Abo

Streit über SilvesterfeuerwerkNRW-Grüne wollen private Böllerei landesweit verbieten

3 min
Silvesterknaller sind laut - und von ihnen geht eine hohe Verletzungsgefahr aus

Silvesterknaller sind laut - und von ihnen geht eine hohe Verletzungsgefahr aus. 

Tradition oder Ärgernis: Am Umgang mit dem Silvesterfeuerwerk scheiden sich die Geister. Die Grünen im Landtag wollen die private Knallerei jetzt aus der Öffentlichkeit verbannen.

Die Landtagsfraktion der Grünen in NRW schlägt einen neuen Kurs für den Umgang mit privatem Feuerwerk vor: Böller mit reiner Knallwirkung sollen schnellstmöglich aus dem Verkauf verschwinden. „Eine wachsende Mehrheit der Menschen in NRW ist gegen Böllerei mit reiner Knallwirkung, die noch nicht einmal hübsch aussieht, sondern einfach nur laut und unangenehm ist“, sagte Julia Höller, innenpolitische Sprecherin der Grünen im NRW-Parlament, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Es sei „höchste Zeit“, dass die Politik „den großen Protest aus der Bevölkerung“ aufgreife.

Die Grünen haben jetzt einen Antrag verabschiedet, der darauf zielt, dass Böller mit reiner Knallwirkung schnellstmöglich aus dem Verkauf verschwinden sollen. Das Verletzungsrisiko sei hoch, und der gesellschaftliche Nutzen stehe in keinem Verhältnis zu den Gefahren. „Wir streben dafür eine Reform des Sprengstoffrechts auf Bundesebene an, um ein bundesweites Verkaufsverbot für den Privatgebrauch zu erreichen und Ausnahmeregelungen zu streichen“, heißt es. Damit solle verhindert werden, dass unterschiedliche Länderregelungen zu einem „Böller-Tourismus“ führen könnten.

Julia Höller, innenpolitische Sprecherin der Grünen im Düsseldorfer Landtag.

Julia Höller, innenpolitische Sprecherin der Grünen im Düsseldorfer Landtag.

Mit dem Vorstoß wollen die Grünen jetzt eine „neue Balance zwischen Verantwortung und Feierkultur“ herstellen. Es gehe darum, Natur, Umwelt und Tiere zu entlasten, ohne gleichzeitig „das Feuerwerk als Tradition abzuschaffen“. Der illegalen Einfuhr von Feuerwerk – vor allem über den Onlinehandel – soll mit strengeren Kontrollen begegnet werden. Harmlose Feuerwerksartikel wie Knallerbsen, Bodenwirbel, Eisfontänen, Tischfeuerwerk und Wunderkerzen sollen vom Verkaufsverbot ausgenommen werden.

Die Kommunen in NRW sollten zudem „besser rechtssicher Verbotszonen einrichten können“, um bekannte Brennpunkte zu entschärfen. Dazu müsse es einen landesweiten Rahmen geben. Es gelte, die Kreispolizeibehörden sowie die Kommunen bei der Einrichtung von Verbotszonen zu unterstützen. Mittelfristig werde angestrebt, dass auch Raketen nicht mehr völlig frei verwendet werden dürften. Immer wieder würden Raketen auch gezielt auf Rettungskräfte abgefeuert.

Drohnenshows als Alternative?

Zentrale, professionell organisierte Feuerwerke sollen aber weiterhin erlaubt bleiben. Veranstalter könnten Städte, Vereine oder Dorfgemeinschaften sein. Auch Drohnenshows könnten eine Alternative zum Feuerwerk darstellen. So sollen auch in ländlichen Räumen gemeinsame Silvestererlebnisse möglich bleiben, während Polizei und Feuerwehr gleichzeitig einen besseren Überblick behalten und Angriffe sowie Chaos deutlich eingedämmt werden, so die Landtagsgrünen.

In Deutschland hatten mehr als zwei Millionen Menschen eine Online-Petition der Gewerkschaft der Polizei (GdP) für ein vollständiges Böller-Verbot unterschrieben. Einer Umfrage der Deutschen Umwelthilfe zufolge befürworten 60 Prozent der Bevölkerung eine Beendigung der privaten Knallerei – auch wegen der hohen Feinstaubbelastung.  Das niederländische Parlament hat ein generelles Verbot bzw. eine Genehmigungspflicht von privatem Feuerwerk ab dem Jahreswechsel 2026/27 beschlossen.

„Nicht länger hinnehmbar“

Julia Höller erklärte, „die zunehmenden Angriffe auf Rettungskräfte mit Böllern und Raketen an jedem Silvester und die vielen schweren Verletzungen“ seien nicht länger hinnehmbar.  Für viele Menschen sei Feuerwerk, vor allem an Silvester, eine wichtige Tradition, die es „natürlich zu erhalten“ gelte – aber eben ohne die negativen Auswirkungen wie Verletzungen und Angriffe. „Wir sind davon überzeugt, dass diese Tradition nicht von der privaten Böllerei abhängt und wir mittelfristig noch weiter gehen sollten“, sagte die Politikerin aus Bonn.  „Da Raketen ebenfalls ein hohes Verletzungsrisiko bergen und immer wieder gezielt in Menschenmengen oder auf Einsatzkräfte abgefeuert werden, halten wir mittelfristig ein Verkaufsverbot für den ungeregelten privaten Bereich für sinnvoll“, sagte Höller.

In NRW haben Städte wie Düsseldorf, Köln, Münster, Bielefeld und Bochum in zentralen Bereichen Böllerverbotszonen eingerichtet, außerhalb der Sperrgebiete unterliegt der private Gebrauch von Feuerwerksartikeln keinen Einschränkungen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)  hält nicht von einem flächendeckenden Böllerverbot, weil dies nicht umsetzbar sei. „Da müssen sie an jeder Ecke einen Polizisten stehen haben, der dafür sorgt, dass keiner einen Böller wirft“, sagte der Politiker aus Leichlingen.  Auch engmaschige Kontrollen – zum Beispiel in den Fußballstadien – führten nicht immer zum gewünschten Erfolg.