Von 13.800 könnten nur noch 1000 übrigbleibenStreit um Düsseldorfer Gaslaternen neu entfacht

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Eine historische Gaslaterne mit vier Brennern ist vor Wolken am Himmel zu sehen.

Die Gaslaternen könnten bis auf wenige Exemplare aus dem Düsseldorfer Stadtbild verschwinden.

Die Düsseldorfer Stadtverwaltung hat ein Informationspapier vorgelegt, in dem nahezu alles gegen den Erhalt der alten Gasleuchten spricht. Die Bürgerinitiative kündigt massiven Widerstand an.

Diesmal sieht es finster aus für den Erhalt der rund 13.800 Gaslaternen, die in Düsseldorf seit mehr als 70 Jahren ihr warmes Licht verbreiten, tadellos funktionieren und der Landeshauptstadt damit das größte in Deutschland erhaltene Gasleuchten-Netz bescheren, das immer noch rund 20 Prozent der gesamten Beleuchtung ausmacht.

Leuchten in Wohngebieten stehen unter Denkmalschutz

Jahrelang hat man im Stadtrat, mit der Initiative Gaslicht, dem einflussreichen Heimatverein Düsseldorfer Jonges, mit mehr als 3200 Mitgliedern das Schwergewicht der Stadtgesellschaft und der Aktionsgemeinschaft Düsseldorfer Heimat- und Bürgervereine über den Erhalt der Laternen gestritten. 2020 wurde ein Kompromiss erzielt: knapp 10.000 bleiben – und zwar ausschließlich in Wohngebieten. Sie alle stehen seit September 2020 unter Denkmalschutz.

Der russische Überfall auf die Ukraine und die explodierenden Gaspreise hat die Debatte über im Frühjahr 2021 neu entfacht. Die sind zwar wieder gesunken, doch jetzt sorgt ein Informationspapier der Stadtverwaltung für den Verkehrsausschuss am 16. August für neuen Zündstoff.

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Die Verwaltung hat drei Szenarien entworfen, welche Folgen es für den Klimaschutz, die Betriebssicherheit, die Betriebskosten und den Denkmalschutz hätte, wenn es bei den knapp 10.000 Gasleuchten bliebe oder man ihre Zahl auf 4550 in „besonderen Quartieren“ oder maximal 1000 reduziere und durch LED-Leuchten ersetze.

Eine einzelne Gaslaterne ist am Abend vor dem bläulich verfärbten Himmel zu sehen, im Hintergrund ist ein Gebäude zu sehen, in dessen Fenstern bereits das Licht brennt.

Nacht strahlen die Gaslaternen ein besonders warmes Licht aus, sind aber deutlich energiehungriger als moderne LED-Leuchten.

Initiative Gaslicht wehrt sich gegen die Pläne

Das Resultat ist wenig überraschend. Bis auf den Denkmalschutz, der mit dem Abbruch jeder Gaslaterne angekratzt wird und bei der Schwelle von weniger als 1000 mit Ausnahme der Leuchten im Hofgarten komplett wegfiele, sind moderne Stromleuchten ihren gasbetriebenen Vorfahren in allen Belangen überlegen. Ihre Klimabilanz ist unschlagbar, bei den Betriebskosten liegen sie deutlich besser und selbst bei den Investitionen, die für die Umrüstung nötig wären, liegen sie vorn. Der Grund: Fast 70 Millionen Euro sind laut Stadtverwaltung nötig, um alle knapp 10.000 Gaslaternen auf den neuesten technischen Stand zu bringen, hinzu kommen Betriebskosten von 1,5 Millionen Euro pro Jahr.

Für die Initiative Gaslicht suggeriert das Informationspapier, das bis Ende September zunächst nur zur Kenntnisnahme ohne Abstimmung durch mehrere Ausschüsse und den Stadtrat wandern wird, „einen Handlungsbedarf, den es gar nicht gibt“, sagt deren Sprecher Lutz Cleffmann.

„Die Verwaltung unterstellt eine Gasmangellage, die es so gar nicht mehr gibt und wirft sogar die Frage auf, ob das Gasnetz in Düsseldorf langfristig eine Zukunft habe“, sagt Cleffmann. Man gehe einfach davon aus, dass Gasleuchten laut dem Klimaschutzgesetz nach 2045 verboten werden, weil sie als „vermeidbare Emissionsquelle“ eingestuft werden könnten. Die Emissionen, die 0,25 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes der Stadt Düsseldorf betragen, habe sogar der Bund für Umwelt und Naturschutz als vernachlässigbar eingestuft.

Es gibt keine neuen Fakten, sind sie sind lediglich neu aufbereitet worden, mit der Zielsetzung, die Gaslaternen abzuschaffen
Lutz Cleffmann, Sprecher der Initiative Gaslicht

„Das Papier ist tendenziös. Es gibt keine neuen Fakten, sie sind lediglich neu aufbereitet worden, mit der Zielsetzung, die Gaslaternen abzuschaffen.“ Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) „habe das Ganze vor Jahren losgetreten, als er noch Verkehrsdezernent war. Wenn das so kommt, wie sich das jetzt abzeichnet, hat er sein Ziel erreicht. Das ist reine Symbolpolitik. Nach dem Motto: Wir tun etwas für die Klimawende.“ Im Stadtrat gebe es prinzipiell „schon eine Mehrheit für den Totalabriss“. SPD und Grüne zierten sich nur deshalb, weil sie damit einem Antrag der Klimaliste zustimmen müssten, die im Stadtrat mit nur einem Mandat vertreten ist.

Aus Sicht der Initiative solle die Stadtverwaltung zunächst ihr Konzept für die Wärmeplanung vorlegen, anstatt über die Zukunft des Gasnetzes zu spekulieren „Dazu ist sie verpflichtet und muss bis zum 30. Juni 2026 abliefern“, sagt Cleffmann.

Die Initiative Gaslicht will ihren Widerstand jetzt wieder hochfahren. Am 24. August wird es ab 19 Uhr im Düsseldorfer Maxhaus eine Informationsveranstaltung zusammen mit den Düsseldorfer Jonges geben.

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