Hass und Sexismus im NetzNRW-SPD fordert Beratungsstelle für Opfer von digitaler Gewalt

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Ein Smartphone liegt vor einem jungen Mann auf dem Tisch.

Besonders Frauen und queere Menschen sind von Gewalt im Netz betroffen.

Frauen und queere Personen sind besonders häufig Opfer von digitaler Gewalt, so die SPD-Fraktion im Landtag. Sie fordert ressortübergreifende Gegenmaßnahmen.

Frauen, queere Menschen, Jugendliche und weitere Opfer von digitaler Gewalt sollen nach einem Antrag der SPD im Landtag leichter Hilfe bekommen. „Die freie Meinungsäußerung im Netz wird durch Hass, Drohungen und auch sexualisierte Gewaltandrohungen beeinflusst“, sagt Ina Blumenthal, medienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion.

Von Hass im Netz betroffene Menschen würden sich in Zukunft weniger im Netz äußern. „Das bedroht die Debattenkultur und die Demokratie.“  Die SPD fordert eine zentrale Beratungsstelle für Opfer digitaler Gewalt in Nordrhein-Westfalen sowie ein Gesamtkonzept über alle Ressorts hinweg zur Bekämpfung digitaler Gewalt.

Eine solche Beratungsstelle solle auch auf geschlechterspezifische digitale Gewalt ausgelegt sein und Opfern schnelle Hilfe bieten. „Das allgemeine Opferschutzportal reicht nicht aus“, so die SPD in einer Pressemitteilung. Studien hätten gezeigt, dass gerade Mädchen und Frauen von digitaler sexualisierter Gewalt betroffen sind – besonders, wenn sie sich politisch äußern. Auch queere Menschen seien häufiger Opfer.

Bei Hate Aid sei der Anteil an Frauen, die um Beratung bitten, geringfügig höher, sagt Josephine Ballon, Rechtsanwältin bei Hate Aid. Die gemeinnützige Organisation unterstützt Betroffene digitaler Gewalt und steht ihnen auch bei der Finanzierung von Prozesskosten beiseite. Bei letzteren Hilfen liegt der Anteil bei rund 75 Prozent. „Das zeigt uns, dass digitale Gewalt gegen Frauen besonders drastisch und besonders sexualisiert ist“, sagt Ballon.

80 Prozent sind Hasskommentaren im Netz begegnet

Auch weitere Hilfsstrukturen sollen auf ihre Wirksamkeit überprüft werden, fordert die SPD in ihrem Antrag. So solle in den Schulen vermehrt über digitale Gewalt aufgeklärt werden und die Lehrpläne angepasst werden. „Es gibt ein Bewusstsein für Cybersexismus in Nordrhein-Westfalen, aber die Bekämpfung muss ressortübergreifend passieren“, sagt Blumenthal. „Wir wünschen uns auch mehr Module zu diesem Thema in der Polizeiausbildung.“

In ihrem Antrag verweisen die Sozialdemokraten auf eine Forsa-Studie zu Hatespeech und Cybergrooming: Rund 80 Prozent aller Nutzerinnen und Nutzer ab 14 Jahren sind demnach bereits Hasskommentaren im Netz begegnet. Bei den acht bis 18-Jährigen gaben 24 Prozent an, online schon eine erwachsene Person kennengelernt und von ihr nach einem realen Treffen gebeten worden zu sein. Knapp 14 Prozent der Mädchen und 14 Prozent der Jungen wurden bereits von einer erwachsenen Person aufgefordert, sich vor der Kamera auszuziehen.

Fast jedes vierte Opfer von digitaler Gewalt verspüre körperlich wahrnehmbare Angst. Einige gaben an, sich als Konsequenz aus dem digitalen Raum zurückgezogen zu haben.

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