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Trump-Kritikerin Budde„Da habe ich gewusst, dass ich nicht nichts sagen kann“

Lesezeit 3 Minuten
Präsident Donald Trump, links, sieht zu, wie Bischöfin Mariann Edgar Budde, zweite von rechts, zum nationalen Gebetsgottesdienst in der Washington National Cathedral in Washington kommt. Die 65-Jährige bat Trump in der Folge öffentlichkeitswirksam um Barmherzigkeit für Migranten und sexuelle Minderheiten.

Präsident Donald Trump, links, sieht zu, wie Bischöfin Mariann Edgar Budde, zweite von rechts, zum nationalen Gebetsgottesdienst in der Washington National Cathedral in Washington kommt. Die 65-Jährige bat Trump in der Folge öffentlichkeitswirksam um Barmherzigkeit für Migranten und sexuelle Minderheiten.

Die US-Bischöfin wurde beim Kirchentag in Hannover mit stehendem Applaus empfangen. Zuvor sprach sie über die Situation in den USA.

„Mutig, stark, beherzt“ – unter diesem Motto ist am Sonntagabend (5. Mai) der Evangelische Kirchentag in Hannover mit einem Festgottesdienst in der Innenstadt zu Ende gegangen. An dem fünftägigen Glaubensfest nahmen nach Angaben der Veranstalter 81.000 Menschen teil, 11.000 mehr als beim vorherigen Kirchentag 2023 in Nürnberg.

Eine besonders hohe Resonanz erfuhr der Auftritt der anglikanischen Bischöfin Mariann Edgar Budde, die der Diözese von Washington D.C. vorsteht. 7.500 Menschen nahmen in der Messehalle teil, 2.500 Zuhörerinnen und Zuhörer schalteten sich digital dazu.

Der NDR berichtet von „stehendem Applaus“ während einer Begrüßung voller Begeisterung. Dem Bericht zufolge sagte Budde am Samstag zu Beginn ihrer Bibelarbeit auf dem Messegelände, der Empfang habe sie „sehr bewegt“. Sie habe noch nie eine Bibelstelle vor so vielen Menschen ausgelegt.

Bischöfin Budde zu Trump-Moment: „Ich konnte nicht nichts sagen“

Bekannt wurde Budde aufgrund des von ihr geführten Gottesdienstes zur Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump im Januar. Die 65-Jährige hatte Trump öffentlichkeitswirksam um Barmherzigkeit für Migranten und sexuelle Minderheiten gebeten.

„Im Namen unseres Gottes“, hatte sich Budde am 21. Januar 2025 direkt an Donald Trump gewandt, „bitte ich Sie, haben Sie Erbarmen mit den Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben.“ Trumps Stellvertreter, JD Vance, schüttelte daraufhin entrüstet den Kopf. Der US-Präsident selbst beschimpfte Budde später als „linksradikale Hardlinerin“, „böse im Ton und nicht überzeugend oder klug“.

„Im Namen unseres Gottes“, hatte sich Budde am 21. Januar 2025 direkt an Donald Trump gewandt, „bitte ich Sie, haben Sie Erbarmen mit den Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben.“

„Im Namen unseres Gottes“, hatte sich Budde am 21. Januar 2025 direkt an Donald Trump gewandt, „bitte ich Sie, haben Sie Erbarmen mit den Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben.“

Vor rund einer Woche (Mittwoch, 30. April) sprach Budde in Berlin offen über ihre denkwürdige Predigt. Sie erklärte, am Tag von Trumps Amtseinführung zunächst nicht eine kritische Predigt geplant zu haben. Sie habe Trumps Einführung aber über den Tag verfolgt und festgestellt, dass der neue US-Präsident lieber „Fake News“ verbreite und eine Spaltung vorantreibe, anstatt die US-Bevölkerung nach einem scharf geführten Wahlkampf zu vereinen. „Da habe ich gewusst, dass ich nicht nichts sagen kann“, so Budde.

Budde betonte auch, sie habe Furcht vor dem Auftritt gehabt und dass sie froh gewesen sei, als es vorbei war. Im Anschluss habe sie viele positive Zuschriften erhalten, aber auch viel Hass und Bedrohungen. Sie wolle nun nicht wie eine Heilige überhöht und verehrt werden. Für sie sei ihr Verhalten ein Ausdruck von Christentum und bürgerlichem Engagement.

Bischöfin Mariann Edgar Budde sieht eine „sehr unübersichtliche“ USA

In Hannover erinnerte Budde nun an die tragende Rolle von Frauen zu Beginn des Christentums. Zudem äußerte sie sich in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst zur aktuellen Situation in den Vereinigten Staaten. Diese sei „sehr unübersichtlich“, so Budde. „Die Dinge passieren so schnell und so viele Dinge werden gleichzeitig abgebaut oder angegriffen, dass es verwirrend ist“, sagte die Bischöfin.

Budde betonte auch, selbst keine Expertin für Politik und soziale Bewegungen zu sein. Doch im Vergleich zur ersten Trump-Regierung empfinde sie „eine ziemlich traumatische Zeit“.