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Gerüchte über Angriffsplan auf Parade„Lasst uns sehen, wie sehr Putins Gäste ihn wirklich lieben“

Lesezeit 5 Minuten
Kremlchef Wladimir Putin beobachtet eine Militärparade in Moskau. Der russische Präsident könnte einen Angriff am 9. Mai fürchten. (Archivbild)

Kremlchef Wladimir Putin beobachtet eine Militärparade in Moskau. Der russische Präsident könnte einen Angriff am 9. Mai fürchten. (Archivbild)

Wenn es nach Putin geht, sollen die Waffen bei Russlands großer Parade im Mai schweigen. In der Ukraine spricht man über andere Pläne. 

Es war eine der vielen Volten des russischen Präsidenten: Nach einem öffentlichen Tadel von US-Präsident Donald Trump hatte Kremlchef Wladimir Putin einen dreitägigen Waffenstillstand verkündet – in Moskau sprach man von einer „Geste des guten Willens“, weil zwischen dem 8. und dem 10. Mai für drei Tage die Waffen ruhen sollten.

Trump, der insgesamt einen wohlwollenden Kurs gegenüber Putin fährt, zeigte sich diesmal jedoch nicht überzeugt – auch weil die Ukraine schon lange zu einer 30-tägigen Feuerpause bereit ist, Moskau das jedoch immer wieder abgelehnt hat. Nun gibt es immer mehr Spekulationen über die wahren Motive für die von Putin verkündete Waffenruhe – und über die Gründe für die Ablehnung Kyjiws.

Putin will Waffenruhe am 9. Mai – aus Angst vor einem Angriff?

Moskau blieb seinem Kurs unterdessen trotz Putins Ankündigung treu. Außenminister Sergej Lawrow ließ in dieser Woche keinen Zweifel daran aufkommen, dass Moskau nach wie vor all seine Kriegsziele anstrebt. Auch Ex-Präsident Dmitri Medwedew unterstrich, die „Spezialoperation“ in der Ukraine müsse mit einem „Sieg“ beendet werden.

Am 9. Mai wird in Russland jährlich der Sieg über Nazi-Deutschland mit einer Militärparade gefeiert. (Archivbild)

Am 9. Mai wird in Russland jährlich der Sieg über Nazi-Deutschland mit einer Militärparade gefeiert. (Archivbild)

Die russischen Forderungen kommen dabei weiterhin einer ukrainischen Kapitulation gleich. Der Kreml erhebt vollständigen Anspruch auf die besetzten Gebiete, darunter fallen auch Territorien, die Putins Armee bisher nicht erobern konnte. Auf eine Nato-Mitgliedschaft soll Kyjiw zudem verzichten, die Regierung um Wolodymyr Selenskyj soll außerdem durch ein Marionettenregime ersetzt werden. 

Kreml macht Lösung mit immer neuen Bedingungen unmöglich

Statt einer Einigung kommen aus Russland seit Beginn der Gespräche mit den USA immer wieder neue Bedingungen, die Putin mitunter persönlich Trumps Sondergesandten Steve Witkoff mit auf den Weg gab – und die eine Lösung immer wieder unmöglich erscheinen ließen. Auch der nun verkündete Waffenstillstand scheint daher vor allem ein taktisches Manöver Putins zu sein.

Das vermutet zumindest Garri Kasparow: Der ehemalige Schachweltmeister ist einer der lautstärksten Kremlkritiker – und hat einen klaren Verdacht angesichts des von Moskau verkündeten Waffenstillstands.

„Damit er seine Speichellecker bei seiner Parade empfangen kann“

„Putin will, dass die Ukraine den Beschuss einstellt, damit er seine Diktatorenkollegen und Speichellecker bei seiner erbärmlichen Parade empfangen kann“, erklärte Kasparow nun auf der Plattform X. Am 9. Mai feiert Russland traditionell den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland mit einer großen Militärparade in Moskau. Die russische Hauptstadt ist mittlerweile mehrfach das Ziel ukrainischer Drohnenangriffe geworden – die soll es bei den Feierlichkeiten nicht geben, deshalb habe Putin die Maßnahme ergriffen, glaubt Kasparow. 

„Es sollte klargestellt werden, dass die Zurschaustellung von Waffen, die zur Ermordung von Ukrainern eingesetzt werden, ein legitimes militärisches Ziel ist“, führte der Kremlkritiker außerdem aus – und ermutige die Ukraine indirekt zu Angriffen. „Lasst uns sehen, wie sehr Putins Gäste ihn wirklich lieben.“

Kremlkritiker ermutigt Ukraine zu Angriff auf Parade am 9. Mai

Auch im Baltikum fällt die Einschätzung zu Putins Motiv eindeutig aus: „Putins Ankündigung eines Waffenstillstands während der Siegesfeierlichkeiten in Moskau ist nichts weiter als eine weitere Manipulation“, schrieb der estnische Analyst Artur Rehi auf X. Der Kremlchef habe „schlicht Angst vor ukrainischen Drohnen, die die Parade stören und ihm die Show stehlen könnten“, fügte Rehi an. 

Kyjiw hat Putins Plan für den 9. Mai unterdessen eine Absage erteilt. Nur eine bedingungslose und vollständige Feuerpause sei akzeptabel, hatte Selenskyj unter der Woche erneut erklärt. Der ukrainische Präsident wählte dabei Worte, die nun die Spekulationen befeuern.

„Und das zu Recht“: Selenskyjs Worte mit Interpretationsspielraum

Russland sei „im Moment darum besorgt, ob ihre Parade stattfinden kann – und das zu Recht“, hatte Selenskyj in einer Videoansprache gesagt und damit Interpretationsspielraum geschaffen. „Aber was sie wirklich beunruhigen sollte, ist, dass dieser Krieg noch andauert“, fügte der Staatschef an, der außerdem erklärte, die Ukraine achte Menschenleben, aber „keine Paraden“. 

Kyrylo Budanow, Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, ist längst zur Kultfigur avanciert. (Archivbild)

Kyrylo Budanow, Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, ist längst zur Kultfigur avanciert. (Archivbild)

Diese Gemengelage sorgt insbesondere in den sozialen Netzwerken für eine brodelnde Gerüchteküche. Der ohnehin zur Kultfigur avancierte Chef der ukrainischen Militärgeheimdienste, Kyrylo Budanow, habe erklärt, die Besucher der Parade in Moskau sollten „Ohrstöpsel mitbringen“, heißt es dort in einigen viel geteilten Beiträgen – eine valide Quelle für diese angebliche Aussage gibt es nicht.

Angriff auf Parade am 9. Mai: Spekulationen in sozialen Netzwerken

Geheimdienstchef Budanow hat sich seit Kriegsbeginn durch einige geglückte Angriffe unter seiner Federführung einen Namen gemacht. Nach ukrainischen Angaben soll Russland seit Kriegsbeginn immer wieder erfolglos versucht haben, Budanow zu töten.

Auch Äußerungen von ukrainischen Militärs heizen die Spekulationen weiter an. Kyjiw sollte Putins Ankündigung mit einem eigenen Waffenstillstand kontern, erklärte etwa der ukrainische Major und Kriegsveteran Alexej Getman im Gespräch mit der Online-Zeitung „Obozrevatel“.

„Unsere Drohnen können an der Parade teilnehmen“

Sollte sich Russland an diese Feuerpause dann nicht halten, könne die Ukraine vollends davon absehen, bei dem von Putin vorgeschlagenen Waffenstillstand rund um die Parade in Moskau mitzuspielen, erklärte der Major – und fügte an: „Das bedeutet, dass unsere Drohnen an der Parade auf dem Roten Platz teilnehmen können.“

In russischen Medien wurde am Donnerstag unterdessen über andere Teilnehmer bei den Feierlichkeiten in der russischen Hauptstadt spekuliert. So berichtete etwa Zvezda, der TV-Kanal des russischen Verteidigungsministeriums, dass die Regierung von US-Präsident Trump mit einem Vertreter vor Ort der Parade beiwohnen werde.

Gerüchte über Besuch von Trump-Vertreter und chinesischen Soldaten

Dabei soll es sich laut den russischen Staatsmedien um Außenminister Marco Rubio handeln. „Wir haben derzeit keine Reise zu verkünden“, erklärte das US-Ministerium dazu auf Anfrage von „Newsweek“ jedoch.

Auch Russlands Verbündeter China könnte in besonderer Weise bei der Parade vertreten sein, darauf deuten Videoaufnahmen hin, die in sozialen Netzwerken derzeit große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dort zu sehen sind laut russischen Lokalmedien marschierende chinesische Soldaten. Den Berichten zufolge soll der Aufmarsch als Übung für die Parade am 9. Mai gedient haben.