Nach dem LockdownCDU-Landrat fordert Vorrang für Schwimmkurse

Ein Schwimmer zieht im Stadion-Freibad seine Bahnen.
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Köln – Horst Müller-Wendland ist seit 1999 Schwimmlehrer in Köln. „Bei mir haben sich in den letzten drei Monaten 300 neue Anfragen von Eltern getürmt, die wollen, dass ihre Kinder schwimmen lernen.“ Der Diplom-Sportlehrer konnte seit November 2020 keine Kurse mehr anbieten. Am Montag endet für ihn der Lockdown. „Ohne mehr Wasserfläche ist der Stau nicht aufzulösen. Die Schwimmkurse müssen sich den Raum mit den anderen Nutzern teilen.“
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Schon vor Corona habe es lange Wartelisten bei dem Vereinen, die Pandemie habe die Situation weiter verschärft, sagt der Schwimmlehrer. „In den vergangenen Jahrzehnten ist ein Bad nach dem anderen aus Kostengründen geschlossen worden. Wir haben beim Schwimmen ein strukturelles Problem. Wenn man das lösen will, helfen keine Sonntagsreden“, so Müller Wendland. Da müsse die Politik Geld in die Hand nehmen: „Erst mit den jedes Jahr wiederkehrenden Berichten über tödliche Badeunfälle wird das Schwimmenlernen zum Thema.“
Hohe Nachfrage nach Schwimmkursen
Der Landrat des Rhein-Erft-Kreis, will Kindern und Eltern jetzt helfen. „Wegen des langen Bäder-Lockdowns hatte viele Kinder keine Chance, schwimmen zu lernen. Deswegen ist die Nachfrage nach Kursen jetzt besonders groß, weil mindestens gleich zwei Jahrgänge Plätze bemühen“, so der CDU-Politiker Frank Rock. „Wir müssen mehr Zeit für Schwimmkurse in den Bädern reservieren, auch wenn das für die anderen Badegäste schmerzlich ist“. Der Landrat will am Dienstag in Videokonferenzen mit Badbesitzern, Schulen, Vereinen, Sportbünden und private Schwimmkursanbietern für eine „Vorfahrt für das Schwimmenlernen“ werben: „Es wird uns nur gelingen, die Pandemie-Schäden bei den Kindern abzumildern, wenn wir alle an einem Strang ziehen“, sagt Rock.
Bäder oft noch dicht
Der CDU-Politiker ärgert sich darüber, dass noch nicht alle Bäder ihren Betrieb wieder aufgenommen haben. „Sie wussten, dass die Wiederinbetriebnahme nicht von jetzt auf morgen funktioniert, auch weil die Wasserqualität gründlich geprüft werden muss. Das Ende der Corona-Auflagen kam nicht aus heiterem Himmel“, kritisiert der Landrat. Rock hätte sich im Sinne der Nutzer ein vorausschauendes Handeln gewünscht: „Es gibt mir zu denken, wenn noch nicht in allen Bädern Wasser eingelassen ist.“
Auch die Fraktionen im Düsseldorfer Landtag fordern mehr Tempo bei der Lösung des Nichtschwimmer-Problems. Josefine Paul, Fraktionschefin der Grünen, erklärte, man müsse versuchen, „zusätzliche Wasserflächen in Hotels oder Rehazentren kurzfristig für zusätzliche Schwimmkurse“ anzumieten. „In den 1990er Jahren erwarben rund 90 Prozent der Kinder ein Bronzeabzeichen, heute sind es gerade 30 bis 40 Prozent, die sicher schwimmen können“, so Paul. Markus Weske, sportpolitischer Sprecher der SPD, warnte: „Schwimmen lernen ist immer mehr zu einer sozialen Frage geworden.“
CDU verlangt gemeinsamen Kraftakt
Jens-Peter Nettekoven, Sport-Experte der CDU, verlangte „einen gemeinsamen Kraftakt" von Land, Kommunen und Vereinen. Jetzt müsse eine Aufholjagd gestartet werden. Andreas Terhaag, sportpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, wies darauf hin, dass Kinder, die vor der Pandemie das Seepferdchen oder erste Abzeichen gemacht haben, Gelegenheit bekommen müssten, ihre Fähigkeiten aufzufrischen: „Eine Möglichkeit könnte sein, Wasserzeiten in Hallenbädern im Sommer vorrangig für Kurse und Freibäder bevorzugt für Breitensport und Baden einzusetzen.“
Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport in NRW, hielt sich mit konkreten Vorschlägen auf Anfrage zurück. Schwimmunterricht für Anfänger zu ermöglichen, habe für die Landesregierung große Bedeutung. „Wir begrüßen alle Überlegungen, mit mehr Schwimmunterricht die Schwimmfähigkeit besonders von Kindern zu verbessern“, sagte die CDU-Politikerin.