Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kommentar zu CoronaEs geht nicht um Geld oder Leben, sondern um Geld und Leben

Lesezeit 3 Minuten
aris-sfakianakis-9buzSG97yBQ-unsplash

Der Schutz der Menschenwürde ist absolut, nicht irgendwie abwägbar, teilbar oder gestuft zu gewähren. (Symbolbild)

  1. „Geld oder Leben“ ist die Frage, die derzeit im Zentrum der Debatte um den Umgang mit der Corona-Pandemie steht.
  2. Nach aktuellen Prognosen wird der Wirtschaftseinbruch durch den weltweiten Shutdown weitaus schlimmer als die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 nach der Lehman-Pleite.
  3. Die 95-jährige Demenzkranke muss genauso geschützt werden wie die alleinerziehende Kellnerin, die nun nicht mehr weiß, wie sie alle Rechnungen bezahlen soll.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Früher oder später endet jede Debatte über den Umgang mit der Corona-Pandemie bei der zugespitzt formulierten Frage: Geld oder Leben.

Die Zahlen, die Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier am Mittwoch vorgelegt hat, zeigen das ganze Dilemma: Der Wirtschaftseinbruch durch den weltweiten Shutdown wird noch schlimmer als die verheerende Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 nach der Lehman-Pleite, die Zahl der Kurzarbeiter wird einen Rekordwert erreichen, die Sozialkassen rutschen tief in die roten Zahlen, und der Staat wird sich über die Schmerzgrenze verschulden müssen, um die überall entstehenden Löcher zu stopfen.

Das Virus lässt verlässliche Prognosen kaum zu

Und anders als 2008/2009, als relativ schnell klar war, dass die milliardenschweren Rettungsschirme wirken, ist nun ein Ende der Krise nicht abzusehen. Heute klingt Altmaiers Prognose, wonach die Wirtschaft erst 2022 wieder so leistungsfähig sein wird wie vor der Corona-Krise, wie blanker Horror. Doch folgen weitere Infektionswellen, wird sich diese Prognose als völlig unrealistischer Wunschtraum herausstellen.

Geld oder Leben? Hier hilft ein Blick in das Grundgesetz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es im Artikel 1. Der Schutz der Menschenwürde ist absolut, nicht irgendwie abwägbar, teilbar oder gestuft zu gewähren.

Geld und Leben

Die 95-jährige Demenzkranke in einem Pflegeheim muss vom Staat genauso geschützt werden wie die alleinerziehende Kellnerin, die in Kurzarbeit Null geschickt wurde und nun nicht mehr weiß, wie sie alle Rechnungen bezahlen soll.

Die Antwort kann also nur heißen: Geld und Leben. Diese Aufgabe kann der Staat aber nur erfüllen, wenn er selbst handlungsfähig bleibt. Er kann Menschenleben dauerhaft nur retten, wenn er sich nicht selbst seiner Existenzgrundlagen beraubt. Das Ziehen der Notbremse mit all den Beschränkungen war notwendig, um das Schlimmste zu verhindern.

Die einzig nachhaltige Hilfe

Doch nun muss es darum gehen, die Wirtschaft umgehend wieder in Fahrt zu bringen. Die einzig nachhaltige Hilfe ist es, die Beschränkungen umsichtig, aber schnell zu lockern, um Wirtschaften überhaupt wieder möglich zu machen. Dazu bedarf es kreativer Konzepte, die aber bisher Mangelware sind. Stattdessen verlieren sich Bundesregierung und Länderchefs immer wieder im Streit um Klein-Klein.

Solange es keinen Impfstoff gibt, ist eine konsequente Corona-Wirtschaft notwendig. Verbote und Einschränkungen muss und darf es nur noch dort geben, wo Abstandsregeln und Maskenpflicht nicht konsequent eingehalten werden können.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das ist im Übrigen in einem kleinen Laden schwerer als in einem großen Möbelhaus – so viel zur Sinnhaftigkeit der Regierungsbeschlüsse. Es spricht auch nichts dagegen, unter diesen Bedingungen Restaurants und Hotels noch im Mai wieder zu öffnen. „Sie werden platziert“, hieß es früher überall in der DDR. Nicht schön, aber sehr effektiv.