Kommentar zu Blauen BriefenFamilien hätten noch mehr Flexibilität verdient

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Zeugnis

Blaue Briefe gibt es in diesem Schuljahr nicht. Garantiert ist die Versetzung trotzdem nicht.

Köln – Eine Erkenntnis wird wirklich von jedem Bildungspolitiker gleich welcher Couleur gebetsmühlenhaft wiederholt: Dieses Schuljahr ist nicht normal. Doch wie man dem Unnormalen so beikommt, dass es sich für die Hauptbetroffenen, also die Schülerinnen und Schüler, nicht allzu schräg anfühlt – darüber herrscht große Uneinigkeit. Soll es zum Beispiel einen „Freischuss“ geben, wie die SPD in Nordrhein-Westfalen fordert, also die garantierte Chance auf Nachbesserung einer vergeigten Abi-Prüfung?

Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) lehnt dies ab, aber auch sie kann nicht umhin, das Schuljahr unnormal zu finden, wobei sie stets den Spagat versucht, dennoch den Anschluss an normale Zeiten und vergleichbare Abschlüsse zu suchen. Das in einen Gesetzesentwurf gegossene Ergebnis lautet in diesem Februar: keine Blauen Briefe – aber auch keine garantierte Versetzung.

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Die daraus resultierende Spannung geht auf das Bemühen zurück, den Zumutungen durch Corona Rechnung zu tragen und gleichzeitig nicht auch in diesem Jahr schon wieder davor einzuknicken. Viel Zutrauen dürfte dieser Versuch den Schülerinnen und Schülern nicht vermitteln, dass man ihnen in diesem Schuljahr wirklich mit allen Mitteln zur Seite steht. Es ist gut, Flexibilität zu beweisen und auf die Blauen Briefe zu verzichten. Und es ist sicher Zufall, aber ein bezeichnender, dass kurz vor Gebauers Ankündigung ein Elternverband Einblick in die Verunsicherung und gar den psychologischen Hilfsbedarf vieler Familien in diesen unnormalen Zeiten gab. Sie hätten noch sehr viel mehr Flexibilität verdient.

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