Waffe für Hisbollah ohne Putins Wissen?Wagner-Söldner könnten in den Gaza-Krieg eingreifen

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Ein Pantsir-Luftabwehrsystem bei einer Übung. Die Wagner-Gruppe, die in Syrien aktiv ist, soll nun offenbar eines der Waffensysteme an die Hisbollah übergeben.

Ein Pantsir-Luftabwehrsystem bei einer Übung. Die Wagner-Gruppe, die in Syrien aktiv ist, soll nun offenbar eines der Waffensysteme an die Hisbollah übergeben.

Laut US-Informationen hat der syrische Diktator Baschar al-Assad dem Plan bereits zugestimmt. Ob der Kreml involviert ist, bleibt unklar.

Den USA liegen Informationen vor, wonach der syrische Diktator Baschar al-Assad zugestimmt hat, der libanesischen militanten Gruppe Hisbollah ein Raketenabwehrsystem aus russischer Produktion zu liefern, das berichtet der US-Sender CNN mit Bezug auf zwei mit den Informationen vertraute Personen. Auch andere amerikanische Medien berichten am Freitag übereinstimmend. 

Die russische Söldnertruppe Wagner, die in Syrien tätig ist, sei mit der Lieferung des Boden-Luft-Raketensystems SA-22 beauftragt worden, so die Quellen. Es sei nicht klar, ob das System bereits geliefert wurde oder ob kurz es vor der Auslieferung steht. Das System wurde demnach ursprünglich von Russland für die syrische Regierung bereitgestellt.

US-Berichte: Gespräche zwischen Assad, Wagner und Hisbollah

Eine der Quellen erklärte gegenüber CNN demnach, die USA hätten die jüngsten Bewegungen des Systems, das auch als Pantsir bekannt ist, beobachtet. Die andere Quelle sagte derweil, die Einschätzung der USA basiere zum Teil auf Informationen über Gespräche zwischen Assad, Wagner und der Hisbollah über die Lieferung des Systems.

Das Wall Street Journal hatte zuvor berichtet, dass die Wagner-Gruppe das System möglicherweise an die Hisbollah liefern würde. Über die Rolle von Assad war bisher nichts bekannt geworden. Sowohl Wagner als auch Hisbollah-Kämpfer sind seit Jahren in Syrien tätig, wo sie an der Seite der russischen und syrischen Streitkräfte das Assad-Regime gegen die syrische Opposition unterstützen.

Wagner-Gruppe seit Jahren in Syrien aktiv

Die Hisbollah hat in den letzten Jahren begonnen, ihre Kämpfer abzuziehen, aber die Gruppe wird auch vom Iran unterstützt, der ein enger Verbündeter Assads ist. Eine dritte Quelle, die mit westlichen Geheimdienstinformationen vertraut ist, sagte, es gebe Hinweise auf eine zunehmende Zusammenarbeit zwischen der Hisbollah und Wagner in Syrien.

Israel reagierte spät am Donnerstagabend auf die Berichte und erklärte im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter), eine entsprechende Lieferung würde keine „wesentliche Änderung“ bedeuten. Die israelischen Streitkräfte hätten in der Vergangenheit bereits SA-22-Systeme erfolgreich bekämpft.

Die mögliche Lieferung des Waffensystems nährt Befürchtungen, dass die Hisbollah eine neue Front an der Nordgrenze Israels zum Libanon eröffnen könnten. Die USA haben die Hisbollah und andere vom Iran unterstützte Gruppen wiederholt gewarnt, sich aus dem Konflikt herauszuhalten, und haben Flugzeugträger und Truppen in der Region stationiert, um einer möglichen Eskalation vorzubeugen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warnte die Hisbollah zuletzt vor einem Kriegseintritt.

Wie viel Einfluss hat Wladimir Putin auf die mögliche Lieferung?

Der Einfluss des Kremls auf die mögliche Lieferung durch die Wagner-Gruppe blieb zunächst unklar. Seit dem Tod des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin im August hat der Kreml zwar Versuche unternommen, die Söldner und das Vermögen der Gruppe zu übernehmen, inwieweit das bisher gelungen ist, bleibt allerdings laut US-Behörden unklar. Über die Rolle Russlands beim Angriff der Terrororganisation Hamas gibt es immer wieder Spekulationen. Mehrmals in den letzten Monaten waren Hamas-Vertreter in Moskau zu Gast.

Dass die Hamas für ihren Terrorangriff auf Israel das Datum von Wladimir Putins Geburtstag gewählt habe, sei „kein Zufall“, hatte zuletzt auch die Vorsitzendes des Verteidigungsausschusses des Bundestags, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) im Gespräch mit dem ZDF erklärt. „Diese beiden Angriffe hängen unmittelbar zusammen“, so die FDP-Politikerin. „Putin hofft, dass wir jetzt wegschauen“, das dürfte man nicht tun, erklärte Strack-Zimmermann.

Hisbollah-Chef will sich am Freitag äußern

Der Generalsekretär der Hisbollah hat unterdessen angekündigt, sich am Freitag erstmals seit Beginn des Gaza-Krieges an die Öffentlichkeit wenden zu wollen. Die Rede von Hassan Nasrallah wird auch vor dem Hintergrund der Berichte über mögliche Waffenlieferungen durch Syrien und die Wagner-Gruppe mit Spannung erwartet.

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