Kommentar zu Kita-GebührenKöln ist unbezahlbar für Familien – und selbst schuld

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Ein Kind spielt auf dem Spielplatz der Evangelischen Kindertagesstätte "Wasserblecher Kinder".

Ein Kind spielt auf dem Spielplatz einer Kita.

Extreme Mieten, horrende Kita-Gebühren: Familien werden aus Köln gedrängt. Dabei zeigen andere Städte, wie es auch geht.

Wer sein Kind in einer Kölner Kita betreuen lässt, muss ein kleines Vermögen zahlen. Je nach Familieneinkommen belaufen sich die Kosten über mehrere Jahre schnell auf 10.000 Euro oder deutlich mehr. Das trägt zu einem familienfeindlichen Klima in der Stadt bei.

Eine familienfreundliche Wohnung kostet schnell 2000 Euro oder mehr

Familienfeindlich ist vor allem der Kölner Wohnungsmarkt. Eine einfache Wohnung mit drei oder vier Zimmern, einem – gerne auch winzigen – Balkon, in dem eine vierköpfige Familie leben kann? Kostet heute in weiten Teilen der Stadt 2000 Euro und mehr Miete. Wer sich eine solche Wohnung leisten kann, braucht schnell ein Haushaltsjahreseinkommen von über 100.000 Euro.

Aber das fließt in der Regel nur, wenn beide Elternteile auch arbeiten gehen. Damit das irgendwie funktioniert, geben viele Familien ihre Kinder ab dem ersten Geburtstag in Kita-Betreuung.

Und dann fallen im ersten Jahr mindestens 517 Euro monatlich an. Alle, die ihr Kind 35 oder gar 45 Wochenstunden in der Kita haben, zahlen noch viel mehr, und zwar bis zu 638 Euro. Die Kita-Gebühren sinken mit zunehmendem Alter des Kindes, die monatliche Belastung bleibt für diese Familien jedoch hoch: zwischen 213 und 419 Euro jeden Monat. Das Ergebnis: Beide Elternteile ackern sich bei der Arbeit für die teure Wohnung ab, haben die Zeit dafür überhaupt nur, weil das Kind in der Kita ist – und ein großer Teil des Gehalts geht direkt wieder für die Betreuung drauf.

Düsseldorf beweist Köln, dass es anders geht

Städte wie Monheim, Düren oder Düsseldorf beweisen, dass es auch anders geht, dass familienfreundliche Politik gelingen kann. Selbst eine vom Rest Deutschlands oft belächelte Stadt wie Berlin hat es geschafft und lacht nur über Kölner Verhältnisse. Diese Städte haben die Kita-Gebühren abgeschafft oder stark gesenkt, zusätzliche beitragsfreie Jahre eingeführt oder Einkommensstufen angepasst. Der erweiterte Kölner Speckgürtel wirbt aktiv mit diesem Standortvorteil – und spricht damit direkt junge Familien an, gut bezahlte Akademikerinnen und Akademiker, die sich das Leben in Köln kaum noch leisten können.

Wenn Köln diese Familien nicht an das Umland verlieren möchte – und das tut die Stadt erwiesenermaßen – müssen die Verantwortlichen aktiv familienfreundliche Politik betreiben. Die Kommunalpolitikerinnen und -politiker in Köln haben freilich keinen direkten Einfluss auf den Horror des Wohnungsmarkts. Sie haben aber direkten Zugriff auf die Gestaltung der Kita-Gebühren. Und diesen müssen sie nutzen, wenn sie junge Familien in Köln halten möchten. Sonst tragen auch sie Schuld, wenn Köln als unbezahlbar gilt.

Ja, das wird teuer, kostet die Stadtkasse Millionen. Die Kölnerinnen und Kölner in der Politik müssen es sich erst einmal leisten wollen, die Gebühren zu senken. Die Familien dieser Stadt sollten es ihnen wert sein. Also, runter mit den Kita-Beiträgen!

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