Kritische InfrastrukturSo stemmen Kölns Kliniken, KVB und Stadt die Omikron-Welle

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Kritische Infrastruktur

Köln – Die Omikron-Welle ist auch in Köln angekommen. Seit letzter Woche liegt die Sieben-Tage-Inzidenz über der Marke von 1000 – und ein Ende des Anstiegs scheint vorerst nicht in Sicht. Weil das Gesundheitsamt wegen der schieren Menge an Neuinfektionen aber kaum noch mit der Meldung der Fälle hinterherkommt, sind selbst diese hohen Zahlen nur mit Vorsicht zu genießen. Doch wie wirken sich die extrem hohen Inzidenzen auf die kritische Infrastruktur aus? Ein Überblick.

Kliniken: „Die kommenden Wochen werden ein großer Kraftakt“

Die Stiftung der Cellitinen betreibt vier Akutkrankenhäuser in Köln. Dort sei die Situation „derzeit nicht kritisch,“ so ein Sprecher. Zwar gäbe es mehr Corona-Patienten, diese landeten aber immer seltener auf den Intensivstationen. 1,3 Prozent der Belegschaft befänden sich aktuell in Quarantäne oder könnten krankheitsbedingt nicht arbeiten. Damit liege der Krankheitsstand nur leicht über den Vorjahreszahlen.

Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte der ärztliche Direktor der Uniklinik, Edgar Schöming vor zwei Wochen, dass zum Höhepunkt der Omikron-Welle bis zu zehn Prozent der Belegschaft in Quarantäne sein könnten. Das ist bisher noch nicht eingetroffen. 270 Mitarbeiter befinden sich aktuell in Quarantäne, etwas über zwei Prozent der Beschäftigten. „Dies führt bisher auch noch zu keinen größeren Einschränkungen des Regelbetriebs. Gleichwohl beobachten wir die weitere Entwicklung sehr genau“, sagt der Pressesprecher der Uniklinik, Timo Mügge. Gegenüber dem Kölner-St

Die städtischen Kliniken in Holweide, Merheim und dem Kinderkrankenhaus in Riehl sind laut Direktor Horst Kierdorf mit einem „umfänglichen Pandemie-Plan“ auf die Omikron Welle vorbereitet, der sich an die dynamische Entwicklung der Pandemie anpassen ließe. Die aktuelle Situation in den Krankhäusern bezeichnet er als „stabil“. Auch die Personalsituation sei noch nicht auffallend stark von der Omikron-Welle betroffen. Kierdorf sagt aber auch: „Die kommenden Wochen im Februar und März 2022 werden ein großer Kraftakt.“ Er rechnet mit erheblichen Personalausfällen, auch wenn der Großteil der Pfleger und Ärzte mittlerweile geboostert sei. Deswegen gebe es „keinen Grund zur Verharmlosung“.

Polizei und Feuerwehr: Tagesgeschäft leidet nicht

Bei der Berufsfeuerwehr Köln läuft der Betrieb derzeit nahezu normal. „Wir haben zwar einige Krankheitsausfälle, aber wir können unsere tägliche Stärke halten“, sagt Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet. Für den Notfall, falls also viele Kolleginnen und Kollegen gleichzeitig ausfallen sollten, lägen Notfallpläne in der Schublade, etwa wenn eine ganze Wache plötzlich nicht mehr einsatzbereit sein sollte. Dann würden vorgeplante Einsatzkräfte übernehmen. Davon sei man aber derzeit weit entfernt, betont Laschet.

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Auch die Sondereinheiten wie zum Beispiel die Taucher, die Höhenretter oder die Chemieexperten seien alle einsatzbereit. Bei anderen Großstadtfeuerwehren in Deutschland sehe das durchaus anders aus, sagt Laschet. „Wir hatten kürzlich eine Telefonschalte mit den so genannten Big Five, also außer Köln den Feuerwehren in Berlin, Hamburg, München und Frankfurt. Und da sieht die Lage teilweise etwas kritischer aus als bei uns.“ Warum? Unter den Feuerwehrleuten in Köln liege die Impfbereitschaft bei „über 99 Prozent“, berichtet Laschet. Dies gepaart mit den guten Notfallkonzepten führe dazu, dass die hiesige Feuerwehr „sehr gut aufgestellt“ sei.

Auch bei der Polizei Köln gibt es nach Auskunft von Sprecher Ralf Remmert „einige krankheitsbedingte Ausfälle“, das Tagesgeschäft leide aber nicht darunter. Mehr als 94 Prozent der Beschäftigten seien inzwischen geboostert. In den Streifenwagen und in Besprechungsräumen gilt die Maskenpflicht, außerdem arbeiten Streifenteams und andere Dienststellen nach Möglichkeit in festen Teams, die sich gegenseitig abwechseln, so dass immer nur dieselben Kolleginnen und Kollegen untereinander Kontakt haben. Wer kann, arbeitet in Heimarbeit.

Stadtverwaltung und Ordnungsamt: Bisher kein kritischer Anstieg

Nach Angaben der Stadt Köln sei bisher kein kritischer Anstieg der Krankmeldungen bei Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und des Ordnungsamtes zu erkennen. „Daher mussten noch keine der bereits vorgehaltenen Notfallpläne (wie zum Beispiel eine Umverteilung des Personals nach einer priorisierten Einsatzplanung) umgesetzt werden", sagt die stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Köln, Simone Winkelhog.

Auch beim Ordnungsamt sei die Situation entspannt. Lediglich elf von 950 Mitarbeitenden würden sich aktuell aufgrund einer Coronavirus-Infektion oder aus Vorsorge in Quarantäne befinden und somit krankheitsbedingt ausfallen. Auch hier griffen bisher keine Notfallpläne. „Auch die für diese Jahreszeit gewöhnliche Krankenquote (abseits von Corona) ist nicht auffällig", berichtet Simone Winkelhog. Hinsichtlich eines bevorstehenden Höchststandes der Infektionszahlen orientiere sich die Stadt Köln an den Modellrechnungen des Robert-Koch-Instituts. Danach werde der Höhepunkt der Omikron-Welle Mitte Februar erwartet.

KVB: „Einschätzung ist ganz schwierig“

Auf die Fahrpläne der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) hat die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante bisher ebenfalls keine Auswirkungen gehabt. Aktuell fahren Busse und Bahnen, nach Angaben des Unternehmenssprechers Matthias Pesch, „im Normalbetrieb“. Die Krankenstände seien zwar leicht erhöht, die Situation sei insgesamt aber „zum Glück noch relativ entspannt.“

Wie sich die Situation in den kommenden Tagen und Wochen entwickeln wird, könne nicht beantwortet werden. „Diese Einschätzung ist ganz schwierig. Eine Prognose können wir da nicht abgeben“, sagt Matthias Pesch. Die KVB habe aber Notfallpläne vorbereitet und sei auf einen möglichen Ernstfall eingestellt.

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