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Vorwürfe zurückgewiesenHeinrich XIII. Prinz Reuß vor Gericht – „Ich bin kein Terrorist“

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„Inzwischen ist mir klar, dass dies alles irreal gewesen ist": Heinrich XIII. Prinz von Reuß (rechts) am Mittwoch neben seinem Anwalt Roman von Alvensleben im Gericht.

„Inzwischen ist mir klar, dass dies alles irreal gewesen ist“: Heinrich XIII. Prinz von Reuß (rechts) am Mittwoch neben seinem Anwalt Roman von Alvensleben im Gericht.

Heinrich XIII. Prinz Reuß soll der Kopf einer Verschwörergruppe sein. Jetzt äußert er sich vor Gericht erstmals zu den Vorwürfen gegen ihn.

Er soll der Kopf einer Gruppe von Putschisten gewesen sein, der Rädelsführer und Namenspate einer großen Verschwörung gegen die Bundesrepublik: In seiner ersten Erklärung zu den Vorwürfen hat Heinrich XIII. Prinz Reuß jedoch diese Anklagepunkte zurückgewiesen.

„Ich habe einen gewaltsamen Umsturz weder vorbereitet noch geplant“, beteuerte der 74-Jährige an diesem Mittwoch vor dem Oberlandesgericht Frankfurt/Main. „Gewalt war zu keinem Zeitpunkt in meinem Leben eine Option.“ Und: „Ich bin kein Terrorist und habe keine Terrorakte geplant.“ Den „Rädelsführer Reuß“ gebe es nicht.

Drei Prozesse parallel

Der Adelssohn und frühere Immobilienkaufmann steht seit eineinhalb Jahren in Frankfurt vor Gericht – zusammen mit acht weiteren mutmaßlichen Mitverschwörern, darunter frühere Elitesoldaten und eine Ex-AfD-Bundestagsabgeordnete. Unter anderem sollen sie die Erstürmung des Reichstags und die Einsetzung einer neuen Regierung geplant haben – mit Reuß als Chef. In Stuttgart und München laufen weitere Prozesse gegen mutmaßliche Mitglieder der nach ihm benannten Gruppe, insgesamt 26 Männer und Frauen.

In seiner zweistündigen Erklärung räumte Reuß auch eigene Fehler ein. So sei er 2022 von „sächsischen Patrioten“ angesprochen worden, offenbar Reichsbürgern, weil er aufgrund seiner adligen Herkunft einen Friedensvertrag unterzeichnen sollte. „Ich habe leider den unverzeihlichen Fehler gemacht, darauf einzugehen“, sagt Reuß heute.

„Ängste und Neugierde“

Auch habe er, aufgrund des „Informationsterrorismus“ in sozialen Medien, an die Existenz von Kellerverliesen geglaubt, in denen Kinder gefoltert würden, sowie an eine mysteriöse „Erdallianz“, die gewaltsam die bestehende Ordnung beseitigen würde. Ihr habe sich die Gruppe als neue Regierung anbieten wollen. „Inzwischen ist mir klar, dass dies alles irreal gewesen ist“, sagte Reuß. Ängste und Neugierde hätten ihn damals getrieben. Niemals jedoch habe er ernsthaft geplant, den Reichstag zu stürmen: „Ich hätte eine solche Aktion schon damals für ziemlich idiotisch gehalten.“

Reuß versagte beim Verlesen seiner vorbereiteten Erklärung mehrmals die Stimme – vor allem bei zwei Themen: Wenn er seine am Down-Syndrom leidende Tochter erwähnte, die er alleinerziehend großzog und die auch im Gerichtssaal anwesend war. Und wenn es um seinen Vater ging, der ihm den Auftrag gegeben habe, die verlorenen Besitztümer der Familie zurückzuerlangen. Reuß sitzt seit Anfang Dezember 2022 in Untersuchungshaft. In der kommenden Woche, so kündigte es sein Anwalt Roman von Alvensleben an, werde er seine Aussage fortsetzen.