NRW-SPD fordert Prüfung der Lehrpläne„Wir bilden unsere Schüler noch so aus wie vor 50 Jahren“

Lesezeit 2 Minuten
Ein Schüler einer vierten Klasse nimmt am Unterricht teil. Er trägt einen roten Pulli und hält ein Buch in der Hand. Vor ihm steht eine Lehrerin.

Die SPD fordert eine Prüfung der Lehrpläne

Das Schulministerium gilt seit vielen Jahrena als Problemfall der NRW-Landesregierungen. Die SPD fordert nun weitgreifende Veränderungen. 

Dilek Engin, die schulpolitische Sprecherin der NRW-SPD, forderte die Landesregierung am Mittwoch zu entschiedenerem Handeln auf: „Wir sind in einer Bildungskatastrophe, unser Bildungssystem implodiert gerade, das System ist veraltet und muss der Realität angepasst werden“, sagte die ehemalige Lehrerin. Sich allein um den Lehrermangel zu kümmern, reiche nicht. „Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Schülerinnen und Schüler teilhaben und ein selbstbestimmtes Leben führen können.“

Im Detail forderte die 41-Jährige für ihre Partei: Eine kritische und unabhängige Prüfung der Lehrpläne. Eine Verringerung des Leistungsdrucks durch weniger Klassenarbeiten und neue Prüfungsformate. Einen Tag mit fächerverbindendem Unterricht, um „wichtige Selbst- und Sozialkompetenzen“ auszubilden. Unterstützt wurde Engin von der ehemaligen Schulleiterin und Autorin Margret Rasfeld und von Bildungs- und Schulforscherin Michaela Vogt, Professorin an der Universität Bielefeld.

„Ablieferer von Bestnoten“

„Wir bilden unsere Schüler noch so aus wie vor 50 Jahren“, sagte Rasfeld, das passe nicht mehr in die heutige Welt. Die in der vergangenen Woche vorgelegten Vorschläge der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel hätten sie erstaunt: „Das waren rein bürokratische, numerische Vorschläge, es wird nicht der Mensch gesehen, es war überhaupt nicht von Innovationen die Rede.“

Ihrer Ansicht nach gehe es um viel mehr als fehlende Lehrer. Die entscheidende Frage sei: „Wie sieht die zukunftsfähige Schule aus, die Schülerinnen und Schüler befähigt, Lösungen für die großen Herausforderungen, vor denen wir stehen, zu suchen und zu finden.“ Aktuell würden sie darauf reduziert, „Ablieferer von Bestnoten“ zu sein. Die psychosoziale Lage sei katastrophal, und die deutschen Jugendlichen seien laut einer OSZE-Umfrage in 65 Ländern jene, die am wenigsten von allen daran glaubten, selbst Einfluss nehmen und die Welt verändern zu können.

Bildungsforscherin Vogt betonte: „Jede Reform führt auch zu Widerständen. Egal, was wir machen, es wird dazu führen, dass es gewissen Parteien und Gruppen nicht gefällt.“ Deshalb sollte man überlegen, „ob wir Bildung mehr von Legislaturperioden unabhängig reformieren und versuchen können, so mehr Konstanz zu schaffen.“ In NRW ist das Bildungsressort seit 2005 ein Problemfall in wechselnden Händen. Vorher hatte knapp 40 Jahre die SPD das Sagen, dann folgten auf fünf Jahre CDU (Barbara Sommer) sieben Jahre Grüne (Sylvia Löhrmann) und fünf Jahre FDP (Yvonne Gebauer). Seit dem vergangenen Sommer ist wieder die CDU mit Bildungsministerin Dorothee Feller am Zug.

KStA abonnieren