Als Außenministerin fuhr Baerbock einen harten Kurs gegen Russland. Bei der Vorstellung für ihren neuen UN-Job schießt der Vertreter Moskaus gegen sie.
„Eklatante Voreingenommenheit“Baerbock wehrt sich gegen russischen Angriff – und mahnt zu Ehrlichkeit

Die ehemalige deutsche Außenministerin Annalena Baerbock tritt ohne Gegenkandidaten zur Wahl zur Präsidentin der UN-Vollversammlung an.
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Nach einem scharfen persönlichen Angriff Russlands hat Annalena Baerbock bei ihrem ersten Auftritt vor den Vereinten Nationen als designierte Präsidentin der Vollversammlung mehr Achtung und Ehrlichkeit angemahnt. „Ich möchte Sie wirklich bitten, wenn wir über schwierige Themen sprechen - und jeder hat offensichtlich schwierige, unterschiedliche Meinungen und Wahrnehmungen - dies mit gegenseitigem Respekt zu tun“, sagte Baerbock in Richtung des stellvertretenden russischen UN-Botschafters, Dmitri Poljanski.
Poljanski, der als propagandafreundlicher Hardliner gilt, hatte Baerbock bei der Vorstellung ihrer Prioritäten „eklatante Voreingenommenheit“ und Unkenntnis vorgeworfen. Unter anderem wiederholte er auch die russische Behauptung, Baerbock sei „stolz auf ihren Großvater, der bei der SS diente“. Die Grünen-Politikerin entgegnete, wer Geschichte zitieren wolle, müsse das korrekt tun. Die Aussagen über ihren Großvater seien falsch.
Baerbock spricht offen über ihren Großvater, der Offizier der Wehrmacht im Einsatz an der Ostfront war.
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Moskau hat dessen NS-Vergangenheit schon mehrfach thematisiert, um die ehemalige deutsche Außenministerin zu diskreditieren. Baerbock war als Außenministerin gegenüber Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs einen harten Kurs gefahren und damit immer wieder ins Visier Moskaus geraten.
Baerbock verspricht Vermittlerrolle
Baerbock betonte in New York weiter, dass sie in der Rolle als Präsidentin der Vollversammlung zwar ihre nationale Identität nicht leugnen werde, doch als Vermittlerin für alle 193 Mitgliedsstaaten auftreten wolle.
Baerbock tritt ohne Gegenkandidaten für die einjährige Spitzenposition an, der in erster Linie protokollarische Bedeutung beigemessen wird. Die offizielle Abstimmung für das neue Amt am 2. Juni gilt als Formsache. Die Amtseinführung wäre am 9. September kurz vor der Generaldebatte der UN-Vollversammlung mit Staatsgästen aus aller Welt. (dpa)