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Größter Unfallschwerpunkt in NRWWarum es an dieser Kreuzung in Köln-Ehrenfeld am häufigsten kracht

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Die Kreuzung Subbelrather Straße / Ehrenfeldgürtel ist laut Statistischem Landesamt eine der gefährlichsten Kreuzungen in Nordrhein-Westfalen.

Die Kreuzung Subbelrather Straße/ Ehrenfeldgürtel ist laut Statistischem Landesamt eine der gefährlichsten Kreuzungen in Nordrhein-Westfalen.

19 Unfälle ereigneten sich laut Unfallatlas NRW im Bereich Subbelrather Straße/Ehrenfeldgürtel. Betroffen sind vor allem Radfahrer. 

Springt die Ampel am Ehrenfeldgürtel auf Grün, beginnt für Radfahrer eine Slalomfahrt der besonderen Art: Wer stadteinwärts in die Subbelrather Straße abbiegen will, muss nicht nur den dichten Verkehr aus Autos, LKWs und Fußgängern im Blick behalten, sondern sich auch über mehrere Gleise der KVB-Linie 13 manövrieren. Erst dann erreicht man den schmalen Radweg, der unter einem Baugerüst hindurch weiter durch Ehrenfeld führt.

Dass das gefährlich sein kann, hat nun auch das Landesamt für Statistik bestätigt: Laut dem aktualisierten Unfallatlas NRW haben sich im vergangenen Jahr 19 Unfälle im Kreuzungsbereich Ehrenfeldgürtel/ Subbelrather Straße ereignet, bei 17 davon waren Radfahrer beteiligt. Damit ist der Bereich der größte Unfallschwerpunkt in ganz NRW.

Anwohner in Ehrenfeld wenig überrascht über Spitzenplatz

Dahinter folgen die Bereiche rund um den Zülpicher Platz (15 Unfälle) und der Kreuzung Universitätsstraße/Aachener Straße/Innere Kanalstraße (14 Unfälle), die im Jahr zuvor noch die beiden gefährlichsten Kreuzungsbereiche des Bundeslandes waren. Zu ebenfalls 14 Unfälle kam es 2024 außerdem in Düsseldorf im Bereich Stockumer Höfe/Danziger Straße in der Nähe des Flughafens.

Fragt man Anwohner und Pendler, die am Donnerstagvormittag mit dem Fahrrad die Kreuzung in Ehrenfeld überqueren, überrascht der traurige Spitzenplatz in der Unfallstatistik kaum jemanden. „Die Kreuzung ist stark befahren – Autos, Busse, KVB-Bahnen, dazu viele Fußgänger. „Die Straßen sind eng und selbst auf dem Gehweg ist kaum Platz“, sagt Lennard Richter, der an der Subbelrather Straße wohnt und sein Fahrrad am Donnerstag vor der Sparkasse abstellt. „Mir selbst ist zum Glück noch nichts passiert, aber dass es hier so häufig kracht – vor allem mit Radfahrern, die die Kurve nehmen – wundert mich nicht.“

Für Gisela Duda ist die Verkehrssituation sogar ein Grund, Ehrenfeld den Rücken zu kehren. „Ich wohne seit 15 Jahren hier, aber inzwischen ist mir das einfach zu gefährlich“, sagt die 73-Jährige, die meist zu Fuß unterwegs ist. Die Schuld für viele Unfälle sieht sie auch bei den Radfahrern: „Man kann kaum die Straße überqueren, ohne fast angefahren zu werden. Viele halten sich hier nicht an die Regeln.“

Die  Kreuzung Ehrenfeldgürtel/Subbelratherstraße

Die Kreuzung Ehrenfeldgürtel/Subbelratherstraße

Auch der Stadt Köln ist die Problematik bekannt. Allerdings liegen der Unfallkommission laut einer Sprecherin nur zwölf statt der im Unfallatlas verzeichneten 19 Unfälle vor. Der Unterschied könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Atlas nicht nur die Kreuzung selbst, sondern auch das direkte Umfeld in seine Statistik einbezieht.

Lösungen nicht in Sicht

Dass die Kreuzung besonders für Radfahrer gefährlich ist, bestätigt aber auch die Stadtsprecherin: „Das Unfallgeschehen beruhte in erster Linie auf Alleinunfällen von Rad- oder Pedelec-Fahrenden, die im Bereich der Schienen stürzten. Die Auswertung ergab, dass sich von den zwölf hier bekannten Unfällen sieben Unfälle wegen Stürzen im Schienenbereich ereigneten. Drei andere Alleinunfälle ereigneten sich wegen nasser Fahrbahn oder wegen Stürzen im Bordsteinbereich.“

Auch am Zülpicher Platz sind die Gleise laut Unfallkommission für die vielen Unfälle von Radfahrern verantwortlich. Hier wie dort ist eine Lösung aber nicht in Sicht: „Grundsätzlich gibt es derzeit keine geeignete Maßnahme, um Unfälle im Schienenbereich zu vermeiden“, so die Sprecherin. Bei einem Verkehrsversuch auf der Neusser Straße haben die KVB getestet, ob sogenannte Inlays in den Schienen die Sturzgefahr mindern könnten. „Da sich diese aber verzogen beziehungsweise aufquollen, führten sie zu noch gefährlicheren Situationen als ohne die Einrichtungen. Andere Maßnahmen zur aktiven Absicherung der Schienen gibt es derzeit nicht.“

Lennard Richter wundert sich nicht über die vielen Unfälle an der Kreuzung.

Lennard Richter wundert sich nicht über die vielen Unfälle an der Kreuzung.

Auch Christoph Schmidt vom Kölner Ableger des Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) spricht von einer „schwierigen Kreuzung“. Normalerweise gebe er Radfahrern den Tipp, Schienen immer im 90-Grad-Winkel anzufahren. So bleibe man normalerweise sicher im Sattel. „Das Problem an der Kreuzung ist aber, dass hier mehrere Schienen einen Kurvenverlauf nehmen. Die kann man gar nicht alle hintereinander im 90-Grad-Winkel anfahren.“ Zudem handele es sich um eine sehr enge und stark befahrene Kreuzung. „Da gibt es kaum Ausweichraum, der genutzt werden könnte.“

Die von der Stadt getesteten Gummiprofile an der Neusser Straße hält er grundsätzlich für eine sinnvolle Maßnahme, um das Radfahren entlang von Gleisen sicherer zu machen. „Der Kunststoff altert allerdings schnell und muss regelmäßig ausgetauscht werden – am Ende ist das eine Kostenfrage“, so Schmidt. In Kurvenbereichen wie an der Subbelrather Straße würden solche Gummiprofile laut Schmidt aber nicht funktionieren. „Es ist tatsächlich ein schwer lösbares Problem. Man kann eigentlich nur raten, besonders aufmerksam zu fahren.“

Die Unfallkommission hat an der Kreuzung immerhin ein Verkehrsschild mit der Aufschrift „Allgemeine Gefahrenstelle“ und dem Zusatz „Radfahrer Sturzgefahr“ anbringen lassen. Die KVB prüft außerdem, ob man die Schienenstränge im Kreuzungsbereich tiefer abzusenken lassen könnte, um die Sicherheit für Radfahrer zu erhöhen. „Eine derartige Maßnahme kann jedoch allenfalls langfristig umgesetzt werden“, sagt die Stadtsprecherin.