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Eroberung MariupolsRussland übernimmt Schulen – Propaganda im Klassenzimmer?

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Schule Mariupol 210422

Schul-Szene aus einem Video der russischen Nachrichtenagentur Tass, die dem Kreml nahesteht.

Mariupol/Moskau – Mariupol auch systematisch in russischer Hand: Am Donnerstag hat Russlands Präsident Wladimir Putin die Eroberung von Mariupol gemeldet. Zwar harren wohl noch zahlreiche Zivilisten und rund 2500 ukrainische Kämpfer in einem Stahlwerk aus, doch die strategisch wichtige Hafenstadt ist offenbar zunehmend in russischer Hand.

Fakt ist, dass die Belagerung Mariupols bereits kurz nach Kriegsbeginn gestartet ist. Selbst wenn die ukrainische Kämpferinnen und Kämpfer sich wehren, gelang es Russland offenbar zunehmend Kontrolle über die Hafenstadt erlangen.

Mariupol: Schulen mit russischem Lehrplan

Das zeigt sich nach einem Bericht der „Bild“ offenbar auch in der Verwaltung Mariupols: Schülerinnen und Schüler sollen jetzt nach russischem Lehrplan lernen – und damit offenbar auch russische Propaganda, die den Krieg begünstigt hat. Schon vor militärischen Siegen habe Russland zunehmend Mariupol in seine Hand gebracht.

Demnach haben die russischen Besatzer so viel Kontrolle gewonnen, dass rund 700 Schülerinnen und Schüler in 20 Klassen wieder geregelten Unterricht haben sollen. Russland verkündet es medienwirksam in Propaganda-Manier als „Befreiung“, Putin sprach am Donnerstag von einem „Erfolg“.

In Videos der größten russischen Nachrichtenagentur Tass, die dem Kreml nahesteht, sind Schülerinnen und Schüler in der Schule 53 zu sehen, die in Mariupol wieder lernen. Ganz oben auf dem Lehrplan soll demnach Russisch stehen.

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Die Bedeutung für Russlands Propaganda-Maschinerie zeigt sich auch im Besuch des Politikers Andrej Turtschank. Der Generalsekretär der Putin-Partei „Vereintes Russland“ trat vor eine Schulklasse und soll ihnen vermittelt haben, dass sie nun in Russland seien. Er versprach den Kindern Frieden und soll gesagt haben: „Es gibt keinen Zweifel daran, dass Mariupol vom faschistischen Abschaum gesäubert wurde.“ Russland begründete die Invasion der Ukraine mit einem vermeintlichen Neonazi-Regime, das in Kiew herrschen solle.

Die Hafenstadt Mariupol gilt als strategisch wichtig im Ukraine-Krieg. Sie ist die Gründungsstadt des „Azow“-Regiments, das für die Ukraine kämpft. Außerdem liegt Mariupol am Azowschen Meer, das Russland und die Ukraine verbindet und an wichtigen Orten wie die der Krim-Halbinsel grenzt. Bei der Belagerung von Mariupol sind wohl tausende Zivilistinnen und Zivilisten zu Tode gekommen, westliche Beobachterinnen und Beobachter schätzen die humanitäre Lage seit Wochen als dramatisch ein. (mab)

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