KommentarDie Gesellschaft muss Corona-„Spaziergänge“ aushalten

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Montagsspaziergang Dom Köln 030122

Polizeibeamte sprechen mit Teilnehmern des „Montagsspaziergangs“ am Kölner Dom, der Protestzug wurde aufgelöst.

Im Internet ist das Wortgefecht eines Polizisten mit dem Teilnehmer eines Corona-„Spaziergangs“ in Münster zum Hit geworden. „Sie wollen nicht spazieren gehen, sie wollen uns verarschen“, sagt der Beamte zu einem Demo-Teilnehmer. Mehr als 300.000 mal wurde der kleine Ausschnitt aus der „Tagesschau“ mittlerweile bei Twitter angeklickt.

Es gibt sehr gute Gründe für den Ärger des Polizisten. Und es ist auch durchaus angebracht, sich Sorgen zu machen über eine zunehmend feindselige Stimmung unter den Corona-Spaziergängern.

Auch in Köln waren am Wochenende hunderte Demonstranten unangemeldet unterwegs, die Rufe „Widerstand“ und „Kampf“ gegen die angeblichen Repressionen des Staates waren zu hören. Anders als in München, Berlin oder im thüringischen Greitz, wo solche „Spaziergänge“ in Gewalt mündeten, blieben die Proteste am Dom aber friedlich.

Corona-Spaziergänger sind keine Widerstandskämpfer – aber nicht pauschal verteufeln

Um es klar zu sagen: Es ist lächerlich, wenn sich Corona-Spaziergänger als Widerstandskämpfer und Opfer einer angeblich totalitären Staatsgewalt gerieren. Genauso falsch wäre es aber, die Demonstrationen gegen die Corona-Politik des Staates pauschal zu verteufeln. Die Spaziergänge müssen von der Mehrheit einer demokratischen Gesellschaft ausgehalten werden – natürlich nur, solange sie friedlich sind und auf dem Boden des Rechtsstaats stattfinden.

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Polizei und Ordnungsbehörden sollten daher sorgsam abwägen, zu welchem Zeitpunkt und mit welchen Mitteln und Auflagen sie eingreifen. Ein generelles Verbot dieser Versammlungen, wie sie einige Kommunen bereits per Allgemeinverfügung erlassen haben, ist der falsche Weg.

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