukaschenko

Lesezeit 3 Minuten
Letzter öffentlicher Auftritt: Alexander Lukaschenko (r.) im Gespräch mit Wladimir Putin (l.) bei der Militärparade am 9. Mai in Moskau. Der belarussische Diktator reiste vorzeitig ab – und wurde seitdem nicht mehr gesehen.

Letzter öffentlicher Auftritt: Alexander Lukaschenko (r.) im Gespräch mit Wladimir Putin (l.) bei der Militärparade am 9. Mai in Moskau. Der belarussische Diktator reiste vorzeitig ab – und wurde seitdem nicht mehr gesehen.

Seit der Militärparade in Moskau ist Alexander Lukaschenko nicht mehr gesehen worden. Laut eines Berichts ist der Diktator „ernsthaft erkrankt“.

Nachdem der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko am Sonntag (14. Mai) nicht bei einer Zeremonie in der Hauptstadt Minsk erschienen ist, gibt es Spekulationen über den Gesundheitszustand des Vertrauten von Russlands Präsident Wladimir Putin.

In der Öffentlichkeit wurde Lukaschenko, der als „letzter Diktator“ Europas gilt, zuletzt als Gast bei der Militärparade in Moskau anlässlich des „Tag des Sieges“ am 9. Mai gesehen. Dort reiste der Belarusse offenbar vorzeitig ab – und ist seitdem nicht mehr aufgetaucht. 

Wladimir Putins Verbündeter: Wo steckt Alexander Lukaschenko?

Am Sonntag verlas Premierminister Roman Golowtschenko lediglich eine Botschaft Lukaschenkos während einer jährlichen Zeremonie, bei der junge Menschen der Flagge des ehemaligen Sowjetstaates die Treue schwören, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur BelTA.

Seit Lukaschenkos vorzeitiger Abreise aus Moskau haben die belarussischen Behörden keinen Grund für die Abwesenheit des Präsidenten genannt. Gegenüber der englischen Zeitung „The Guardian“ lehnte Lukaschenkos Büro eine Stellungnahme ab. Auch in den belarussischen Medien wird kein Grund für das tagelange Verschwinden des Diktators genannt.

Alexander Lukaschenko verpasst erstmal Gedenkveranstaltung

Bei einer Veranstaltung in Minsk zum Jahrestag des Sieges über Nazideutschland sprach Lukaschenko erstmals in seiner langen Präsidentschaft nicht. 

Angaben des oppositionellen Nachrichtensenders Euroradio zufolge wurde Lukaschenko am Samstag in eine Eliteklinik in Minsk gebracht. Eine russische Online-Publikation, Podyom, zitierte zudem einen hochrangigen Abgeordneten des Duma-Unterhauses, Konstantin Satulin, mit den Worten: „Lukaschenko ist einfach krank geworden und braucht wahrscheinlich eine Pause.“ Um eine Corona-Infektion handele es sich jedoch nicht, versicherte Satulin. 

Spekulationen über Diktator Lukaschenko: „Er kann keine Reden mehr halten“

Die russische Zeitung „Kommersant“ veröffentlichte unter Berufung auf Satulin und belarussische Oppositionsmedien einen Artikel über Lukaschenkos Gesundheitszustand. Russische Medien publizieren nur äußerst selten Beiträge über den Gesundheitszustand von Mitgliedern der russischen Führungsriege oder der seiner verbündeten Nachbarn.

Der im Exil lebende Oppositionspolitiker Pawel Latuschko, ehemaliger Minister in der Regierung in Minsk, erklärte am Freitag unterdessen, Lukaschenko sei „offensichtlich sehr ernsthaft erkrankt“. Vom einstigen Bild des „starken Anführers“ sei nichts mehr übrig.

Alexander Lukaschenko ist seit 1994 in Belarus an der Macht

„Er kann schon nicht einmal mehr ein paar Hundert Meter gehen, kann keine Reden mehr halten, kann nicht mal mehr gerade auf der Tribüne stehen, wankend vor Schwäche“, zitiert der „Spiegel“ Latuschko. Die belarussischen Medien seien „hilflos“ angesichts der Situation, fügte er demnach an.

Der 68-jährige Lukaschenko ist in Belarus seit 1994 an der Macht. Unter seiner Herrschaft wurden mehrfach Proteste gewaltsam niedergeschlagen und politischen Gegnern lange Haftstrafen auferlegt. Viele Oppositionelle sind aus dem Land geflohen. Der Diktator gilt zudem als einer der engsten Verbündeten Putins.

Verbündeter von Wladimir Putin: Enge Beziehungen zwischen Minsk und Moskau

Russische Truppen operieren seit der Invasion Russlands in die Ukraine auch von belarussischem Staatsgebiet aus. Seit Kriegsbeginn wurde zudem mehrfach über eine mögliche belarussische Beteiligung an den Kampfhandlungen spekuliert.

Die enge Beziehung zwischen Minsk und Moskau wird auch in dieser Woche wieder sichtbar. Der belarussische Außenminister Sergei Aleinik werde voraussichtlich am Montag einen dreitägigen Besuch in Moskau beginnen, teilte das russische Außenministerium letzte Woche mit. Lukaschenko wird offenbar auch dabei fehlen. (das)

KStA abonnieren