Kommentar zu LuftfilternViel zu spät und viel zu bürokratisch

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Luftfilter sollen die Klassenräume sicherer machen.

Köln – Zu spät, zu bürokratisch: Ein 90-Millionen-Euro-Förderprogramm, das von der NRW-Landesregierung erst zu Beginn der Sommerferien verkündet wird, kann schlicht nicht sechs Wochen später seine Wirkung entfalten. Nicht in Deutschland und nicht bei einer technisch so komplexen Materie. Bislang gibt es nicht einmal die Grundlagen: Auf die Förderrichtlinien haben sich Bund und Länder bis heute nicht einigen können und die VDI-Norm, in der stehen soll, welchen technischen Anforderungen die Luftfilter genügen sollen, ist auch noch nicht fertig.

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Das heißt: Schulen und Kommunen müssen beim Bestellen der Geräte im Blindflug agieren. Ganz davon abgesehen, dass der Markt schon jetzt leer gefegt ist. Wenn irgendwann die letzten Geräte aus dem Förderpaket ausgeliefert werden, ist die Pandemie – zumindest in der jetzigen Form - hoffentlich Geschichte. NRW muss sich aber vorhalten lassen, dass andere in Eigenregie einfach Nägel mit Köpfen gemacht haben: In Berlin stehen zu Schuljahresbeginn in der Hälfte der Klassen Luftfilter. In Bremen sind es 60 Prozent.

Kein Schutz im Nahbereich

Es ist allerdings ein Trugschluss, darauf zu setzen, dass das Virus vertrieben werden kann, wenn in jedem Klassenraum ein Luftfilter steht. Alle Experten sind sich einig, dass echtes Lüften mit Abstand am wirksamsten ist und Luftfilter allenfalls ergänzen. Stoßlüften und Frieren bleibt weiter das Maß aller Dinge und jeder, dem das möglich ist, weil in seiner Klasse glücklicherweise die Fenster weit zu öffnen sind, der sollte es sportlich nehmen. Zumal es mit dem Aufstellen der Geräte nicht getan ist. Ein falsch im Raum platzierter Luftfilter bringt nichts außer subjektiver Sicherheit. Auch die Lautstärke der Geräte ist ein Problem: Mancherorts stehen in Klassen Geräte, die so laut sind, dass Lehrer sie entnervt ausstellen. Auch das gehört zur Wahrheit: Im Nahbereich liefert der Luftfilter keinen ausreichenden Schutz vor Ansteckung. Und eben auch keinen Schutz vor Quarantäne, wenn der Sitznachbar sich angesteckt hat. Neben dem Lüften bleiben Impfen, Testen, Maske und Abstand die Mittel der Wahl  

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