Nukleares SäbelrasselnPutin lässt „massiven atomaren“ Angriff trainieren

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Kremlchef Wladimir Putin hat die russischen Nuklearstreitkräfte einen „massiven atomaren Gegenangriff“ trainieren lassen. (Archivbild)

Kremlchef Wladimir Putin hat die russischen Nuklearstreitkräfte einen „massiven atomaren Gegenangriff“ trainieren lassen. (Archivbild)

Putin habe die Übung geleitet, teilte der Kreml mit. Der Kremlchef will zudem die russischen Streitkräfte weiter aufstocken. 

Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Militärmanöver mit ballistischen Raketen überwacht, bei dem ein „massiver atomarer“ Gegenangriff trainiert werden sollte. „Unter der Führung des obersten Befehlshabers der russischen Streitkräfte, Wladimir Putin, wurde eine Trainingsübung ausgeführt“, erklärte der Kreml am Mittwoch. Dabei seien Boden-, See- und Lufteinheiten der nuklearen Abschreckungskräfte zum Einsatz gekommen und ballistische Raketen und Marschflugkörper abgefeuert worden.

Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu sagte, mit dem Manöver sei ein „massiver atomarer Schlag der strategischen Offensivkräfte als Antwort auf einen feindlichen Atomangriff“ trainiert worden.

Kremlchef Putin war bei der Übung offenbar nicht persönlich vor Ort, der Präsident habe die Übungen der nuklearen Abschreckungskräfte per Videoschalte verfolgt, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA. Zuletzt hatte der Kreml zu Wochenbeginn Berichte über angebliche Herzprobleme bei Putin dementiert. 

Wladimir Putin leitet Übung der nuklearen Abschreckungskräfte per Videoschalte

Dem Kreml zufolge wurden bei den Übungen eine ballistische Interkontinentalrakete vom Weltraumbahnhof Plessezk im Norden des Landes sowie eine ballistische Rakete von einem U-Boot aus der Barentssee abgefeuert. Außerdem feuerten Flugzeuge vom Typ Tu-95MS Marschflugkörper ab.

Die Übung erfolgte an dem Tag, an dem das Oberhaus des russischen Parlaments eine Rücknahme der Ratifizierung des Kernwaffenteststopp-Vertrags (CTBT) durch Moskau beschlossen hatte. Vor dem Föderationsrat hatte bereits die Staatsduma für diesen Schritt gestimmt. Das entsprechende Gesetz muss nun noch von Putin unterzeichnet werden, woran kaum Zweifel bestehen.

Russland und die USA verfügen zusammen über fast 90 Prozent aller Atomwaffen

Der Kernwaffenteststopp-Vertrag sieht ein Ende aller Atomwaffentests vor, nachdem die USA und die Sowjetunion sowie andere Atommächte mehr als 2000 Atomtests vorgenommen hatten. Der Vertrag wurde 1996 zur Unterzeichnung vorgelegt.

Er ist bislang jedoch nicht in Kraft getreten, weil er nicht von hinreichend vielen Ländern ratifiziert wurde. Russland, aber auch Frankreich und Großbritannien haben das Abkommen ratifiziert, die USA und mehrere andere Länder hingegen nicht.

Russland und die USA verfügen zusammen über fast 90 Prozent aller weltweit vorhandenen Atomwaffen. Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine vor anderthalb Jahren gibt es Besorgnisse wegen eines möglichen Einsatzes von Atomwaffen in dem Konflikt.

Immer wieder Atom-Drohungen aus Russland seit Kriegsbeginn

Putin hatte kurz nach Beginn des Konflikts Russlands Nuklearstreitkräfte mobilisiert und wiederholt Russlands Nukleardoktrin zitiert, die den Einsatz von Atomwaffen im Falle einer „existenziellen Bedrohung“ des Staates vorsieht. Auch der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, hat seit Kriegsbeginn immer wieder mit teilweise schrillen Worten mit Atomschlägen gegen die Ukraine oder den Westen gedroht.

Medwedew meldete sich unterdessen am Mittwoch ebenfalls zu Wort und verkündete, die Aufstockung der russischen Streitkräfte werde im Jahr 2024 fortgesetzt. Derzeit würden rund 1.600 Personen am Tag Verträge mit der russischen Armee abschließen, erklärte Medwedew in seinem Telegram-Kanal.

„Nächstes Jahr ist geplant, ein weiteres Armeekorps, sieben Divisionen, 19 Brigaden, 49 Regimenter und eine Flottille zu bilden“, schrieb Medwedew. Er sei mit der „Koordinierung dieser Arbeit“ von Kremlchef Putin beauftragt worden. (das/afp)

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