Bevölkerung ignoriert Kreml-PropagandaRussen googeln Ende von Wladimir Putins Amtszeit

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Der russische Präsident Wladimir Putin sitzt an einem Tisch in seinem Büro im Kreml. Im Hintergrund sind zwei russische Fahnen zu sehen.

Die Beliebtheit des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist in Teilen der Bevölkerung seit Beginn des Ukraine-Kriegs gesunken. Auch der Putschversuch von Jewgeni Prigoschin zeigt deutliche Auswirkungen.

Die propagierte „Spezialoperation“ wird kaum gesucht, stattdessen googeln die Russen „Krieg“ – und wann Wladimir Putin abgewählt werden könnte.

Der russische Präsident Wladimir Putin wird offenbar in Teilen der Bevölkerung immer unbeliebter. Neueste Auswertungen der Suchmaschinen Google und Yandex zeigen, dass die Frage „Wann sind die nächsten Wahlen in Russland?“ seit Jahresbeginn kontinuierlich häufiger gesucht wurde. 

Nach dem Putschversuch von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin erreichten die Suchanfragen ihren vorläufigen Höhepunkt. Zuletzt waren die Suchergebnisse im vergangenen Oktober höher gewesen – als Putin die in der Bevölkerung unbeliebte Teil-Mobilisierung angekündigt hatte. Zahlreiche Russen waren damals aus dem Land geflohen, an den Grenzen bildeten sich lange Staus.

Wladimir Putin: Russen googeln Ende der Amtszeit – Anfragen steigen nach gescheitertem Putschversuch

Neben der Frage nach der nächsten Wahl suchten die Russen auch vermehrt nach Möglichkeiten, eine Pistole zu kaufen oder einen Molotow-Cocktail zu bauen. Ebenfalls interessant: Der Suchbegriff „Krieg“ liegt deutlich vor dem Wort „Spezialoperation“, das die russischen Staatsmedien für den Angriffskrieg in der Ukraine verwenden. Analysiert wurden die Suchtrends durch das russischsprachige Investigativ-Portal „The Insider“.

Wladimir Putin, der seit mehr als zwei Jahrzehnten de facto die Geschicke im Kreml lenkt, hat durch den Verlauf des Ukraine-Kriegs an Popularität eingebüßt. Seine Reaktion auf den Putschversuch im Juni hatte auch die Elite im Kreml besorgt. Der russische Präsident soll mit einem Militärflugzeug in eine Datsche bei Moskau geflohen seien und „wie gelähmt“ gewirkt haben.

Dmitri Medwedew: Ex-Ministerpräsident fährt in Mercedes bei Militärtreffen vor

Unterdessen produziert Russlands ehemalige Ministerpräsident Dmitri Medwedew aus Sicht der Kreml-Führung sicherlich vermeidbare Schlagzeilen. Medwedew fuhr bei einem offiziellen Treffen von hochrangigen Militärs in einer Mercedes-Limousine vor, während der Rest des Trosses überwiegend aus russischen Lada-Fahrzeugen bestand. Sehr ungewöhnlich, da die Wirtschaft westlicher Länder laut russischer Propaganda derzeit stark schrumpfe.

Russland hatte seit Beginn des Ukraine-Kriegs den Fokus verstärkt auf eigene Produkte und Waren gelegt, viele Verbindungen in den Westen wurden gekappt. So übernahm ein russischer Unternehmer die stillgelegten McDonalds-Restaurants im Land und betreibt diese unter verändertem Namen und mit abgekupferten Produkten weiter. Westliche Produkte werden von der Kreml-Führung im Rahmen ihrer Propaganda geächtet.

Russischer „Popmusik-König“ verschmäht Urlaub auf der Krim – Video aus Griechenland aufgetaucht

Ebenfalls unangenehme Fragen muss sich Philipp Kirkorow gefallen lassen, auch als „russischer Popmusik-König“ bekannt. Kirkorow gilt als einer der bekanntesten Musiker Russlands und trat unter anderem mehrfach auf der besetzten Halbinsel Krim auf. Seitdem die Brücke zum russischen Festland mehrfach attackiert wurde, meiden viele russische Touristen aber das sonst beliebte Urlaubsgebiet.

Auch Kirkorow macht lieber im Ausland Urlaub, statt ans Schwarze Meer bei Sotschi zu reisen, verbringt der Musiker seinen Sommerurlaub lieber in Griechenland. In einem Instagram-Video ist zu sehen, wie sich Kirkorow über den schweißnassen Kopf streicht. Wie viele Russen hatte er zuletzt die Grenzgebiete zur Ukraine gemieden, da es immer häufiger zu Angriffen auf russisches oder russisch besetztes Gebiet gegeben hatte. (shh)

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