Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kommentar

Kommentar zu Polizeieinsätzen bei Geflüchteten
„Dass es in den Unterkünften Reibereien gibt, ist wenig überraschend“

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Außenansicht der Flüchtlingsunterkunft an der Werksstraße 32 am Freitag, dem 15. September 2023  in Hattingen 
Foto: Walter Fischer /  FUNKE Foto Services

Die Kapazitäten in den Unterkünften sind auf Kante genäht. Streit und Reibereien sind da programmiert, kommentiert Landeskorrespondent Gerhard Voogt.

In NRW hat es nach Angaben des Integrationsministeriums in den vergangenen Monaten mehr als 2500 Polizeieinsätze in Flüchtlingsunterkünften gegeben. Immer wieder müssen die Beamten ausrücken, um Streitereien zu beenden, die zum Teil in Gewalt eskalieren. Dass es in den Unterkünften Reibereien gibt, ist wenig überraschend. Schließlich müssen dort Menschen miteinander auskommen, die aus unterschiedlichen Kulturen kommen, ihr Leben nach völlig unterschiedlichen Wertesystemen ausrichten. Bisweilen reichen Drängeleien bei der Essensausgabe aus, um Handgreiflichkeiten auszulösen.

Flüchtlingsunterkünfte zu managen, ist kein leichter Job. Wie hoch der Druck im Kessel steigt, hängt aber stark von den Rahmenbedingungen ab.

Der „Paul-Effekt“ ist ausgeblieben

Viele Flüchtlingsorganisationen hatten in NRW hatte darauf gehofft, mit der Ernennung der Grünen Josefine Paul zur Integrationsministerin würde sich die Situation in den Einrichtungen nachhaltig verbessern. Doch von einem Richtungswechsel ist nicht viel zu spüren. Der „Paul-Effekt“ ist ausgeblieben: Die Flüchtlinge werden weiter zentral untergebracht. Das ermöglicht schlanke Betreuungs- und Beratungsstrukturen – und spart somit viel Geld.

Gerhard  Voogt

Gerhard Voogt

mehr

Es wäre das falsche Signal, Wirtschaftsflüchtlinge mit der Aussicht auf eine komfortable Unterbringung nach Deutschland zu locken. Aber viele Menschen, die in den Einrichtungen leben, haben eine Bleibeperspektive. Schwarz-Grün bleibt – trotz knapper Kassenlage – nichts anderes übrig, als in den Kauf von nachhaltigen Wohncontainern zu investieren, in denen vulnerable Gruppen untergebracht werden könnten.

Ein Unterbringungssystem, das auf Kante genäht ist, schadet dem Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates. Wenn in NRW im kommenden Winter erneut flächendeckend Turnhallen mit Flüchtlingen belegt werden müssen, hilft das nur den Rechtspopulisten.