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Universitäts- und Stadtbibliothek KölnDie „studiobühne“ zeigt Plakate aus über 50 Jahren Theatergeschichte

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Das Bild zeigt Studentinnen und Studenten der Universität zu Köln, wie sie sich ein Plakat anschauen.

Studentinnen und Studenten der Universität zu Köln bestaunen ein Plakat der neuen Ausstellung in der USB.

Bis November 2025 ist in der USB Köln eine kostenlose Ausstellung zu sehen. Sie dokumentiert ein künstlerisches Stück Zeitgeschichte.

Als am 7. Januar 1981 der Hörsaal VII der Universität zu Köln bis auf die Grundmauern niederbrannte, kam schnell der Verdacht auf Brandstiftung auf. Als Ursache für den mutmaßlichen Brandanschlag wurde ein Plakat der „studiobühne Köln“ ausgemacht. Das Studententheater hatte den Saal zuvor als Spielstätte für das zeitkritische Stück „Die Polizei“ genutzt; das entsprechende Werbeplakat der studiobühne hatte mit der Darstellung eines Polizisten als Hampelmann provoziert. „Wäre dasselbe Plakat heute noch immer provokativ genug, um einen Brandanschlag auszulösen?“, fragt Tim Mrosek, Dramaturg der studiobühne, während er den Hampelmann inspiziert.

Köln: Altes Theater-Plakat dokumentiert ein Stück Zeitgeschichte

Die Frage bleibt offen. Fest steht dafür, dass das Plakat zum Stück „Die Polizei“ seiner ursprünglichen Funktion als reines Werbemittel längst entwachsen ist. Es dokumentiert ein Stück Zeitgeschichte, gibt Aufschluss über künstlerisches Schaffen sowie politische Diskurse der Vergangenheit. Damit ist es nicht allein: In der Ausstellung „50+1“ zeigt die studiobühne im Foyer der Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) Köln Plakate aus über 50 Jahren Theatergeschichte. Anlass der Ausstellung ist das 51. („50+1“.) Jubiläum der studiobühne als offizielles Theater der Universität zu Köln. Das älteste sicher datierte Plakat entstand jedoch schon im Jahr 1971 und dementsprechend in der Zeit, als die studiobühne noch nicht diese offizielle Funktion innehatte.

Das Bild zeigt Philipp Budde und Tim Mrosek.

Philipp Budde von der USB (l.) im Gespräch mit Tim Mrosek (studiobühne) über die neue Ausstellung.

Die gut drei Dutzend analog ausgestellten Plakate werden durch ein noch deutlich größeres Potpourri an digital gezeigten Plakaten sowie Videobeiträgen, Karten und Requisiten ergänzt. „Die USB versteht sich als Kulturinstanz in Köln“, erklärt Philipp Budde, verantwortlich für Veranstaltungen der USB und die Zusammenarbeit mit der studiobühne: „Die studiobühne verbindet universitäre und kulturelle Aspekte – das macht die Ausstellung auch für uns besonders interessant.“

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Bunte Farben und scharfe Kritik

Ob schlichtes, nicht-bebildertes Design mit weißer Schrift auf schwarzem Grund oder eine bunte Flipper-Collage mit allerlei Bildern und verstreuten Textschnipseln: Die Ausstellung zeigt verschiedenste Facetten der Plakatstile. Während die ältesten Ausstellungsstücke teilweise noch einzeln und mit großem Aufwand sowie bemerkenswerter Präzision gemalt wurden, sind die neuesten ausgestellten Plakate aus den 2010er-Jahren natürlich nicht nur gedruckt, sondern ebenso schon mit Bildbearbeitungstools erstellt. So sind sie ein Zeugnis moderner Gestaltungsmöglichkeiten.

Das Bild zeigt digitale und analoge Ausstellungsstücke von „50+1“.

Multimediale Elemente ergänzen die analog ausgestellten Plakate.

Und noch eine weitere Entwicklung lässt sich neben der künstlerischen beim Vergleichen der Plakate beobachten: die politische. „Die Plakate, denen wir Stücke zuordnen können, zeigen die Entwicklung der studiobühne zu einer politischen Ausdrucksform“, sagt Mrosek. Mit Kritik am Zeitgeschehen wird nicht gespart: Beispielsweise karikiert ein Plakat Inhalte, Stil und Arbeitsmethoden der „Bild“-Zeitung. Und auch die persönliche Entwicklung der studiobühne in jüngster Zeit findet Platz in der Ausstellung. Eine Karte zeigt die „Auswärtspielstätten“ des Theaters, seitdem dieses im Jahr 2021 wegen Sanierungsbedarfs aus der „Alten Mensa“ ausziehen musste. Mittlerweile steht fest, dass diese vor 2040 nicht saniert wird.

Die Ausstellung ist bis zum 2. November 2025 im Foyer der USB zu sehen. Der Eintritt ist frei; es wird kein Bibliotheksausweis benötigt, um die Ausstellung zu sehen.