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„Schwerer Fehler“Parteien kritisieren Deutsche Bahn für Streichung der Familienreservierung

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Besonders in den Ferienzeiten, wenn Sitzplätze ohne Reservierung kaum zu ergattern sind, enlastete die Familienreservierung der Deutschen Bahn Eltern finanziell. (Symbolbild)

Besonders in den Ferienzeiten, wenn Sitzplätze ohne Reservierung kaum zu ergattern sind, enlastete die Familienreservierung der Deutschen Bahn Eltern finanziell. (Symbolbild)

Familien, die eine Bahnreise planen, müssen für Reservierungen künftig tiefer in die Tasche greifen. Die Parteien üben Kritik. 

Mit der neuen Preispolitik des bundeseigenen Konzerns Deutsche Bahn, sind die Grünen nicht einverstanden. „Gerade für Familien mit Kindern wird der Sommerurlaub in Zeiten hoher Preise zunehmend zum Luxus“, sagte Katharina Dröge, Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Donnerstag. Die Entscheidung der Bahn, ausgerechnet jetzt auch noch die Reservierungsgebühren zu erhöhen, sei ein „schwerer Fehler“.

Kölner Grüne sieht Bundeskanzler Merz in der Pflicht

„Wer den Umstieg auf die Schiene will, muss ihn einfacher und bezahlbarer machen - nicht komplizierter und teurer“, kritisierte Dröge. Das sei auch ein klarer Auftrag an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Das Geld aus dem sogenannten Sondervermögen im Bundeshaushalt müsse genutzt werden, um die Bahn zu modernisieren. „Es darf nicht für Haushaltskonsolidierungen und Wahlgeschenke genutzt werden“, so die Politikerin.

Und auch Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann äußerte sich kritisch gegenüber der Entscheidung der Deutschen Bahn, das entlastende Familienangebot ersatzlos zu streichen. „Sagt doch gleich, wir wollen nicht, dass Familien mit Kindern auf die Bahn umsteigen“, postete die Grünen-Politikerin in dem sozialen Medium X.

Sitzplatzreservierung für Familien wird doppelt so teuer

Wie die Deutsche Bahn zuletzt mitteilte, werde sie die preisreduzierte Familienreservierung abzuschaffen. Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Juni 2025 werden die Reservierungskosten nicht nur um 30 Cent in der zweiten und 40 Cent in der ersten Klasse pro Sitzplatz erhöht, künftig sollen alle Familienmitglieder – auch Kinder – für eine Sitzplatzreservierung zahlen. 

Zuvor hatte eine Familienreservierung für bis zu fünf Personen (mit maximal zwei Erwachsenen) pro Strecke 10,40 Euro gekostet. Bei einer Familie mit zwei Kindern werden allein für die Sitzplätze von Sonntag an 22 Euro pro Strecke fällig. Damit verdoppeln sich die Kosten für bahnreisende Familien. 

Kritik kommt auch von anderen Parteien

Kritik an den Plänen gab es unter anderem von Greenpeace, dem Sozialverband Deutschland sowie vom Fahrgastverband Pro Bahn. Aber auch Politiker von CDU, SPD und Linken forderten ein Umdenken der Bahn. Der Vorwurf lautete unter anderem, dass die Bahn Familien ins Auto treibe.

Der Verkehrsexperte der Bundestagsfraktion, Christoph Ploß (CDU), forderte die Deutsche Bahn im Gespräch mit der Rheinischen Post zur Prüfung der Änderung auf: „Die Bahn sollte ihr Vorgehen überdenken.“

Zweifel an wirtschaftlichem Nutzen der Maßnahme

Die Abschaffung der Familienreservierung begründet die Deutsche Bahn mit der wirtschaftlichen Lage. „Wir wollen die Mitnahme von Kindern und Jugendlichen auch weiterhin kostenfrei anbieten“, sagte die Bahn-Sprecherin. „Klar ist aber auch: Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage, in der wir uns aktuell befinden, müssen wir unsere Angebote wirtschaftlich tragbar gestalten.“

Ob die Streichung der Familienreservierung das geeignete Mittel sei, um die wirtschaftliche Situation des Konzerns zu entspannen, stellte verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Isabel Cademartori, in Frage: „Die angekündigte Maßnahme dürfte der Bahn sehr wenig zusätzliche Einkünfte bringen und wird vor allem Familien mit mehreren Kindern besonders stark treffen“, mahnt die Politikerin.

Linken-Politiker Luigi Pantisano kritisiert die Streichung der Familienreservierung in den sozialen Medien als „unverschämte Abzocke“ und fordert die Abschaffung jeglicher Resevierungsgebühren für Familien. Stattdessen müsse das Bahnfahren als „ein Schlüssel für klimaneutrale Mobilität für alle bezahlbar und familienfreundlich“ gestaltet werden. (vxr mit kna,dpa)