In Dortmund geraten zwei Polizisten ins Visier der Ermittler. Bei einer Fahrzeugkontrolle sollen sie auf den Wagen eines 17 Jahre alten Fahrers ohne Führerschein geschossen haben. Was trieb die Beamten an?
Dortmunder PolizeiBeamte sollen bei Verkehrskontrolle auf 17-Jährigen geschossen haben
Von Axel Spilcker
Lesezeit 2 Minuten
Zwei Beamte sind im Visier der Ermittler.
Copyright: Carsten Rehder/dpa/Symbolbild
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Der Ortstermin am Tatort rund um die Leopoldstraße in Dortmund am Freitagmittag wirkte nicht als stünde einfache Ermittler-Routine bevor. Zwei junge Männer demonstrierten in ihrem zerschossenen Auto den Beamten der zuständigen Recklinghauser Mordkommission, wie sie nur knapp dem Tode entronnen waren. Bei den Schützen handelte es sich um zwei Polizeibeamte, die am frühen Morgen des ersten Weihnachtstages nach einer kurzen Verfolgungsjagd durch die Innenstadt, den flüchtigen AMG-Mercedes ausgebremst hatten. Danach waren sie ausgestiegen und hatten vier Schüsse abgegeben, ein Projektil durchschlug die Windschutzscheibe.
Der 17-jährige Fahrer Hamsa G. und sein ein Jahr älterer Kumpel blieben unverletzt. „Es ist ein großes Wunder, dass mein Mandant noch lebt, beim Anblick des demolierten Wagens schlottern seinem Vater immer noch die Knie“, sagt Strafverteidiger Burghard Benecken.
17-Jähriger geflohen
Nach Darstellung seines Klienten soll sich Folgendes ereignet haben: Hamsa G. und sein Freund wollten sich in der Nähe mit einem Mädchen treffen. Als ein Streifenwagen auf den Mercedes des Vaters aufmerksam wurde und den Wagen herauswinkte, trat der jugendliche Fahrer aufs Gas und flüchtete. Hamsa G. besitzt im Gegensatz zu seinem Bekannten keinen Führerschein. Offenbar trieb ihn die Angst, erwischt zu werden. Die Polizeibeamten verfolgten den Sportwagen. Als sie ihn gestoppt hatten, sollen sie den Angaben des Fahrers zufolge ausgestiegen seien. „Dann sollen sie ohne Vorwarnung das Feuer eröffnet haben“, berichtet Benecken.
In Panik wollen die beiden jungen Männer erneut geflüchtet sein. Zirka 500 Meter weiter hielt der Mercedes an. Der Beifahrer kletterte aus dem Fahrzeug und warf sich auf den Boden. Hamsa G. wurde im Wagen festgenommen.
Was genau um 2.30 Uhr passierte, ist unklar
Noch ist unklar, warum die Polizisten geschossen haben. Wurden sie angegriffen? Gab es eine bedrohliche Lage? Staatsanwalt Henner Kruse sagte am Freitag, dass derzeit geprüft werde, was sich genau in jener Nacht gegen 2.30 Uhr abgespielt hat. Nähere Einzelheiten nannte er nicht.
Beim Ortstermin zumindest mussten die beiden jungen Männer sämtliche Situationen ihrer Flucht demonstrieren. Die Ermittler verlegten den zerschossenen Wagen hin und her, um per 3-D-Aufnahme die zeitlichen Abläufe nachzustellen. Sollte sich herausstellen, dass die beiden Beamten zu Unrecht geschossen haben, müsste sich die Dortmunder Polizei neue unangenehme Fragen gefallen lassen.
Unterdessen klärt die Staatsanwaltschaft die Geschehnisse auf, die zu dem Tod des 16-jährigen Senegalesen Mouhamed D. im August 2022 durch einen Maschinenpistolen-Schützen der Polizei führte. Das NRW-Innenministerium wollte sich mit dem Hinweis auf die Ermittlungen zunächst nicht zu dem neuen Vorgang äußern.