„Virus wird nie ganz verschwinden“NRW-Corona-Expertenrat fordert Strategiewechsel

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Hendrik Streeck

Hendrik Streeck

Düsseldorf – Der Corona-Expertenrat der NRW-Landesregierung fordert die Politik vor den Bund-Länder-Beratungen am Dienstag über mögliche weitere Restriktionen zu einem Strategiewechsel auf. Die Entscheidungen sollten „aus einem Verständnis künftiger Normalität abgeleitet werden, öffentlich und privat mit diesem Virus leben zu können“, heißt es in der vierten Stellungnahme des Gremiums, das aus Experten von Medizin wie dem Virologen Hendrik Streeck, Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft wie Michael Hüther, Philosophie, Psychologie, Soziologie und der Sozialarbeit besteht.

„Die bisherigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie“ hätten nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Durch die Verschärfung des Lockdowns hätte sich die Zahl der Neuinfektionen stabilisiert, die Todesrate von Menschen im höheren Alter sei jedoch weiterhin hoch. „Diese Politik läuft Gefahr, die Bevölkerung als Ganzes nicht mehr zu erreichen und zu überzeugen. Immer deutlicher zeigen sich Extreme – Corona-Leugner am einen Ende, Lockdown-Fanatiker am anderen Ende“, heißt es in dem Papier weiter. Die Politik müsse ihr Krisenmanagement „nicht länger darauf beschränken, lediglich situativ auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren“.

Expertenrat will Schutzkonzepte für Risikogruppen und bessere Teststrategie

Die Impfstoffe böten zwar die Chance, das Virus zu kontrollieren und auf ein hinnehmbares Maß zu bringen. Vollständig verschwinden werde es aber wohl nicht. Die Impfkampagne müsse daher mit Schutzkonzepten für Alten- und Pflegeheime, das Tragen von Masken im öffentlichen Raum und eine differenzierte Teststrategie begleitet werden.

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Um mehr über die Ansteckungsorte und die Dynamik der Epidemie zu erfahren, müsse es ein einheitliches vom Bund koordiniertes forschungsbasiertes Vorgehen geben, das alle wissenschaftlichen Disziplinen umfasse. Auch sollte die Corona-App weiterentwickelt werden, um das Infektionsgeschehen besser nachverfolgen zu können. Dass dies bisher nicht passiert ist, sei die Folge einer „realitätsfernen Diskussion um Datenschutz“. Auch mangele es in der Politik an der Bereitschaft, „bereits vor Eintreten einer schwierigen Situation konsequent Vorbereitungen für ein differenziertes Vorgehen zu treffen“.

Schon jetzt – während des laufenden Lockdowns – müssten Kriterien entwickelt werden, wie es danach weitergeht, um nach der Öffnung nicht gleich wieder hohe Infektionszahlen zu riskieren. Nur so könne es gelingen, bei den Menschen auf Verständnis für die Eingriffe in ihr Alltagsleben zu stoßen.

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