Putin reist nach dem Gespräch mit Trump nach Kursk, spart nicht mit deutlichen Worten und kann sich über Nachrichten aus den USA freuen.
Bedrohliche Worte nach TelefonatPutin witzelt über nächstes Angriffsziel – und bekommt neue Hilfe von Trump

US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin 2017 in Hamburg. (Archivbild)
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Moskau lässt auf das Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin drastische Botschaften folgen: Der russische Präsident zeigte sich nach dem Gespräch mit Trump in der russischen Grenzregion Kursk – und machte dort gut gelaunt Witze über die mögliche Eroberung weiterer ukrainischer Gebiete.
Als bei einer Gesprächsrunde der Gouverneur von Kursk, Alexander Chinschtejn, die Eroberung der angrenzenden ukrainischen Region Sumy von Putin forderte, reagierte der Kremlchef mit einem Witz, lehnte den Vorschlag jedoch nicht ab. Chinschtejn sei gewählt worden, weil er „auch immer mehr will“, entgegnete Putin lächelnd auf die aggressive Forderung des Gouverneurs.
Wladimir Putin in Kursk: Bedrohliche Witzchen und deutliche Worte
Der russische Präsident sparte bei seinem Besuch in Kursk auch sonst nicht mit deutlichen Botschaften. Bei der ukrainischen Armee handele es sich um „Personen mit neonazistischer Ideologie“, erklärte der Kremlchef laut der russischen Staatsagentur Tass und bediente damit die immer wieder vom Kreml behauptete Unwahrheit, in der Ukraine seien „Nazis“ an der Macht.
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Auch eine Beleidigung fügte Putin hinzu: „Sie hätten selbst bei einem Wettbewerb der Idioten den zweiten Platz belegt. Warum? Weil sie Idioten sind“, sagte der Kremlchef über die ukrainischen Streitkräfte und warf ihnen schließlich vor, alle Kirchen in der Region Kursk in „Festungen“ verwandelt zu haben.
Moskau spricht von „bedingungsloser Kapitulation“ der Ukraine
Im letzten Sommer waren ukrainischen Truppen nach Kursk vorgestoßen, über Monate hinweg kontrollierte die Ukraine somit russische Gebiete. Im Grenzgebiet gibt es Berichten zufolge auch heute noch regelmäßige Gefechte – in Moskau spricht man jedoch seit April davon, dass Kursk komplett von ukrainischen Truppen „befreit“ worden sei. Bereits im März war Putin nach Kursk gereist und hatte sich dort in Militäruniform präsentiert, was sowohl im Westen als auch in Russland als Signal für den Kriegswillen des Kremlchefs gedeutet worden war.
Neue Aussagen von Dmitri Medwedew deuten unterdessen ebenfalls eindeutig daraufhin, dass es Moskau bei den nun avisierten Gesprächen mit der Ukraine nicht um ernsthafte Friedensbemühungen geht, sondern darum, mehr Zeit für weitere Attacken zu gewinnen. Der ehemalige russische Präsident nannte am Dienstag bei einer Rede in St. Petersburg die Ukraine einen „Quasi-Staat“ und sprach erneut der ukrainischen Regierung die Legitimität ab.
„Vielen in Russland gefällt diese Formel für den Frieden besser“
Der einfachste Weg zum Frieden sei weiterhin, die „bedingungslose Kapitulation“ der Ukraine, erklärte Medwedew in St. Petersburg außerdem, wie die ukrainische Zeitung „New Voice“ berichtete. „Um es ganz offen zu sagen: Vielen in Russland gefällt diese Formel für den Frieden besser“, erklärte der Ex-Präsident demnach und bekräftigte Russlands Anspruch auf fünf ukrainische Regionen.

Posiert gerne vor Atompilzen: Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew. (Archivbild)
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„Medwedews Aussagen deuten darauf hin, dass Russland tatsächlich kein Interesse an einem Dialog mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und anderen hochrangigen ukrainischen Regierungsvertretern hat“, kommentierte das amerikanische Institut für Kriegsstudien die jüngsten Worte aus Russland. Putin sei offenbar weiterhin nicht dazu bereit, „in gutem Glauben mit der Ukraine zu verhandeln“, schrieben die US-Analysten in ihrem aktuellen Lagebericht.
Donald Trump bleibt auf Kuschelkurs gegenüber dem Kreml
Druck aus den USA muss der Kreml derweil weiterhin nicht fürchten – nun scheint es sogar erneut diplomatische Schützenhilfe für Moskau aus Washington zu geben. So wehrt sich die Trump-Regierung offenbar gegen die Aufnahme einer Formulierung zu „weiterer Unterstützung“ für die Ukraine in eine neue Erklärung der G7, die derzeit in Kanada ausgearbeitet wird, berichtete „Politico“ am Mittwoch. Das Weiße Haus zögere außerdem, die russische Invasion in die Ukraine in der G7-Erklärung als „illegal“ zu bezeichnen, hieß es weiter in dem Bericht, der sich auf Angaben von zwei an den Verhandlungen beteiligten Quellen stützt.
Trump hatte nach dem Gespräch mit Putin zuvor bereits erklärt, dass die USA keine neuen Sanktionen gegen Russland verhängen würden und von einem „ausgezeichneten“ Gespräch und „unbegrenzten“ Chancen für Handelsdeals mit Russland geschwärmt. Bei den europäischen Verbündeten der Ukraine soll daraufhin „Fassungslosigkeit“ geherrscht haben.
Das liege an einem „grundlegenden Missverständnis“, erklärte der Kölner Politologe Thomas Jäger nun im Gespräch mit dem TV-Sender Phoenix. Aus Sicht der Europäer und der USA sollen Verhandlungen „dazu führen, den Krieg zu beenden, und aus russischer Sicht sind sie ein Mittel, im Krieg zu gewinnen“, erklärte der Professor für Internationale Politik der Universität Köln. Die Ukraine müsse in eine Lage versetzt werden, die Russland zu „wirklichen Verhandlungen“ zwinge, so Jäger.
„In Russland wird das Telefonat mit Trump als Sieg gefeiert“
„In Russland wird das Telefonat mit Trump ganz offen als Sieg gefeiert“, erklärte auch der Historiker und Russland-Experte Matthäus Wehowski bei X angesichts der russischen Presseberichte in dieser Woche. „Der Kreml gewinnt Zeit für eine ‚Kompromisslösung‘, bei der ausschließlich die Ukraine Kompromisse machen soll.“ Zuvor hatten Zeitungen in Russland davon berichtet, dass Russland im Gespräch mit Trump „weitere Zeit gewonnen“ und erfolgreich einen Waffenstillstand „vermieden“ habe.
„Wenn Russland sich weigert, das Morden zu beenden, sich weigert, Kriegsgefangene und Geiseln freizulassen, wenn Putin unrealistische Forderungen stellt, wird das bedeuten, dass Russland den Krieg weiter in die Länge ziehen will“, hatte unterdessen der ukrainische Präsident Selenskyj nach dem jüngsten Gespräch zwischen Trump und Putin erklärt. „Russland muss den Krieg beenden, den es selbst begonnen hat, und es kann jeden Tag damit beginnen“, führte Selenskyj aus und fügte an: „Die Ukraine war immer zum Frieden bereit.“
„Offensichtlich werden aktive Angriffsoperationen vorbereitet“
An Russlands Bereitschaft zum Frieden gibt es in Kyjiw derweil nicht nur wegen der Worte aus Moskau erhebliche Zweifel, sondern auch wegen der Taten der russischen Armee. „Es gibt eine Ansammlung von Personal näher an der Staatsgrenze, offensichtlich werden aktive Angriffsoperationen vorbereitet“, hieß es am Mittwoch aus ukrainischen Armeekreisen. Die Ukraine warnt bereits seit Wochen vor russischen Planungen für eine neue Militäroffensive.