Kommentar zu Corona an SchulenPandemie ist Politik endgültig über den Kopf gewachsen

Lesezeit 2 Minuten
Schule LolliTest Grundschule Symbol afp

Ein Schüler und ein Lehrer machen einen Lolli-Test gegen das Coronavirus. (Symbolbild)

In der Corona-Pandemie steht ein erneuter Kontrollverlust an, einmal mehr zu Lasten der Kinder: Während die Zahl der Infektionen steigt und steigt, wird das erweiterte Lolli-Test-Verfahren an den Grundschulen in NRW gestoppt. Mitten in der Omikron-Welle sieht sich die schwarz-gelbe Landesregierung gezwungen, an der Sicherheit Tausender Kinder zu sparen, weil die Labore mit der Auswertung der PCR-Tests nicht hinterherkommen. So viel Missmanagement im dritten Jahr der Pandemie löst Ratlosigkeit aus.

Schulministerin Gebauer hatte erst neue Test-Strategie eingeführt

Dabei hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) das erweiterte Lolli-Test-Verfahren erst nach den Weihnachtsferien eingeführt. Statt nur einer Speichelprobe geben die Schülerinnen und Schüler bislang an zwei Tagen in der Woche zwei Proben ab. Die „Rückstell-Probe“ kommt nur dann zur Auswertung, wenn der Pooltest in der Klasse positiv ausfällt. Angesichts völlig überlasteter Labore entfällt die zweite PCR-Probe nun wieder und wird durch die weniger sicheren Antigen-Tests ersetzt.

Es ist völlig klar, dass es angesichts der zu geringen Kapazitäten für PCR-Tests eine Priorisierung für bestimmte Gruppen geben muss. Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich sowie Risikopatienten müssen Vorrang haben, so wie es Bund und Länder beschlossen haben. Es ist jedoch ein Skandal, wenn dieses Vorgehen auch zu Lasten der größtenteils ungeimpften Jüngsten im Land gehen soll.

Es ist falsch, die Sicherheitsstandards an Grundschulen zurückzudrehen. Denn der Präsenzunterricht muss zum Wohle der Schülerinnen und Schüler weiterhin bestmöglich abgesichert werden. Anpassungen ja, aber bitte nicht auf dem Rücken der Kinder. Wie will man besorgten Eltern erklären, dass Gesundheitsexperten vor Long Covid auch bei Kindern warnen, die Landesregierung ihnen jedoch PCR-Testungen vorenthält?

Wieder Planungsversagen – auch in der Omikron-Welle

Die Kapitulation der Labore ist Sinnbild eines erneuten Planungsversagens. Monatelang wird vor der Omikron-Welle gewarnt, doch erst als sie eintrifft, stellt Deutschland fest, dass die Kapazitäten für PCR-Tests nicht ausreichen. Bundesweit werden gerade einmal zwei Millionen PCR-Tests pro Woche ausgewertet. In anderen Ländern sind es erheblich mehr, vier Millionen etwa in Frankreich.

Das könnte Sie auch interessieren:

Viel zu lange wurde in Deutschland auf die deutlich weniger zuverlässigen Antigen-Tests gesetzt. Ganz anders dagegen in der österreichischen Hauptstadt Wien: Dort gibt es mittlerweile so viele PCR-Tests für den Hausgebrauch wie bei uns im ganzen Land. Diese Testkapazitäten in Deutschland jetzt schnell hochzufahren, wird schwierig bis unmöglich sein. Es fehlt sowohl an Geräten als auch an geschultem Labor-Personal.

Das Lolli-Test-Debakel reiht sich somit ein in eine Kette unverständlicher Regelungen, Entscheidungen und Kommunikationspannen, die in der Summe eigentlich nur einen Schluss zulassen: Die Pandemie ist den Verantwortlichen endgültig über den Kopf gewachsen. 

KStA abonnieren