Entsetzen über „Handlanger Putins“Altkanzler Schröder und AfD-Chef Chrupalla feiern in russischer Botschaft

Lesezeit 3 Minuten
Gerhard Schröder mit seiner Ehefrau So-yeon Schröder-Kim. Der Altkanzler besuchte am 9. Mai mit seiner Frau einen Empfang der russischen Botschaft – und steht nun in der Kritik. (Archivbild)

Gerhard Schröder mit seiner Ehefrau So-yeon Schröder-Kim. Der Altkanzler besuchte am 9. Mai mit seiner Frau einen Empfang der russischen Botschaft – und steht nun in der Kritik. (Archivbild)

Der russische Botschafter nutzte die Veranstaltung mit Schröder, Chrupalla und Egon Krenz für Kriegspropaganda. 

Der Besuch mehrerer deutscher Politiker bei einer Gedenkveranstaltung der russischen Botschaft in Deutschland anlässlich des „Tag des Sieges“ empört viele Kritiker. Die Grünen-Politikerin Rebecca Harms bezeichnete die Teilnehmer auf Twitter als „deutsche Handlanger“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin „im russischen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine“.

Der Jahrestag des Sieges über Nazideutschland diene nun „der Rechtfertigung von totalitärer Herrschaft in Russland und von russischem Terror und Krieg“, führte sie aus.

Altkanzler Gerhard Schröder zusammen mit AfD-Politikern bei russischem Botschaftsempfang

Wie die „Berliner Zeitung“ berichtet, hatten neben den AfD-Politikern Alexander Gauland und Tino Chrupalla auch der frühere SED-Generalsekretär Egon Krenz und Klaus Ernst von der Linken an der Veranstaltung teilgenommen. Auch Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) und seine Frau So-yeon Schröder-Kim waren demnach anwesend. 

AfD-Bundessprecher Chrupalla soll dem russischen Botschafter in Deutschland, Sergej Natschajew, zudem ein Geschenk überreicht haben – „als Ausdruck der Dankbarkeit für die Befreiung von der Naziherrschaft“, heißt es in dem Bericht.

Chrupalla widersprach der Darstellung der „Berliner Zeitung“ am Mittwoch jedoch auf Twitter. Er sei nicht beim Botschaftsempfang gewesen, „um für Befreiung zu danken“, erklärte der AfD-Politiker, sondern um die „deutsche Sicht auf Geschichte und Gegenwart zu erläutern“. Sein Geschenk sei eine „Tasse mit preußischem Adler“ gewesen.

Russischer Botschafter nutzt Empfang mit Gerhard Schröder für Kriegspropaganda

Botschafter Natschajew nutzte die Veranstaltung den Berichten zufolge offenbar nicht nur zum Gedenken an die sowjetischen Soldaten, die im Kampf gegen Nazideutschland gefallen sind, sondern auch für Propaganda in Bezug auf den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine.

Es dürfe „kein Wiederaufleben des Nazismus“ geben, erklärte der Botschafter demnach – auch nicht in Gestalt einer neuen „Russophobie“. Der Begriff wird von Russland seit Kriegsbeginn immer wieder verwendet, um sich als Opfer zu inszenieren und den Überfall auf die Ukraine zu rechtfertigen.

Linken-Politiker Klaus Ernst „trotz der komplizierten Situation wegen des Krieges“ bei Botschaftsempfang

Der Botschafter warnte zudem davor, dass „Versuche unternommen“ würden, „die Geschichte zu verfälschen, um sie der aktuellen politischen Agenda anzupassen.“ Der Westen hat unterdessen dem Kreml genau das seit Kriegsbeginn immer wieder vorgeworfen: Mehrfach haben russische Politiker das Existenzrecht der Ukraine in Zweifel gezogen und die Unabhängigkeit des Landes seit Kriegsbeginn infrage gestellt.

Lediglich Linken-Politiker Ernst erklärte seinen Besuch des Botschaftsempfangs gegenüber der „Berliner Zeitung“. Er sei „trotz der komplizierten Situation wegen des Krieges“ gekommen, so Ernst. „Russland“ habe „entscheidenden Anteil an der Niederwerfung des Faschismus“ gehabt. Ohne den „Sieg Russlands“ wäre sein Leben anders verlaufen, zitiert der Bericht den Linken-Politiker. „Deshalb ist das ein wichtiger Tag.“ Ernsts Ausdrucksweise ist dabei unpräzise: Russland ist aus der Sowjetunion hervorgegangen, Nazideutschland besiegt hat jedoch die UdSSR.

Kritik an Gerhard Schröder, Tino Chrupalla und Klaus Ernst: „Wächst zusammen, was zusammengehört“

Westliche Botschafter nahmen aus Protest gegen die russische Invasion unterdessen nicht an dem Empfang in der russischen Botschaft teil. Neben den deutschen Politikern waren den Berichten zufolge jedoch auch diplomatische Vertreter ehemaliger Sowjet-Staaten und von Ländern aus Asien, Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten vertreten. Auch ein chinesischer Diplomat nahm demnach an der Veranstaltung teil.

Die Anwesenheit der deutschen Politiker sorgt unterdessen nicht nur bei Grünen-Politikerin Harms für Kritik. Auch der ehemalige CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz kommentierte den Besuch von Schröder, Chrupalla, Ernst und Gauland. „Passt“, schrieb er auf Twitter.

„Da wächst zusammen, was zusammengehört“, befand unterdessen der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk. Die Politiker hätten „den Russen ihre Aufwartung“ gemacht, fügte er an. Dennis Radtke, Abgeordneter im Europaparlament, zeigte sich ebenfalls entsetzt. „Es ist beinahe tragisch, auf welchem Niveau Schröder angekommen ist“, schrieb der CDU-Politiker auf Twitter. „Der Mann war Bundeskanzler!“

KStA abonnieren