Entscheidend für Verhältnis zu ChinaPräsidentschaftskandidat William Lai erklärt sich in Taiwan zum Wahlsieger

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William Lai steht mit anderen Personen vor Mikrofonen.

Lai Ching-te (Mitte), auch William Lai genannt.

Laut Aussagen der Wahlkommission gewinnt William Lai, Kandidat der Demokratischen Fortschrittspartei, die Präsidentenwahl in Taiwan.

William Lai, der Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) hat sich zum Sieger der Wahlen in Taiwan erklärt. „Ich möchte den Menschen in Taiwan dafür danken, dass sie ein neues Kapitel in unserer Demokratie schreiben“, sagte der 64-Jährige am Samstag in Taipeh. Die Gegenkandidaten hatten zuvor ihre Niederlage eingeräumt.

Anhänger des Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Fortschrittspartei, Lai Ching-te, jubeln über die Wahlergebnisse.

Anhänger des Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Fortschrittspartei, Lai Ching-te, jubeln über die Wahlergebnisse.

Überschattet vom angespannten Verhältnis mit dem mächtigen Nachbarn China haben in Taiwan am Samstag die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen begonnen. Der Kandidat der regierenden und für eine Unabhängigkeit Taiwans stehenden Demokratischen Fortschrittspartei (DPP), William Lai, hat die stärkste Konkurrenz wohl in den Bewerbern der chinafreundlichen konservativen Partei Kuomintang (KMT) sowie der erst 2019 gegründeten Taiwanischen Volkspartei (TPP).

Präsidentin Tsai Ing-wen darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Insgesamt sind rund 19,5 Millionen Wahlberechtigte im In- und Ausland aufgerufen, auf der ostasiatischen Insel ihre Stimmen abzugeben.

Kandidat der Fortschrittspartei laut Lokalmedien bei Auszählung in Führung

Bei der Auszählung nach der Präsidentschaftswahl in Taiwan hat der Kandidat der regierenden Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) nach ersten Erhebungen lokaler Fernsehsender am Samstagvormittag die Führung übernommen.

Der bisherige Vizepräsident William Lai lag demnach vor dem Kandidaten der chinafreundlichen Kuomintang (KMT), Hou Yu-ih, und dem Anwärter der populistischen Taiwanischen Volkspartei (TPP), Ko Wen-je. Die TV-Sender sahen den 64-jährigen Lai am frühen Abend (Ortszeit) bei ungefähr 38 bis 39 Prozent. Sein Kontrahent Hou lag dahinter mit ungefähr 33 Prozent.

Fortschrittspartei bisher im Parlament mit absoluter Mehrheit – offizielles Wahlergebnis am Samstagabend erwartet

Parallel entschieden die 19,5 Millionen aufgerufenen Wähler über das neue Parlament, den Legislativ-Yuan, in dem die DPP bislang die absolute Mehrheit hatte. Ein offizielles Wahlergebnis wird für den späten Samstagabend Ortszeit erwartet. Sollte die Fortschrittspartei gewinnen, wäre es ihr dritter Sieg bei Präsidentschaftswahlen in Folge. Die bisherige Präsidentin Tsai Ing-wen darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.

Sollte die DPP wieder den Präsidenten stellen, dürfte Chinas kommunistische Führung den Druck auf Taiwan fortsetzen. Peking zählt die Inselrepublik zum Gebiet Chinas, obwohl Taiwan seit Jahrzehnten eine unabhängige und demokratisch gewählte Regierung hat. Peking, das die für eine Unabhängigkeit Taiwans stehende DPP als separatistisch ansieht, hatte den Kontakt mit Taipeh seit dem Amtsantritt von Präsidentin Tsai 2016 eingefroren.

In der für die globale Schiffahrt wichtigen Meerenge zwischen China und Taiwan, wo das chinesische Militär als Machtdemonstration fast täglich Kampfjets in Richtung der Inselrepublik schickt, könnten die Spannungen daher anhalten oder sogar zunehmen. China will eine „Wiedervereinigung“ der Insel mit dem Festland, notfalls auch mit militärischer Gewalt.

Wahl in Taiwan ist entscheidend für Verhältnis des Landes zu China

Taiwan wählt einen neuen Präsidenten und entscheidet damit auch über die Zukunft der Insel im Umgang mit China. Die Kandidaten wollen unterschiedlich mit Peking umgehen.

Das Ergebnis, mit dem am späten Samstagabend gerechnet wird, gilt als richtungsweisend für die weitere Beziehung zu China. Dessen regierende kommunistische Partei betrachtet Taiwan als Teil des Festlandgebiets. Peking drohte mehrfach militärische Mittel einzusetzen, sollte eine friedliche Wiedervereinigung nicht zustande kommen. Chinas Militär demonstriert fast täglich mit Kampfjets, die in die taiwanische Luftverteidigungszone eindringen, seine militärische Macht.

Ein möglicher Konflikt in der Taiwanstraße, der Meerenge zwischen China und Taiwan, würde die USA als Taipehs Verbündeten wohl auch in den Konflikt hineinziehen. Washington hatte Taipeh zugesichert, die Verteidigung der Insel zu unterstützen. Außerdem würden laut Experten enorme Auswirkungen auf die Weltwirtschaft drohen, da die Taiwanstraße eine sehr wichtige Schifffahrtsroute ist und Taiwan wichtige Produkte für den Weltmarkt herstellt. (dpa)

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