Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Russland spricht von „Terror“Moskau sieht Ukraine hinter Entgleisungen und Brückeneinstürzen

Lesezeit 3 Minuten
Die Brücke ist nach dem Absturz eines Güterzugs in der russischen Region Kursk, die an die Ukraine grenzt, zerstört.

Eine Brücke ist nach dem Absturz eines Güterzugs in der russischen Region Kursk, die an die Ukraine grenzt, zerstört. 

Unweit der ukrainischen Grenze entgleist nach einem Brückeneinsturz ein Personenzug. Es gibt Opfer. Ist ein ukrainischer Sabotageakt die Ursache?

In der westrussischen Region Brjansk ist infolge eines Einsturzes einer Straßenbrücke ein Personenzug entgleist. Sieben Menschen seien bei dem Unglück getötet worden, schrieb der Gouverneur des Gebiets, Alexander Bogomas, in der Nacht bei Telegram. Etwa 70 weitere Menschen wurden verletzt, darunter auch drei Kinder. Das Eisenbahnunternehmen berichtete von einem „gesetzwidrigen Eingriff in den Transportverkehr“.

Auf diesem auf dem Telegram Kanal des russischen Katastrophenschutzministeriums am Sonntag, dem 1. Juni 2025, veröffentlichten Foto arbeiten Mitarbeiter des Katastrophenschutzes an einer beschädigten Brücke in der russischen Region Brjansk.

Auf diesem auf dem Telegram Kanal des russischen Katastrophenschutzministeriums am Sonntag, dem 1. Juni 2025, veröffentlichten Foto arbeiten Mitarbeiter des Katastrophenschutzes an einer beschädigten Brücke in der russischen Region Brjansk.

Der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge bestätigte Bogomas am Morgen im Staatsfernsehen Berichte über eine Explosion. „Es gab eine Explosion der Brücke auf der Strecke während der Fahrt des Zuges Klimowo-Moskau, in dem 388 Passagiere waren“, sagte er. Der Einsturzort befindet sich gut 80 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

Gouverneure: Sieben Tote nach Einsturz zweier Brücken und Zugentgleisungen in Russland

Bogomas ließ in einem Statement, das die russische Staatsagentur Tass veröffentlichte, keinen Zweifel daran, wer seiner Meinung nach für die Explosion verantwortlich sei. „Die Brückensprengung und die Entgleisung des Personenzugs in der Region Brjansk zeigen, dass die Ukraine von einer Gruppe von Terroristen regiert wird“, so der russische Senator. Beweise, dass die Ukraine tatsächlich einen Anschlag verübt hat, lieferte er nicht.

Auch Andrej Kartapolow, Leiter des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, glaubt an einen Anschlag aus Kiew. „Dies wurde definitiv von ukrainischen Saboteuren oder in deren Auftrag getan“, zitieren ihn russische Staatsmedien. Wladimir Dschabarow, der im Oberhaus Vize-Chef des Auswärtigen Ausschusses ist, zog einen Zusammenhang mit den für anvisierten Friedensgesprächen.

Russland glaubt an ukrainischen Anschlag: „Die Ukraine will Krieg“

„Natürlich ist das alles zeitlich so abgestimmt“, so Dschabarow. Die Ukraine wolle Russland provozieren, „damit wir uns weigern, diese Gespräche zu führen, die die Ukraine ganz sicher nicht will. Denn die Ukraine will keinen Frieden – die Ukraine will Krieg“, sagte er. Konkrete Hinweise oder Beweise, die auf einen ukrainischen Anschlag deuten lassen, legte Dschabarow ebenfalls nicht vor. 

Der Vorfall ereignete sich nur zwei Tage vor einem möglichen Treffen zwischen russischen und ukrainischen Vertretern in Istanbul und inmitten eines diplomatischen Vorstoßes der US-Regierung zur Beendigung des dreijährigen Konflikts. Bisher verweigert Russland echte Verhandlungen, da Wladimir Putin bislang nicht bereit war von seinen Maximalzielen, die der ukrainischen Kapitulation gleichkommen, abzurücken. 

Wladimir Putin schaltet sich nach Zugunglück ein

Während sich der russische Präsident Wladimir Putin laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti bereits eingeschaltet und mit Gouverneur Bogomas bezüglich ersten Maßnahmen vor Ort telefoniert haben soll, kündigte Bogomas bereits eine Reaktion an. „Wir sollten darauf reagieren, indem wir eine Pufferzone einrichten, die groß genug ist, um jegliches Eindringen von Terroristen in unser Land zu verhindern“, so der 64-Jährige.

Wladimir Putin habe sich die ganze Nacht über Informationen über die Zugunglücke eingeholt, berichten russische Staatsagenturen.

Wladimir Putin habe sich die ganze Nacht über Informationen über die Zugunglücke eingeholt, berichten russische Staatsagenturen.

In der benachbarten, ebenfalls an die Ukraine grenzenden und monatelang teilweise von ukrainischen Truppen besetzte Region Kursk entgleiste in der Nacht ebenfalls nach einem Brückeneinsturz ein Güterzug, wie der Gouverneur der Region, Alexander Chinschtejn bei Telegram mitteilte. Ein Teil des Zuges stürzte demnach auf eine Autobahn unter der Brücke, die Lokomotive habe Feuer gefangen. Nach ersten Informationen sei der Lokführer verletzt worden. Die Ursache für den Brückeneinsturz ist demnach noch unklar.

Wladimir Putin habe „die ganze Nacht hindurch“ Berichte des FSB und des Katastrophenschutzministeriums über die verheerenden Unfälle in den Regionen Kursk und Brjansk erhalten, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Sonntag laut Ria Novosti. 

Seit dem Beginn der russischen Offensive gegen die Ukraine im Februar 2022 haben die russischen Behörden immer wieder Sabotageangriffe auf Eisenbahnstrecken gemeldet. Kiew begründet sein Vorgehen damit, dass Moskau die Bahn für den Transport von Truppen und Waffen für seine in der Ukraine kämpfenden Streitkräfte nutze. (mit dpa)