Reinhold Ewald ist jetzt „Raumfahrtbotschafter“ für NRW – wie fühlt er sich dabei?
Raumfahrtland NRWReinhold Ewald ist ein Leben lang Astronaut

Reinhold Ewald ist einer von nur 13 Deutschen, die jemals im All waren - und kommt aus NRW.
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Es gibt Titel, die behält man – auch über den Job hinaus. Bei Reinhold Ewald ist das auch so: Er ist kein „Ex-Astronaut“ – auch wenn sein Ausflug ins All 28 Jahre zurück liegt. Ewald nennt sich selbst „Astronaut“. Weil es – so sagt er – ein Privileg ist, um die Erde kreisen zu dürfen. Und das hält lebenslang.
Seit dieser Woche ist Astronaut Ewald der neue Raumfahrt-Botschafter des Landes NRW. Vorher gab es diesen Job nicht, aber besser als Ewald kann ihn eigentlich keiner ausfüllen. Er ist einer von nur 13 Deutschen, die jemals im Weltraum waren – und kommt aus NRW.
Auch als Pensionär lässt ihn die Raumfahrt nicht los
Ewald lebte und forschte 1997 drei Wochen auf der russischen „Mir“, der ersten Raumstation. 2001 ließ man sie kontrolliert abstürzen und verglühen. So wie von der „Mir“ nichts übrig blieb, hat sich inzwischen natürlich auch die Weltall-Kooperation mit Russland in Luft aufgelöst. Aber Ewald lässt auch als Pensionär die Raumfahrt nicht los.
„Ich werde nicht täglich zu Überlebenstrainings rausgeschickt“, sagt Ewald lachend im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die aktive Astronauten-Karriere, „das Heldentum“, sei natürlich vorbei. „Aber es ist immer noch eine ernste, auch berufliche Befassung für mich.“
Vor wenigen Tagen war Ewald bei seinem ersten Arbeitseinsatz als Raumfahrtbotschafter bei der Kölner Konferenz „Spacetech.NRW“. Er hielt einen Vortrag, wurde viel gefragt und fotografiert. Als Botschafter für den Raumfahrt-Standort NRW (also für Forschung und Entwicklung, nicht als Weltraumflughafen) bekommt er kein astronomisches Gehalt: 600 Euro plus Reisekosten, so das Wirtschaftsministerium – dort ist der Job angesiedelt.
Ewald ist das Gesicht des „Raumfahrtlandes“, wie Wüst NRW nennt
Aber für Ewald ist seine Erfahrung eben „viel zu gut, als man da nicht drüber reden möchte.“ Daher habe er die Berufung durch das Landeskabinett um Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) gerne angenommen. Seine Kompetenz plus Werbung für die Möglichkeiten in Wirtschaft und Forschung in NRW sollen in die vielen Gespräche einfließen, die der Astronaut in den kommenden Monaten führen wird. Als Gesicht des „Raumfahrtlandes“, wie Wüst NRW jetzt nennt.
„Ich habe lange in Bayern gearbeitet, die können auch Raumfahrt“, so Physiker Ewald. Auch Baden-Württemberg sei gut aufgestellt. „Nordrhein-Westfalen ist jetzt auch Mitspieler auf diesem Gebiet.“ Oder wie Wüst weniger bescheiden sagt: „Der Weg ins Weltall führt über Nordrhein-Westfalen.“ Das Land ist ein Standort der European Space Agency (ESA) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Hier trainiert das Europäische Astronautenkorps für Weltraumeinsätze. In Köln soll ein „Space Hub Cologne“ entstehen.
Auch wenn vom Rhein aus keine Rakete starten wird, stellt sich auch in NRW die Frage: Wann wird wieder ein Mensch den Mond betreten? „Das ist greifbar“, sagt Ewald: „Wenn es denn alle Komponenten gibt, dann werden wir das sicherlich noch in den später 20er Jahren erleben.“ Er selbst sehe sich nicht noch mal im All, so Ewald: „Ich hatte meine Initialzündung mit meinem Raumflug und denke, dass ich auch authentisch berichten kann und müsste das jetzt nicht unbedingt nur des Spaßes wegen wiederholen.“
Interessant: Ewald spricht auch von den langen Trainings, der intensiven Vorbereitung und „all den Schwierigkeiten, die das für das persönliche und Familienleben darstellt“. Ewald hat drei erwachsene Kinder, sein Lieblingssport ist Fußball – und er trägt den schwarzen Karategürtel. Er führt ein bodenständiges Leben nach der Schwerelosigkeit.
Was ihn bei seiner Mission auf der „Mir“ am meisten geprägt hat, war die „gegenseitige Hilfe in dieser Extremsituation, da oben eingesperrt in einer Raumstation mit ganz unterschiedlichen Aufgaben.“ Die russischen Kosmonauten rufen heute noch bei ihm an „und wir versuchen dieses Flämmchen, dieses ganz dünne, über die Zeit zu retten.“