Corona in KölnDas Virus macht keine Ferien – aber wie machen wir jetzt weiter?

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Urlauber am Flughafen Köln/Bonn

Liebe Leserinnen,

Liebe Leser,

in meiner Familie orientiert sich die Jahresplanung immer an zwei großen Zäsuren: „bis Weihnachten“ und „bis zu den Sommerferien“. 2020 hat die Corona-Krise unser Leben massiv durcheinandergewirbelt. Den Einschnitt Ferienbeginn, der in NRW jetzt erreicht ist, nehme ich trotzdem wahr. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich.

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Carsten Fiedler, Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“

Ich glaube, in vielen Familien ist ein Punkt erreicht, an dem Alt und Jung sich fragen: Wie wollen wir eigentlich weitermachen? Bei uns haben jetzt, kurz vor Ferienbeginn, die Großeltern zum ersten Mal seit Monaten ihre Enkel wieder aus der Nähe gesehen. Wir werden auch künftig vorsichtig sein. Aber wir möchten uns ein Stück weit unser Leben zurückholen, das wir uns aus der Hand nehmen lassen mussten.

Nicht „von der Politik“, das möchte ich betonen. Ich bin überzeugt, dass die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus in der ersten Phase der Krise richtig waren. Und der dann folgende Lockerungskurs der Landesregierung machte zu Recht mit den hehren Worten ernst, dass Grundrechte immer nur im Notfall und mit Verfallsdatum eingeschränkt werden dürfen.

Der lokale Corona-Ausbruch in Gütersloh steht dazu nur insofern im Widerspruch, als die Verantwortlichen – oder besser: die Unverantwortlichen – in der Tönnies-Schlachtfabrik den Begriff der bürgerlichen Freiheit auf gewissenlose Weise missinterpretiert haben. Leidtragende sind die Infizierten und Erkrankten, aber auch die Bevölkerung einer ganzen Region. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet muss dafür kritisiert werden, dass er den lokalen Lockdown im Kreis Gütersloh nicht deutlich früher verhängte. Im Grundsatz war sein Kurs der schrittweisen Öffnungen in den vergangenen Wochen dennoch richtig. Auch wenn sich durch den Tönnies-Skandal zeigt, wie fragil die Lage und wie gefährdet alles ist, was wir an Normalität zurückgewonnen glaubten.

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Nun verbindet sich der Gedanke an die Ferien fast automatisch mit dem Gefühl von Freiheit. So unbeschwert wie sonst wird der Urlaub in diesem Jahr aber nicht ausfallen. Das Corona-Risiko ist unser Begleiter, das Virus fährt oder fliegt mit. Also gehört auch die Vorsicht mit ins Reisegepäck.

Damit will ich bestimmt niemandem den Spaß verderben. Aber sonnenklar ist doch auch: Wenn hinter der Reisewelle eine zweite Coronawelle auf uns zurollt, dann ist schneller Schluss mit lustig, als uns lieb sein kann. Auch das führt uns der Fall Tönnies vor Augen.

Wir haben es deshalb selbst mit in der Hand, ob das Ferienende ein kaum merklicher Übergang in eine weitere Phase der Normalität oder eine neue, schmerzhafte Zäsur sein wird. Achten Sie auf sich und Ihre Nächsten! Und wo immer Sie in den Ferien sein werden: Kommen Sie gesund zurück!

Ihr Carsten Fiedler

Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“

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