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Nächtliches „Höllenfeuer“Ukraine meldet neuen Rekord-Angriff – Moskau provoziert mit Karte

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt die Explosion einer russischen Angriffsdrohne, die von ukrainischen Streitkräften abgeschossen wurde. (Archivbild)

Das Foto zeigt die Explosion einer russischen Angriffsdrohne, die von ukrainischen Streitkräften abgeschossen wurde. (Archivbild)

Russland überzieht die Ukraine weiter mit Luftangriffen – und will die noch steigern. Ein Putin-Vertrauter lässt keinen Zweifel an Moskaus Ziel.

Die russische Armee hat ihren Krieg gegen die Ukraine weiter eskaliert und das Nachbarland in der Nacht auf Montag erneut mit großen Drohnen-Schwärmen angegriffen. Nahezu in allen Landesteilen herrschte bereits am Sonntagabend Luftalarm. Ukrainische Militärbeobachter zählten auf ihren Telegram-Kanälen schon vor Mitternacht mehr als 100 russische Kampfdrohnen in der Luft.

Die ukrainische Luftwaffe meldete Angriffe russischer Drohnen auf die Hafenstadt Odessa. Der Bürgermeister der Stadt berichtete von hörbaren Explosionen im Stadtgebiet. Auch in der Hauptstadt Kyjiw und zahlreichen weiteren ukrainischen Regionen herrschte erneut Luftalarm.

Russland eskaliert den Krieg: Neuer Rekord-Angriff trifft Ukraine

Am Montag erklärte Kyjiw dann: Mit neun Marschflugkörpern und 355 Kamikaze-Drohnen habe es sich um den größten russischen Luftangriff sei Beginn des Krieges im Jahr 2022 gehandelt. Alle neun Marschflugkörper seien abgefangen worden, hieß es aus der Ukraine. Einige der Drohnen erreichten jedoch trotz Gegenmaßnahmen ihre Ziele. 

Die russischen Streitkräfte hatten das Nachbarland schon in den Nächten auf Samstag und Sonntag mit Raketen, Marschflugkörpern und Hunderten Drohnen massiv bombardiert. Allein am Sonntag wurden dabei zwölf Menschen getötet und knapp 80 verletzt. Nach ukrainischen Angaben hat Russland nie zuvor seit Beginn des Krieges eine so große Menge Drohnen und Raketen innerhalb weniger Tage eingesetzt.

Während der Kreml das Nachbarland mit massiven Luftangriffen überzieht, meldete das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag auch den Beginn der von Kremlchef Wladimir Putin in der vergangenen Woche angekündigten neuen Bodenoffensive. Der russische Präsident hatte die Schaffung einer „Pufferzone“ rund um russische Grenzgebiete angekündigt.

Putin will neue Eroberungen: Moskau meldet Beginn von Offensive

„Derzeit rücken die Truppen jeden Tag weiter vor und drängen den Feind von der Staatsgrenze, um eine ‚Pufferzone‘ zu schaffen und die Sicherheit der Zivilbevölkerung in den russischen Grenzregionen zu gewährleisten“, zitierte nun der TV-Sender Rossija-1 einen Pressesprecher der russischen Armee. Den russischen Angaben zufolge habe Russland die Kontrolle über Siedlungen in der ukrainischen Region Sumy erlangt.

Aus ukrainischen Militärkreisen hatte es in den vergangenen Wochen immer wieder entsprechende Warnungen vor einer bevorstehenden russischen Offensive gegeben. Putins Ankündigung und die Äußerungen des russischen Militärs belegen diesen Plan nun.

Ex-Präsident veröffentlicht bedrohliche Karte von „Pufferzone“

Wie groß die vom Kremlchef angestrebte „Sicherheitszone“ werden soll, bleibt derweil zunächst unklar. Der russische Ex-Präsident Dmitri Medwedew unterstrich jedoch die Eroberungsabsichten Moskaus und veröffentlichte in seinem Telegram-Kanal eine Karte, auf der sich die „Sicherheitszone“ über nahezu die gesamte Ukraine erstreckt.

Kyjiw konterte die russischen Angriffe unterdessen auch am Sonntag mit eigenen Drohnenangriffen. Einige Flughäfen der russischen Hauptstadt mussten deshalb Starts und Landungen zeitweise aussetzen. Zuvor hatte die ukrainische Armee am Wochenende bereits ein russisches Chemiewerk und eine Fabrik für Raketenteile attackiert.

Putin plant noch mehr „Höllenfeuer“: 1.000 Drohnen pro Schwarm

Eine Abschwächung der russischen Angriffswellen erwartet man in der Ukraine unterdessen offenbar nicht – vielmehr plant der Kreml in Zukunft das „Höllenfeuer“ noch zu verstärken, wie der „Economist“ die jüngsten Bombardierungen bezeichnete. Laut einem Bericht der Wochenzeitung verfügt der ukrainische Militärgeheimdienst über Dokumente, die darauf hindeuten, dass Russland die Produktion seiner Kamikaze-Kampfdrohnen weiterhin massiv ausbauen will.

„Letztes Jahr produzierte der Kreml etwa 300 Shahed-Drohnen pro Monat – dieselbe Anzahl wird jetzt in weniger als drei Tagen produziert“, berichtete der „Economist“ über die bereits deutlich gesteigerte Produktion.

Moskau strebe nun an, mindestens 500 der Drohnen iranischer Bauart täglich zu produzieren. „Angriffsschwärme mit 1.000 Drohnen könnten dann Realität werden“, so die Prognose des ukrainischen Geheimdienstes. Beim bisher größten russischen Luftangriff in der Nacht auf Sonntag waren rund 300 Drohnen zum Einsatz gekommen. (mit dpa)