Syrer sollen aus Sicht von Unionspolitikern für den Wiederaufbau zurück in ihre Heimat. Eine realitätsferne Vorstellung, meint das Kinderhilfswerk.
Keine Schulen für Millionen KinderUnicef widerspricht Unions-Plänen für Abschiebungen nach Syrien

Syrien: Schüler spielen im Hof der Grundschule von Maar Schmarin im Dorf Maar Schmarin in der Region Idlib (Bild vom 19. Oktober).
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Das Kinderhilfswerk Unicef widerspricht der Darstellung führender Christdemokraten, nach dem Ende des syrischen Bürgerkriegs sei eine rasche Rückführung der Geflüchteten möglich. Ein Ende der humanitären Krise sei weit entfernt, erklärte Unicef Deutschland am Dienstag in Köln. Allein mehr als sieben Millionen Kinder in Syrien brauchten humanitäre Hilfe. Rückkehrer-Familien lebten in Ruinen oder heruntergekommenen Häusern. Viele Kinder seien mangelernährt.
„Wenn wir über die Rückkehr von Familien sprechen, die bei uns Zuflucht vor dem 13 Jahre dauernden entsetzlichen Krieg gefunden haben, müssen wir sehen: Für Millionen Kinder in Syrien hat ein Ausnahmezustand den nächsten abgelöst“, sagte Unicef-Geschäftsführer Christian Schneider, der das Land im Oktober besucht hatte. Neben der humanitären Lage verwies er auch auf Gefahren durch nicht detonierte Kampfmittel.
„Normale Kindheit ist in Syrien nicht in Reichweite“
Seit Kriegsende im Dezember 2024 kehrten laut Unicef über eine Million Flüchtlinge aus Jordanien, Libanon und der Türkei sowie zwei Millionen Binnenflüchtlinge zurück; weitere zwei Millionen leben noch in teils einfachsten Camps. Entgegen einer Stabilisierung habe die große Zahl der Rückkehrer die Lage zunächst verschärft, sagte Schneider: „Es fehlen Wohnungen, Wasser, Strom, Gesundheitsversorgung, Jobs.“
Es sei damit zu rechnen, dass bis Jahresende mehr als ein Drittel der Menschen in extremer Armut lebe, erklärte der Unicef-Geschäftsfüher. „Eine normale Kindheit ist für viele Kinder nicht in Reichweite: 2,5 Millionen gehen nicht zur Schule. Rund 40 Prozent der Schulen - 8.000 insgesamt - müssen neu aufgebaut oder repariert werden.“
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte bekundet, keine generellen Bedenken gegen Abschiebungen nach Syrien zu haben. Nach dem Ende des Bürgerkriegs gebe es „keinerlei Gründe mehr für Asyl in Deutschland“. Syrien brauche „alle Kräfte, vor allen Dingen die Syrerinnen und Syrer, zum Wiederaufbau des Landes“. In die gleiche Richtung äußerten sich Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) und Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU). (kna)

