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Trotz KriegKiew lässt Ukrainer bis zum Alter von 22 Jahren ausreisen

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ARCHIV - 07.04.2021, Ukraine, Berehove: Ein Soldat der Grenzschutzeinheit Kosyno sucht mit einem Fernglas die Umgebung ab. Ukrainische Grenzschützer patrouillieren an der Grenze zu Ungarn in der Region Transkarpatien. (zu dpa: «Kiew lässt Ukrainer bis zum Alter von 22 Jahren ausreisen») Foto: -/Ukrinform/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Soldat der Grenzschutzeinheit Kosyno sucht mit einem Fernglas die Umgebung ab.

Von der Front befreit, aber nicht aus dem Blick: Warum Kiew nun junge Männer ins Ausland lässt.

Inmitten eines andauernden Kriegs gegen Russland sorgt die ukrainische Regierung mit einem unerwarteten Schritt für Aufmerksamkeit: Männer im Alter zwischen 18 und 22 Jahren dürfen das Land künftig ungehindert verlassen. Eine Entscheidung, die Fragen aufwirft – und auf langfristige Perspektiven setzt.

Die Ankündigung kam über den offiziellen Telegram-Kanal von Regierungschefin Julia Swyrydenko. Die Maßnahme gilt für alle Wehrpflichtigen dieser Altersgruppe und stellt einen klaren Bruch mit der bisherigen Linie dar: Seit der Einführung des Kriegsrechts im Februar 2022 war es Männern im Alter von 18 bis 60 Jahren grundsätzlich untersagt, die Ukraine zu verlassen – eine Regelung, die mit wenigen Ausnahmen galt.

Menschen sollen Wissen im Ausland sammeln und Verbindung zur Heimat nicht verlieren

Nun also die Kehrtwende – zumindest teilweise. Innenminister Ihor Klymenko begründete den Schritt mit einem strategischen Ziel: Junge Ukrainer sollen im Ausland studieren und sich weiterbilden können. Das Kalkül dahinter: Wer im Ausland Wissen sammelt, kann dieses später zum Wiederaufbau der Ukraine einsetzen.

Ein weiteres Motiv nennt Swyrydenko selbst: Es gehe auch darum, den Kontakt zur Heimat aufrechtzuerhalten – insbesondere für diejenigen, die sich bereits im Ausland aufhalten. In der Praxis könnten die neuen Regeln vielen jungen Ukrainern helfen, die bisher in einer rechtlichen Grauzone lebten.

Trotz der offenen Grenzen bleibt eines bestehen: Die Mobilisierung der Streitkräfte läuft weiter. Für den Fronteinsatz gilt jedoch weiterhin eine Altersuntergrenze von 25 Jahren. Jüngere Männer dürfen nur freiwillig dienen. Mit dieser Regelung will die Regierung die geburtenschwachen Jahrgänge der frühen 2000er-Jahre schützen – ein demografischer Puffer in einem Krieg, dessen Ende nicht absehbar ist. (dpa)