Putin und Trump haben telefoniert. In Moskau herrscht beste Stimmung. Der US-Präsident schwärmt derweil von zukünftigen Deals mit Moskau.
„Klingt, als sei er erledigt“Putin lehnt Waffenstillstand ab – Kreml jubelt über Trump als nützlichen „Partner“

Der russische Präsident Wladimir Putin nach seinem Telefongespräch mit US-Präsident Trump.
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Kremlchef Wladimir Putin hat in einem mehr als zweistündigen Telefonat mit US-Präsident Donald Trump einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine erneut abgelehnt.
Der russische Präsident erklärte nach dem Gespräch zwar, Moskau sei dazu bereit, gemeinsam mit der ukrainischen Regierung ein „Memorandum“ zur Vorbereitung eines „möglichen künftigen Friedensabkommens“ auszuarbeiten, betonte aber zugleich, dass dafür zunächst „Kompromisse“ gefunden werden müssten, „die alle Seiten zufriedenstellen“.
Wladimir Putin beharrt nach Gespräch mit Trump auf Maximalforderungen
Das deutlichste Signal, dass Putin weiterhin keinen echten Kurswechsel vollzieht, war jedoch der erneute Verweis auf die „Grundursachen des Konflikts“, die laut dem Kremlchef beseitigt werden müssen, bevor es Frieden geben könne. Hinter der Floskel verbirgt sich ein Hinweis auf die Maximalforderungen, die der Kreml bereits lange erhebt.
Dazu gehört die „Entnazifizierung“ und Demilitarisierung der Ukraine, die massive Verkleinerung ihrer Streitkräfte, jegliche westliche Militärunterstützung zu untersagen und die Souveränität des Landes umfassend einzuschränken. Moskau erhebt außerdem weiterhin Anspruch auf fünf ukrainische Regionen, darunter auch Gebiete, die russische Truppen bisher nicht unter ihre Kontrolle bringen konnten.
Putin lehnt Waffenruhe ab – und Trump sieht dennoch einen Erfolg
Kremlchef Putin zeigte sich in einer kurzfristigen Pressekonferenz nach dem Telefonat zufrieden mit dem Ergebnis, das seinen Wünschen entsprochen haben dürfte. Das Gespräch mit Trump sei „nützlich“ und „sehr ehrlich“ gewesen, sagte der Kremlchef.
Auch US-Präsident Trump kommentierte das Telefonat am Montagabend und stellte das Gespräch als Erfolg dar, obwohl Putin die zentrale Forderung der USA nach einem sofortigen Waffenstillstand erneut abgelehnt hat. „Ich glaube, es verlief sehr gut“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. „Russland und die Ukraine werden umgehend Verhandlungen über einen Waffenstillstand und, was noch wichtiger ist, ein Kriegsende aufnehmen“, berichtete der US-Präsident.
US-Präsident will Deals mit Putin: „Das Potenzial ist UNBEGRENZT“
„Ton und Stimmung“ seien „ausgezeichnet“ gewesen, schrieb der Republikaner – und äußerte sich dann ausführlich zu wirtschaftlichen Chancen für die USA bei besseren Handelsbeziehungen zu Moskau. „Russland möchte nach diesem katastrophalen ‚Blutbad‘ in großem Umfang Handel mit den Vereinigten Staaten treiben, und ich stimme dem zu“, schrieb Trump und betonte: „Für Russland bietet sich ein enormes Potenzial, massenhaft Arbeitsplätze und Wohlstand zu schaffen. Das Potenzial ist UNBEGRENZT.“
Die Ukraine könne jedoch „ebenso im Zuge des Wiederaufbaus ihres Landes stark vom Handel profitieren“, schob Trump hinterher und verkündete, dass der Vatikan angeboten habe, die kommenden Verhandlungen auszurichten. Nach seinem Gespräch mit Putin informierte der US-Präsident nach eigenen Angaben schließlich den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und einige europäische Staatschefs, darunter Kanzler Friedrich Merz, über das Telefonat.
„Wir möchten, dass das Spiel auf hohem Niveau stattfindet“
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dankte Trump am Montagabend in einer ersten Reaktion für seinen Einsatz. „Es ist wichtig, dass die USA engagiert bleiben“, schrieb sie auf der Plattform X. Wolodymyr Selenskyj erklärte unterdessen vor Reportern, dass die Ukraine nun in Betracht ziehe, einen Verhandlungsgipfel unter der Beteiligung von Russland, der Ukraine, den USA und einigen EU-Ländern abzuhalten.
„Wir möchten, dass das Spiel auf hohem Niveau stattfindet“, sagte der ukrainische Präsident, nachdem Moskau in der Vorwoche eine niederrangige Delegation in die Türkei für Gespräche mit der Ukraine entsandt hatte. Er habe Trump darauf hingewiesen, dass Russland bei den kommenden Gesprächen „bestimmte schwierige Bedingungen“ aufstellen könnte, erklärte Selenskyj außerdem.
In Russland herrscht nach dem Gespräch der beiden Staatschefs unterdessen beste Stimmung. Trump habe von „beeindruckenden“ Aussichten für bilaterale Beziehungen zwischen den USA und Russland geschwärmt, bestätigte Präsidentenberater Juri Uschakow gegenüber RIA Novosti, was der US-Präsident bereits angedeutet hatte.
Putin-Berater schwärmt: „Keiner der beiden wollte auflegen“
Zwischen Trump und Putin habe große Harmonie geherrscht, berichtete Uschakow weiter. „Es kommt selten vor, dass es Gespräche von solcher Länge gibt, bei denen keiner der beiden Präsidenten das Gespräch beenden wollte, sozusagen nicht auflegen wollte“, zitierten die Staatsmedien den Berater.
Mit einer weiteren Aussage zeigte Uschakow dann schließlich, wie drastisch sich die russische Sicht auf den einstigen Erzfeind in Washington geändert zu haben scheint, während der Ton gegenüber Europa zuletzt immer schärfer wurde.
Kreml: „Trump betrachtet Russland als einen der wichtigsten Partner“
Von einer Feindschaft ist nach dem jüngsten Telefonat von Putin und Trump in Moskau jedenfalls keine Rede mehr – ganz im Gegenteil. „Trump betrachtet Russland als einen der wichtigsten Partner für Amerika im Handels- und Wirtschaftsbereich“, sagte Uschakow am Montagabend gegenüber Reportern.
Bei westlichen Russland-Experten herrschte nach dem Telefont derweil Ernüchterung. „Klingt, als sei Trump erledigt“, kommentierte der britisch-russische Historiker Sergey Radchenko die Äußerungen der beiden Staatschefs. Trumps Worte hätten „nichts, nicht einmal eine angedeutete Drohung“ in Richtung des Kremlchefs enthalten, schrieb Radchenko bei X und fügte an: „Putin feiert.“