Fertigstellung 2023?Auftrag für Rheinbrücke in Leverkusen kurz vor der Vergabe

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Rheinbrücke

Der Neubau der Rheinbrücke Leverkusen : Das Foto wurde mit einer Drohne aufgenommen.

Das Bewerbungsbeschreiben der „Bietergemeinschaft A 1 Leverkusen Rheinbrücke“ (Biege), die aus sechs Unternehmen besteht, die das Prestigeprojekt gerne gemeinschaftlich weiterbauen würden, lässt an Klarheit nichts zu wünschen übrig. „Die Biege wird sich intensiv um den Auftrag bemühen, aber nicht um/für jeden Preis“ heißt es in einer vertraulichen Unterlage, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.

Man sei sich der „politischen Dimension der Baumaßnahme bewusst“ und dokumentiere mit der Bewerbung, „Verantwortung für die Infrastruktur in Deutschland übernehmen zu wollen“. Mit dem Bau von Rheinbrücken habe man Erfahrung.

Stahl kommt aus Deutschland

Auf der Referenzliste stehen die Querung der B 58 in Wesel, die Schiersteiner Brücke bei Wiesbaden und der Neubau der Querung der A 40 bei Duisburg-Neuenkamp, die als Zwillingsschwester der Leverkusener Brücke gilt. Man werde die Stahlteile nicht über den Rhein antransportieren, um unabhängig von sämtlichen Wetterunwägbarkeiten bei Hoch- und Niedrigwasser zu sein. Der Stahl werde ausschließlich in Deutschland gefertigt und verarbeitet. Die komplette Wertschöpfung bleibe in Deutschland.

Allein der Preis, den der Zusammenschluss der Unternehmen Heitkamp (Herne), Meyer (Altenkirchen), Hörnig (Aschaffenburg) – alles Experten für Ingenieur- und Infrastrukturbau – sowie die Stahlbauer Donges (Darmstadt), PST (Plauen) und DSD-IMO (Leipzig) aufgerufen haben, dürfte nicht konkurrenzfähig sein. Und der ist laut Ausschreibung das einzig ausschlaggebende Kriterium für die Vergabe.

NRW-Verkehrsministerium äußert sich nicht

Mit 227,7 Millionen Euro für den ersten Neubauteil liegt die A 1-Biege rund 51 Millionen und damit deutlich über dem Angebot des einzigen Konkurrenten, einer Gruppe um den Stahlbauer SHG Engineering aus Hannover, der zum französischen Eiffage-Konzern gehört. An dieser Bietergemeinschaft sind nach den Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Bauunternehmen Hochtief und Max Bögl beteiligt. Ihr Angebot liegt bei 176,4 Millionen Euro. Noch ist der Auftrag nicht vergeben. Das soll nach den Informationen unserer Zeitung in diesem Monat erfolgen, möglicherweise schon kommende Woche. Angebotseröffnung war am 27. Oktober. Das Bundesverkehrsministerium hat die Unterlagen bereits zur Prüfung erhalten.

Das NRW-Verkehrsministerium wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Man sei bis zur Auftragsvergabe zur Verschwiegenheit verpflichtet. Dass beide Bietergemeinschaften alle Ausschreibungskriterien erfüllen, steht außer Frage. Nach dem Desaster mit dem ursprünglichen Generalunternehmer Porr AG hatte der Landesbetrieb Straßen NRW bei der neuen Ausschreibung Wert darauf gelegt, dass der Stahlbauer als gleichberechtigter Partner im Konsortium vertreten ist und nicht als Subunternehmer fungiert.

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Das Land hatte Porr im April gekündigt, weil die in China gefertigten Stahlbauteile so viele Verarbeitungsmängel aufwiesen, dass sie nicht eingebaut werden konnten. Porr hatte damals ein Angebot von 362 Millionen Euro für das gesamte Projekt einschließlich des Abbruchs des alten Bauwerks und der beiden Neubauteile abgegeben.

Durch die Kündigung wird sich der Neubau des ersten Brückenteils um ein weiteres Jahr verzögern. Sie soll spätestens am 30. November 2023 für den Verkehr freigegeben werden. Bis zu 20 Millionen Euro an Bonuszahlungen hat das Land in Aussicht gestellt, falls die Brücke früher fertig wird. Der Lkw-Verkehr soll möglichst schnell wieder über den Rhein rollen.

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