Kommentar zur FamilienpolitikSeien wir gut zu Eltern! Dann klappt es auch mit der Geburtenrate

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Gummistiefel hängen an einer Palettenwand in der Kindertagesstätte

Entscheidend für eine höhere Geburtenrate: Flexible und zuverlässige Kinderbetreuung muss Priorität haben.

Die Zahl der Geburten in NRW ist so niedrig wie lange nicht. Das Rezept zum Gegensteuern ist einfach, schreibt unsere Autorin: Mehr Liebe für Eltern.

Die gute Nachricht für die Demografie: Kinder sind auch ohne Zusatzanreize großartige Geschöpfe und die allermeisten jungen Erwachsenen wünschen sich deshalb, Eltern zu werden. Wenn es da nicht einen kleinen Haken gäbe. Wer sich für Kinder entscheidet, der muss nicht nur eine große Verantwortung schultern. Das System legt ihm zusätzlich auch noch Steine in den Weg: unflexible Arbeitszeiten, unzuverlässige Kinderbetreuungsangebote, fehlende finanzielle Unterstützung, starre Rollenbilder, denen niemand gerecht werden kann. Da kann einem so ein Wunsch schon mal abhandenkommen.

Claudia Lehnen

Claudia Lehnen

Claudia Lehnen, geboren 1978, ist Chefreporterin Story/NRW. Nach der Geburt ihres ersten Kindes begann sie 2005 als Feste Freie beim Kölner Stadt-Anzeiger. Später war sie Online-Redakteurin und leitet...

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Die Zahl der Geburten war im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen so niedrig wie schon seit zehn Jahren nicht mehr. Für das Funktionieren unserer Gesellschaft könnte das dramatische Folgen haben. Schon heute mangelt es an Fachkräften. Die Zahl der Menschen, die pro Jahr in Rente geht, übersteigt die Zahl der Berufseinsteiger mittlerweile bei weitem. 2022 beispielsweise standen 1,43 Millionen Neurentnern etwa 800.000 Berufseinsteiger gegenüber. Der Fachkräftemangel wird sich bei niedrigen Geburtenraten noch weiter verschärfen. Ebenso die Situation in der Pflege und bei den Rentenkassen.

Elternschaft ist kein Makel, sondern eine Kompetenz, die auch der Firma zugutekommt

Die Rezepte zum Gegensteuern sind ebenso bekannt wie banal: Seien wir gut zu Eltern! Umsorgen wir sie. Hören wir auf, ihnen Steine in den Weg zu legen! Belohnen wir sie stattdessen. Das Leben von Paaren mit Kindern muss weiter verbessert werden. Die Finanzierung von flächendeckenden und vor allem ebenso flexiblen wie zuverlässigen Kinderbetreuungsangeboten muss auch bei knappen Kassen priorisiert werden.

Finanzielle Nachteile gerade für Mütter müssen abgeschafft werden. Es kann nicht sein, dass Kinder – gerade mehrere – für Frauen auch im Jahr 2024 immer noch ein Armutsrisiko darstellen. Beruflicher Erfolg muss bei entsprechendem Talent auch und vielleicht sogar gerade für diejenigen möglich sein, die um 18 Uhr mit drei oder gar mehr Kindern am Abendbrottisch sitzen statt noch im Büro. Denn Elternschaft ist kein Makel, sondern eine Kompetenz, die auch dem Sozialgefüge Firma zugutekommt.

An Kinderliebe mangelt es den Nordrhein-Westfalen nicht. Politik und Wirtschaft müssen nur dafür sorgen, dass der für die Zukunft so notwendige Wille, Nachwuchs großzuziehen, jungen Menschen nicht zum Nachteil gereicht.

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