AboAbonnieren

Blaulicht kann Tempo messenSo sieht der NRW-Polizeiwagen der Zukunft aus

Lesezeit 3 Minuten
Ein Auto von Audi ist zu sehen mit besonders grelle, gelben Neonstreifen ringsum. Auf blauem Grund ist der Schriftzug Polizei zu lesen.

Der Polizeiwagen der Zukunft soll die Jagd auf Temposünder revolutionieren.

Die NRW-Polizei erprobt die Einsatzmöglichkeiten digitaler Technik im Streifenwagen. In Duisburg wurde jetzt ein Versuchsmodell vorgestellt.

Dieser Streifenwagen revolutioniert die Jagd auf Temposünder. Im Blaulicht des Audi Q 4 ist sind Sensoren installiert, die die Geschwindigkeit während der Fahrt messen können. Die Videodaten werden computergestützt im Wagen ausgewertet. „Unsere Polizei von morgen braucht neben gut ausgebildeten Männern und Frauen die beste Ausstattung“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). „Deshalb gucken wir uns heute den Streifenwagen der Zukunft an.“ Das „Innovation Lab“ des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) ist das „Silicon Valley“ der NRW-Polizei. Seit 2022 tüfteln Experten dort daran, wie die Streifenwagen künftig mit intelligenter Einsatztechnik idealerweise ausgestattet sein sollten. Dabei entstand ein Konzeptfahrzeug, mit dem die neuen Funktionalitäten erprobt werden. „Das ist also kein fertiges Auto, das wir nächste Woche oder nächsten Monat auf der Straße sehen werden“, so Reul. „Die Kolleginnen und Kollegen nennen das Auto einen Technologieträger. Das heißt, dass das Auto Technologien mit sich herumfährt, die in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren zum festen Inventar des Streifenwagens gehören könnten.“

Fahndungsfotos in Echtzeit

Der Audi Q 4 kostet in der Polizeiversion rund 60.000 Euro – ohne die eingebaute Spezialtechnik. Der Bordcomputer, der mit der Leitstelle und dem Diensthandy verbunden ist, zeigt den Beamten Informationen zum Einsatz, die bei der Anfahrt wichtig für die Lageeinschätzung sein können.

Gibt es Hinweise auf drohende Gefahren? „Fahndungsfotos können zum Beispiel in Echtzeit im Streifenwagen angezeigt werden“, erklärte Reul. Das Display übermittelt auch Personenbeschreibungen und Hinweise auf die Fluchtrichtung von Tätern. Die Informationen könnten dazu beitragen, dass die Polizei „vor die Lage“ komme, so der Minister.

Der digitalisierte Streifenwagen ist vollelektrisch. Das „Versuchskaninchen“ ist mit einer Hochvoltbatterie ausgestattet, damit die Versorgung der verbauten Technik auch genug Energie zur Verfügung steht. Der digitale Polizeiwagen könnten den Beamten die Arbeitsabläufe erleichtern. „Ein Teil des Papierkrams kann künftig noch nutzerfreundlicher und schneller bereits im Fahrzeug erledigt werden“, sagte Reul.

GdP verlangt schnelle Nachrüstung

Michael Mertens, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in NRW, setzt darauf, dass die bestehende Polizeiwagenflotte so schnell wie möglich mit der modernen Technik ausgerüstet werde. „Die Kolleginnen und Kollegen können jeden Tag in lebensbedrohliche Situationen geraten – deswegen ist es wichtig, sie schon auf dem Weg zum Einsatz so gut wie möglich auf die Lage vorzubereiten“, sagte Mertens.

Wünschenswert seien auch rechtliche Anpassungen, um die Möglichkeiten der digitalen Technik besser nutzbar machen zu können. So sei es theoretisch möglich, während der Streifenfahrt Kennzeichen automatisch auszulesen. „Wenn das Fahrzeug oder der Halter zur Fahndung ausgeschrieben ist, schlägt der Computer automatisch Alarm“, erklärte Mertens. Eine vergleichbare Technik sei zum Beispiel bereits in den Niederlanden im Einsatz.

Wichtig sei zudem, dass jetzt schnell eine Nachfolgelösung für den Ford S-Max gefunden werde, der nicht mehr hergestellt wird. „Der bisherige Mix mit den zwei verschiedenen Fahrzeugtypen Mercedes Vito und Ford S-Max für unterschiedliche Einsatzlagen hat sich bewährt“, so Mertens.