Skurriles Statement von Igor GirkinUltranationalist will Kremlchef werden – weil Putin „zu freundlich ist“

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Der ehemalige GRU-Offizier und gesuchte Terrorist Igor Girkin, auch als „Strelkow“ bekannt, will Nachfolger des „inkompetenten“ russischen Präsidenten Wladimir Putin werden. Derzeit befindet Girkin sich in Untersuchungshaft.

Der ehemalige GRU-Offizier und gesuchte Terrorist Igor Girkin, auch als „Strelkow“ bekannt, will Nachfolger des „inkompetenten“ russischen Präsidenten Wladimir Putin werden. Derzeit befindet Girkin sich in Untersuchungshaft.

Igor Girkin sitzt in Russland im Gefängnis, weil er den Kreml kritisiert hat – bringt er sich nun ebenso in Lebensgefahr wie Prigoschin?

Der russische Ultranationalist Igor Girkin will für das Amt als russischer Präsident kandidieren, das erklärte der wegen seiner Beteiligung am Abschuss von Malaysia-Airlines-Flug 17 und der Besetzung der Krim im Jahr 2014 gesuchte Terrorist am Donnerstag in seinem Telegram-Kanal.

In einem langen Beitrag legte Girkin, der auch unter dem Namen „Strelkow“ bekannt ist, seine Motivation dar. Er biete dem russischen Volk einige „Vorteile im Vergleich zum derzeitigen Präsidenten“, erklärte Girkin.

Igor Girkin kritisiert Wladimir Putin: „Inkompetent“ und „zu freundlich“

Während der amtierende Präsident Wladimir Putin „in militärischen Angelegenheiten inkompetent“ sei, sehe das bei ihm ganz anders aus, so Girkin, der lange Zeit Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU war.

Der Ultranationalist behauptete außerdem, auch dem russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu überlegen zu sein. „Daher könnte ich die Pflichten des Oberbefehlshabers erfüllen“ schrieb Girkin. In insgesamt sechs Stichpunkten erläuterte Girkin, warum er als Präsident Russlands geeignet sei. 

Igor Girkin will russischer Präsident werden: „Im Allgemeinen habe ich nur wenige Freunde“

So habe er im Gegensatz zu Putin westlichen Politikern „nie einen Cent vertraut“, führte Girkin aus. „Der derzeitige Präsident ist zu freundlich“ und werde deshalb „an der Nase herumgeführt“, hieß es weiter. Die Inkompetenz der von Putin eingesetzten obersten Militärs sei „verblüffend“, behauptete Girkin.

Der Ultranationalist nutzte auch eher skurrile Formulierungen, um für sich als russischer Präsident zu werben. So habe er im Gegensatz zu Putin keine „Milliardäre und Geschäftsleute“ als Freunde.

Skurriles Statement von Igor Girkin: „Ich werde Sie nicht länger als 20 Jahre belästigen können“

„Im Allgemeinen habe ich nur wenige Freunde und meistens sind es alles arme Leute“, dementsprechend müsse man bei ihm nicht befürchten, dass er den „Wünschen meiner Freunde“ zum „Schaden der russischen Wirtschaft“ nachgeben werde. Auch das darf als Spitze in Richtung Putin und der Kleptokratie in Russland verstanden werden. 

Putin stehe nach wie vor bei denjenigen im Wort, die ihm zur Macht verholfen hätten, erklärte Girkin zudem. „Ich habe niemandem etwas versprochen“, versicherte der Terrorist, deshalb könne er im Vergleich zum „hochmoralischen Putin“ freie Entscheidungen treffen.

Russland: Nach Kritik an Wladimir Putin sitzt Igor Girkin im Gefängnis

Zuletzt spreche auch seine schlechte körperliche Verfassung für seine Präsidentschaft, erklärte Girkin. „Ich bin nicht mehr so sportlich und gesund“, schrieb er. „Daher werde ich Sie, liebe Wählerinnen und Wähler, nicht länger als 20 Jahre belästigen können“, erklärte Girkin seinen vermeintlichen Vorteil.

Der Ultranationalist und Terrorist sitzt in Russland derzeit im Gefängnis. In seinem Heimatland ist er jedoch nicht wegen seiner Beteiligung am Abschuss von MH-17 angeklagt, sondern weil Girkin seit Kriegsbeginn immer wieder mit scharfen Worten den Kreml und Wladimir Putin kritisiert hatte.

Igor Girkin nennt Wladimir Putin „Abschaum“ und „Feigling“ 

Am Dienstag bekräftigen die russischen Behörden, dass Girkin weiterhin wegen des Vorwurfs der „Anstachelung zum Extremismus“ in Haft bleiben werde. Auslöser für die Inhaftierung soll den nach Angaben seines Anwalts eine Äußerung auf Telegram gewesen sein. Dort hatte Girkin den Kremlchef mitunter als „Abschaum“ und „Feigling“ bezeichnet. 

Girkin zählte damit neben Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin zu den schärften Kritikern Putins in Russland. Dementsprechend fallen nach dem jüngsten Statement des Ultranationalisten nun auch die Spekulationen in den sozialen Netzwerken und in Telegram-Gruppen aus.

Girkins Erklärung seiner Präsidentschaftskandidatur sei der „längste Abschiedsbrief in der Geschichte“, kommentierte ein Nutzer. Ein anderer empfahl dem Putin-Kritiker angesichts des Todes von Prigoschin, in Zukunft gut auf den Geruch seines Tees zu achten. 

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