Einst war John Bolton der Sicherheitsberater von Donald Trump - nun ist er einer seiner schärfsten Kritiker. Nun stand das FBI vor seiner Tür.
Razzia als Revanche?FBI durchsucht Haus von Trump-Gegner

Die US-Bundespolizei FBI hat ein Haus und ein Büro des früheren nationalen Sicherheitsberaters und heutigen Trump-Kritikers John Bolton (rechts) durchsucht.
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Während Donald Trump am vorigen Freitag mit Kreml-Chef Wladimir Putin in Alaska beriet, saß sein ehemaliger Sicherheitsberater John Bolton als Experte in einem CNN-Studio. Der neokonservative Hardliner mit dem markanten Schnauzbart war sichtlich wenig beeindruckt. „Ich würde sagen, dass Putin das meiste erreicht hat, was er wollte. Trump hat sehr wenig erreicht“, resümierte er.
Exakt eine Woche später bekam Bolton unerwartet Besuch in seinem Haus in Bethesda unweit der Stadtgrenze von Washington. Auf Videoaufnahmen von Augenzeugen kann man sehen, wie die Polizei des Landkreises Montgomery um kurz vor 7 Uhr am heutigen Freitag die Straße absperrt. Die Bundespolizei FBI durchsuchte seine Wohnung. Parallel wurde auch ein Büro in Washington durchsucht. Laut „New York Times“ geht es um den Verdacht, dass der 76-Jährige vertrauliche Dokumente aus seiner Zeit im Weißen Haus 2018/2019 verbreitet hat. „Niemand steht über dem Gesetz... FBI-Agenten auf Mission“, schrieb FBI-Chef Kash Patel bei X.
Der FBI-Direktor hat eine Feindesliste
In der amerikanischen Hauptstadt hält niemand die Razzia zum jetzigen Zeitpunkt für einen Zufall. Immerhin hatte Trump im Wahlkampf seinen Gegnern ausdrücklich mit „Vergeltung“ gedroht. Patel veröffentlichte schon 2023 eine „Feindesliste“ mit Personen, deren Verfolgung er forderte, weil sie mit dem „Deep State“ verwoben seien. Bolton, der seit seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus wiederholt Trump kritisiert hatte, stand darauf ziemlich weit oben.
Bereits im Januar, nur einen Tag nach seinem Amtsantritt, hatte Trump dann seinem einstigen Vertrauten Bolton bewusst einen Schlag versetzt: Er beendete den staatlichen Personenschutz für ihn. Bis dahin war der Ex-Sicherheitsberater nach dem mutmaßlichen Attentatsversuch durch einen Angehörigen der Revolutionären Garden des Irans rund um die Uhr von Beamten des Secret Service bewacht worden.
Trump wetterte über „Verlierer wie John Bolton”
Wegen seiner offenen Kritik und Enthüllungen in den 2020 veröffentlichten Memoiren „The Room Where It Happened“ hatte sich Trump immer wieder über Bolton geärgert. Zuletzt versetzten ihn dessen skeptische Äußerungen zum Gipfeltreffen mit Putin offenbar in Rage. „Sehr unfaire Medienberichte über mein Treffen mit Putin“, schimpfte er am Mittwoch der vergangenen Woche auf seiner Plattform „Truth Social“: „Sie zitieren ständig entlassene Verlierer und wirklich dumme Leute wie John Bolton, der gerade gesagt hat, dass, obwohl das Treffen auf amerikanischem Boden stattfindet, ‚Putin bereits gewonnen hat‘. Was soll das? Wir gewinnen in ALLEM.“
Noch am Freitag, eine halbe Stunde nach dem Eintreffen des FBI, wurde von Boltons X-Account ein Post abgesetzt. „Russland hat sein Ziel nicht geändert: die Ukraine in ein neues Russisches Reich zu integrieren“, heißt es darin: „Die Treffen werden zwar fortgesetzt, weil Trump den Friedensnobelpreis will, aber ich sehe keine Fortschritte bei diesen Gesprächen.“
Ein Vorwurf schon aus der ersten Trump-Amtszeit
Formal geht es bei der Razzia nach Informationen der „New York Times“ um den Vorwurf, Bolton habe vertrauliche Dokumente aus dem Weißen Haus geschafft und verbreitet. Diese Unterstellung war schon zum Ende der ersten Amtszeit Trumps Gegenstand einer Untersuchung gewesen. Bolton ist hingegen fest von einem politischen Hintergrund überzeugt: „Ich glaube, es handelt sich um eine Vergeltungs-Präsidentschaft“, hatte er vor kurzem in einem Interview des Senders ABC auf die Frage geantwortet, ob er glaube, dass es die Regierung auf ihn abgesehen habe. FBI-Chef Patel hatte er schon im vorigen Jahr als „Speichellecker“ Trumps bezeichnet.
Was aus der Razzia folgt, war am Freitag völlig unklar. Bolton wurde nach Medienberichten nicht festgenommen. „Ich vermute, dass es bei der Sache weniger um einen Schau-Prozess als um eine Schau-Ermittlung geht“, schrieb der Politik-Professor Henry Farrell auf der Plattform Bluesky: „Die Machtbefugnisse des FBI, des Justizministeriums und der Staatsanwaltschaft ermöglichen es, Menschen jahrelang systematisch zu verfolgen, ihr Leben zu runinieren und ihnen enorma Anwaltskosten aufzubürden, ohne dass sie sich wehren können.“