„Können es kaum glauben“Kölner Menschenrechtlerin im Iran nach 1181 Tagen freigelassen

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Nahid Taghavi vor dem Evin-Gefängnis (Archivbild)

Nahid Taghavi vor dem Evin-Gefängnis (Archivbild)

Die schwer kranke Kölner Architektin Nahid Taghavi ist vorübergehend und unter strikten Auflagen frei. Ihre Tochter ist erleichtert. 

Die inhaftierte deutsch-iranische Menschenrechtsaktivistin Nahid Taghavi ist nach Angaben ihrer Familie am Dienstag „vorübergehend“ und unter strikten Auflagen aus dem Gefängnis in Teheran entlassen worden. „Ich freue mich, mitteilen zu können, dass meine Mutter Nahid Taghavi vorübergehend freigelassen wurde“, erklärte ihre Tochter Mariam Claren im Onlinedienst X, vormals Twitter.

Die Menschenrechtsaktivistin und Journalistin Düzen Tekkal machte am Dienstag ebenfalls auf die neuen Entwicklungen im Fall Nahid Taghavi aufmerksam.

Kölner Menschenrechtlerin Nahid Taghavi im Iran unter strengen Auflagen frei

„Wir können selbst kaum glauben, was wir heute verkünden dürfen: Die in Iran als politische Gefangene festgehaltene deutsche Staatsbürgerin Nahid Taghavi nach 1181 Tagen im Teheraner Evin-Gefängnis in den dringend benötigten Hafturlaub entlassen! Was für ein Tag!“, so Tekkal auf X. Düzen Tekkal hatte sich immer wieder für die Freilassung der Deutsch-Iranerin starkgemacht.  Gemeinsam mit Mariam Claren gehörte Tekkal zu einer Delegation, die in Oslo den Friedensnobelpreis für die inhaftierte Frauenrechtlerin Narges Mohammadi entgegengenommen hatte. Mohammadi war gemeinsam mit Nahid Taghavi in einer Sammelzelle des Evin-Gefängnisses inhaftiert.

Die Bedingungen der Haftentlassung kommen nach Angaben der Familie einem Hausarrest gleich: Claren erklärte, ihre Mutter müsse unter anderem eine elektronische Fußfessel tragen und dürfe sich nicht aus einem Umkreis von 1000 Metern von ihrer Wohnung wegbewegen.

Mariam Claren, Tochter von Nahid Taghavi bei einer Demonstration in Berlin (Archiovbild)

Mariam Claren, Tochter von Nahid Taghavi bei einer Demonstration in Berlin (Archiovbild)

Nahid Taghavi im Iran 2020 verhaftet und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden

Die Architektin und Frauenrechtlerin Nahid Taghavi, die im Ruhestand zwischen Köln und Teheran pendelte, war im Oktober 2020 in Teheran verhaftet worden. Im August 2021 wurde sie wegen „Mitgliedschaft in einer illegalen Gruppe“ und wegen „Propaganda gegen das Regime“ zu zehn Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt.

Nahid Taghavi hat nichts verbrochen. Das Regime hat sie wegen ihrer politischen Überzeugungen festgenommen“, stellte Düzen Tekkal am Dienstag noch einmal klar. Sie bedankte sich bei Bundestagspräsidentin Bärbel Bas für deren Unterstützung im Kampf für die Freilassung von Taghavi. Bas hatte im März 2023 die politische Patenschaft für die zu Unrecht Inhaftierte übernommen. 

Kölnerin Nahid Taghavi offenbar gesundheitlich schwer angeschlagen

Die Kölnerin Nahid Taghavi hatte sich jahrelang für Menschenrechte und besonders Frauenrechte im Iran eingesetzt. Nach Angaben von Mitgefangenen leidet sie unter schweren gesundheitlichen Problemen.

Bekannt geworden war der schlechte Gesundheitszustand der Inhaftierten im vergangenen Jahr über einen aus dem Gefängnis geschmuggelten Brief ihrer Zellengenossin Narges Mohammadi, einer mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichneten Menschenrechtlerin. Nun soll Taghavi Zugang zu medizinischen Behandlungen erhalten. (mit afp)

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