„Sind bereit, Belgorod einzutauschen“Selenskyj trollt Russland mit Nato-Scherz – und löst Furor in Moskau aus

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Bekommt F-16-Jets und hat gut lachen: Der ukrainische Präsident hat mit einem Scherz für wütenden Reaktionen in Moskau gesorgt. (Archivbild)

Bekommt F-16-Jets und hat gut lachen: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit einem Scherz für wütenden Reaktionen in Moskau gesorgt. (Archivbild)

Wolodymyr Selenskyj freut sich über die Zusage für F-16-Jets und ist zum Scherzen aufgelegt. Das kommt in Moskau allerdings gar nicht gut an.

Seit Kriegsbeginn hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj immer wieder Lob für seine rhetorischen Fähigkeiten bekommen – allerdings nicht aus Moskau. Warum, wurde nun erneut klar.

Bei einer Pressekonferenz zusammen mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen wurde Selenskyj zu den in der vergangenen Woche aufgekommenen Vorschlägen befragt, die Ukraine könne im Gegenzug für eine Nato-Mitgliedschaft auf Gebiete verzichten.

Wolodymyr Selenskyj zum Scherzen aufgelegt: „Wir sind bereit, Belgorod einzutauschen“

„Wir sind bereit, Belgorod gegen unsere Mitgliedschaft in der Nato einzutauschen“, lautete Selenskyjs offensichtlich scherzhafte Antwort. Scherzhaft, denn Belgorod ist eine russische Stadt in der Nähe der ukrainischen Grenze. Gegen den Vorschlag eines hochrangigen Nato-Mitarbeiters hatte die Ukraine zuvor vehement protestiert.

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In den letzten Monaten waren vermehrt Milizen von der Ukraine aus in die Region Belgorod vorgedrungen, darunter auch das „Russische Freiwilligenkorps“ unter der Leitung des ehemals in Köln ansässigen Neonazis Denis Kapustin, der auch als Nikitin bekannt ist.

Ukraine mit erfolgreichen Nadelstichen in der russischen Region Belgorod

Noch am Sonntag berichtete Russland, es habe eine ukrainische Kampfdrohne über der Region Belgorod abgeschossen. Die Behörden kündigten zudem an, die Sicherheitsmaßnahmen in der Region erhöhen zu wollen. Auch auf diese militärischen Nadelstiche dürfte Selenskyjs Scherz gemünzt gewesen sein.

Während die bissige Antwort des Präsidenten in der Ukraine für amüsierte Reaktionen sorgte, herrschte in Moskau Furor über den Scherz. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, polterte: „Anscheinend hat er eine Überdosis genommen“. Russlands Propagandamaschinerie hatte Selenskyj immer wieder Drogenkonsum unterstellt, Beweise wurden dafür bis heute nie vorgelegt.

Russland reagiert mit Furor auf Scherz von Wolodymyr Selenskyj

Auch der Duma-Abgeordnete Alexei Schurawlew reagierte offensichtlich wütend auf die Worte des Ukrainers. „Der Idiot denkt immer noch, er sei Schauspieler“, schrieb der Politiker bei Telegram. Selbst die dänische Ministerpräsidentin verstehe „solche Witze“ nicht, fügte er an. Vor seiner politischen Karriere war Selenskyj erfolgreich als Schauspieler und Komiker tätig. 

Anders sahen die Reaktionen von Ukrainerinnen und Ukrainern aus. In den sozialen Netzwerken wurde ein Video-Ausschnitt der Pressekonferenz tausendfach geteilt. „Der Präsident rockt“ befand eine Nutzerin. „Stabil“, befand eine andere.

Wolodymyr Selenskyj: „Heute sind wir zuversichtlich, dass Russland diesen Krieg verlieren wird“

Selenskyj befindet sich derzeit in Dänemark, das zusammen mit den Niederlanden angekündigt hat, der Ukraine F-16-Kampfjets zur Verfügung stellen zu wollen.

„Heute sind wir zuversichtlich, dass Russland diesen Krieg verlieren wird“, sagte er am Montag in einer Rede an das dänische Volk in Kopenhagen. „Gemeinsam beweisen wir, dass das Leben ein Wert ist. Dass Leute zählen. Freiheit zählt. Europa zählt.“ (das)

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