Schatten im Skulpturenpark, Flucht in die Stadtbücherei, Entspannen in der Kirche und Sport unter der Zoobrücke: Kleine Tipps gegen die große Hitze.
Kühle OrteWie man die Hitze in Köln besser ertragen kann

Im Skulpturenpark an der Zoobrücke genießen Ursula Hedtke und Renate Krüger (rechts) den Schatten auf einer Bank, die gleichzeitig ein Kunstwerk ist.
Copyright: Martina Goyert
Kühle Orte in Köln. So heißt eine interaktive Landkarte von Kölnern für Kölner, die jeder nutzen und auch ergänzen kann. Wir haben sie genutzt, mit unseren eigenen Erfahrungen aufgewertet und einen hoffentlich erfrischenden Report geschrieben.
Der Skulpturenpark: Im Reich einer sterbenden Sonne
So geht Sommer in Köln. Selbst bei dieser Hitze. Es ist Dienstag, elf Uhr. Die beiden Freundinnen spazieren unter mächtigen Bäumen durch den Skulpturenpark an der Zoobrücke, vorbei an Parkbänken, die Kunstwerke sind. Allein das Wissen, dass die Bänke aus Athen stammen, wo am Dienstagmorgen ebenfalls 36 Grad herrschen, erscheint tröstlich. Die Besucherinnen haben den Park und den Schatten der Bäume ganz für sich allein. „Meine Freundin wollte gerne hierher. Und ich wollte ihr etwas von Köln zeigen“, sagt Ursula Hedtke.
Wo gibt es das schon, ein Kunstwerk, das zum Verweilen einlädt? Die griechische Künstlerin Georgia Sagri hat die Bänke durch das Einfügen handgefertigter Glasarbeiten zu einem Kunstwerk umgestaltet. Das Glas sieht aus wie eine Seifenblase, die es sich auf der Bank bequem gemacht hat. „Sitting with my Breath“ soll den Atem sichtbar machen. Als Akt der Meditation.
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Einfach großartig sei das, findet die Freundin. „Natürlich hatte ich schon den Hintergedanken, dass hier Bäume stehen.“ Renate Krüger, die aus Wiesbaden stammt, genießt die Kombination von Natur, Bäumen und Kunst. „Das ist ja Wahnsinn. Alle paar Meter steht hier ein Kunstwerk und man muss nicht mal Eintritt zahlen.“
Und obendrein noch Kunst, von der man sich an solchen Hundstagen wünscht: Ja, dann mach‘ doch endlich, Julian Göthe, und löse Dein Versprechen vom Reich einer sterbenden Sonne ein.
Doch bis diese Prophezeiung eintritt, die eine auf vier Gliedmaßen gestützte, hoch aufragende Figur des Künstlers verspricht, werden noch mehr als zehn Stunden vergehen. Das Werk mit dem Titel „Within the realm of a dying sun“ scheint durch den Licht- und Schattenwurf der Lochbleche zwar in Bewegung zu geraten, doch um die Uhrzeit ist man auf der halb verbrannten Wiese noch weit vom Untergang entfernt. Der ist für Köln am 1. Juli erst um 21.49 Uhr vorgesehen, nach 16 Stunden und 44 Minuten.
Der Skaterpark: Im Betonschatten der Zoobrücke
Bleiben wir im Schatten der Zoobrücke, wechseln auf die Schäl Sick. Kinderstimmen hallen von den Pfeilern der Zoobrücke wider, begleitet vom dumpfen Geräusch der Motoren etwa 20 Meter über ihren Köpfen. Der massive Beton spendet kühlen Schatten auf Skater-Rampen, Spielfelder und Spielgeräte. Jungs in weiten Jeans liefern sich ein intensives Fußballspiel, rasen mit Rollern und Fahrrädern die Skaterrampen herunter.

Hitzeflucht in den Skatepark. Leo, Damian und Liam mit zweien ihrer Mütter.
Copyright: Miriam Maronna
Über 30 Grad sind es an diesem Nachmittag. „Wir haben Basketball und Fußball gespielt“, schreit Leo. „Und wir versuchen uns mit der Schaukel einzudrehen, damit wir ganz schnell werden.“ Mit „wir“ meint er sich und seine Klassenkameraden. Das Rheingymnasium hat heute Wandertag. Morgens haben sie sich den Disneyfilm „Elio“ im Kino angesehen, im Skatepark können sie sich nun endlich bewegen.
Gegen 13 Uhr sind auch Eltern dazugestoßen. Sie breiten Picknickdecken aus und unterhalten sich zwischen knallgelben Kühltaschen, gefüllt mit Wasser und Snacks. Neben ihnen hüpfen die Kinder auf den Trampolinen. Damian macht er einen Salto nach dem anderen und landet immer auf den Füßen. „Ich würde eigentlich gerne öfter hierherkommen.“
Die Stadtbücherei: Die Klimaanlage zur Klausurvorbereitung
Die Übergangs-Stadtbibliothek in der Innenstadt ist erst vor wenigen Wochen eröffnet worden und doch scheint sich herumgesprochen zu haben: Hier kann man gut lernen. Auch bei dieser Hitze. Klimatisiert, das WLAN stabil und kostenlos. Auch Ananiga Ratnasingan und Sina Hildebrand bereiten sich hier regelmäßig auf ihre Klausuren vor. Beide studieren Medizin im vierten Semester. Ananiga schreibt in wenigen Tagen ihr Physikum. Warum sie nicht an der Uni lernen? „Hier ist es klimatisiert“, sagt Ananiga. „Außerdem können wir hier uns hier leise unterhalten“, ergänzt Sina. Auch Getränke und Snacks seien in der Stadtbibliothek nicht verboten.

Hitzeflucht in die Bibliothek: Sina Hildebrand und Ananiga Ratnasingan studieren beide Medizin im vierten Semester an der Uni Köln.
Copyright: Miriam Maronna
Hinter ihnen erstrecken sich Bücherregale über die gesamte erste Etage, dazwischen Sitzecken mit Sesseln und Sofas. Eine ältere Frau liest ein Buch, ein Mann mit Aktentasche scheint Wartezeit zu überbrücken. Gedankenverloren tippt er auf seinem Smartphone-Bildschirm. Eine blonde, hochgewachsene Frau holt sich einen Kaffee am Automaten. Ein Kaffee, ein Euro. Einen Büchereiausweis braucht nur, wer sich ein Buch ausleihen möchte. „Die Stadtbibliothek ist ein Ort für alle“, erklärt Bibliothekar Ivan Miškić.
Die Basilika St. Aposteln: Ein Ort der Abkühlung für Touristen
Die Wochenmarkt-Messe am Seitenaltar ist noch nicht zu Ende, doch die Aufsicht flüstert. „Sie dürfen ruhig hineingehen. Sie stören nicht.“ Eine junge Frau sitzt allein auf einer Bank im riesigen Kirchenschiff. Den Zeichenblock auf ihrem Schoß skizziert sie mit einem Bleistift den Innenraum. Es ist still, angenehm kühl, die Mauern konservieren die Kälte. Louise Oyarzabal (24) Kunststudentin aus Paris, wirkt äußerst entspannt.

Kunststudentin Louise Oayarzabal mit ihrem Skizzenblock in der Basilika St. Aposteln
Copyright: Martina Goyert
Sie sei auf einer kleinen Städtereise durch Europa. „Ich laufe herum. Immer auf der Suche nach Dingen, die sich zu skizzieren lohnen.“ Rotterdam, Amsterdam, Den Haag, Arnheim, Hamburg, Berlin, Köln und auf dem Rückweg noch Brüssel. Das sind ihre Stationen in zwei Wochen. „Ich fange gerade erst an, Zeichnen zu lernen. Das Studium hat noch nicht begonnen. Diese Reise dient meiner Inspiration. In den katholischen Kirchen in Frankreich findet man wenig Decken- und Wandmalereien. So etwas wie hier habe ich noch nie gesehen.“
Die Kreissparkasse: Kühlkammer mit Geldautomaten
So gern hat Elisabeth Maaßen wohl selten auf den Termin bei ihrem Kundenberater gewartet. Die große Halle der Kreissparkasse am Neumarkt ist zur Mittagszeit die reinste Klima-Oase. Auf schwarzen Lederbänken sitzen und einfach mal nichts tun. „Das hier ist wirklich ein heißer Tipp bei der Hitze“, sagt sie und lacht. Der Temperatur-Unterschied dürfte locker 15 Grad betragen. Von der KVB engagierte Aushilfskräfte verteilen draußen am Neumarkt Tetra-Packs mit Wasser.

Kühl und angenehm leer: Elisabeth Maaßen genießt die Abkühlung im großen Foyer der Kreissparkasse am Neumarkt.
Copyright: Martina Goyert
Wohl dem, der an solchen Tagen durch die U-Bahn-Kathedrale am Heumarkt muss, um die Linie 5 zu erreichen, die von dort zum Butzweilerhof und zur Severinstraße pendelt. Den wenigen Pendlern, die sich hier verlieren, zaubert die Abkühlung in der großen Halle des KVB-Volkes ein Lächeln auf das erhitzte Gesicht. Auf dem verlassenen Bahnsteig sitzt eine Studentin und wartet auf ihre Mutter. Man wolle zusammen shoppen, sagt sie und sieht dabei nicht besonders fröhlich aus. „Eigentlich waren wir oben verabredet, aber da ist es mir zu heiß.“
Der Spätschicht-Mann des U-Bahn-Reinigungstrupps ist heute schon 90 Minuten früher dran. Mit einem KVB-Wasser will er nochmal richtig entspannen, bevor die Arbeit beginnt. Zu Hause sei es zwar auch noch recht kühl. Aber mit diesem U-Bahnhof gar nicht zu vergleichen.