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Kommentar

Pflegepreis NRW
Senioren aus den Betten pflegen ist nicht lukrativ - ein Armutszeugnis

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Lesezeit 2 Minuten
Senior woman with a mobility walker walking on city streets during autumn day, enjoying the beautiful sunny weather. Elderly lady savoring every moment, living life to fullest. A senior woman with a mobility walker walking on the city streets during autumn day, enjoying the beautiful sunny weather. Elderly lady savoring every moment, living life to fullest. model released Copyright: xx HHH SOLO TZ ELDERLY CARE 2023 HHH 127

Aktivierende und menschenwürdige Pflege, die die Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt stellt, muss belohnt werden.

Eine Pflegeeinrichtung, die ihren Bewohnern mit Herzlichkeit begegnet, ist ausgezeichnet worden. Gratulation! Aber sollte das nicht Normalität sein?

Wer alt und gebrechlich ist, hat einen besonders sonnigen Platz in unserer Gesellschaft verdient. Gerade die letzten Jahre und Monate eines Lebens sollten geprägt sein von Respekt und Herzlichkeit, die Frage nach dem „Was brauchst du, um dich wohlzufühlen“ muss in diesem Lebensabschnitt das Maß der Dinge sein.

Die Verleihung des Pflegepreises NRW 2025 an eine Langzeitpflegeeinrichtung, die sich durch besonders ethisches Handeln sowie durch Aufmerksamkeit gegenüber den Wünschen und Biografien der Bewohnerinnen und Bewohner auszeichnet, feiert zu Recht Pflegerinnen und Pfleger, die Herzlichkeit und Menschenwürde in den Fokus ihrer wichtigen Arbeit stellen. Dazu kann man den Preisträgern nur gratulieren. Die Hervorhebung ihrer Leistung zeigt aber auch, dass ein solcher Umgang mit den schwächsten Gliedern unserer Gesellschaft nicht selbstverständlich ist. Und das ist leider nichts weniger als ein Armutszeugnis für unser Land.

Claudia Lehnen

Claudia Lehnen

Claudia Lehnen, geboren 1978, ist Chefreporterin Story/NRW. Nach der Geburt ihres ersten Kindes begann sie 2005 als Feste Freie beim Kölner Stadt-Anzeiger. Später war sie Online-Redakteurin und leitet...

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Allen voran für ein Pflegesystem, das die Anreize vermissen lässt, vorhandenes Geld an richtiger Stelle zu investieren. Sehr gut vergütet wird da beispielsweise, wenn ein Mensch mit höchstem Pflegegrad nur noch im Bett liegen kann. Wenig lukrativ ist es dagegen, den alten Menschen mit motivierenden Reha-Angeboten oder der Aussicht auf ein gemeinsames Boule-Spiel im sonnigen Garten wieder aus dem Bett herauszupflegen – die Anstrengung würde dem Senior zwar mehr Lebensfreude, der Einrichtung aber weniger Geld seitens der Pflegekassen einbringen.

Gerade angesichts knapper Kassen muss sich dieses System dringend ändern. Aktivierende und menschenwürdige Pflege, die die Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt stellt, muss belohnt werden. Nicht einmal im Jahr mit einem Sonderpreis, sondern jeden einzelnen Tag.